Das DIZ Emslandlager muss Teil der Gedenkstätte Esterwegen bleiben!

geschrieben von Cornelia Kerth, Florian Gutsche

13. Juni 2023

Bereits 1933 wurden die Lager Börgermoor, Neusustrum und Esterwegen eingerichtet. Damit gehören die Emslandlager zu den frühen Konzentrationslagern. Unter den Häftlingen in dieser frühen Phase waren unter anderen der langjährige VVN-BdA-Vorsitzende in Hamburg Herbert Baade und unser Ehrenvorsitzender Hans Lauter.

Das Lied „Die Moorsoldaten“ entstand im Lager Börgermoor und wurde als Zeugnis der frühen Verfolgung von Antifaschistinnen und Antifaschisten weithin bekannt. Es ist bis heute ein wichtiger Ausdruck und Symbol für den deutschen antifaschistischen Widerstand. Anders als andere frühe Lager wurden die Emslandlager in der Mitte der 1930er Jahre nicht geschlossen, sondern bis zur Befreiung 1945 zu einem regelrechten Lagerkomplex ausgeweitet, in dem Hunderttausende aus ganz Europa litten.

Trotzdem waren die Emslandlager und das KZ Esterwegen in Deutschland jahrzehntelang vergessen. Das änderte sich erst mit der Gründung des DIZ Emslandlager 1985, welches erstmals öffentlich an dieses Konglomerat aus frühen Lagern, Strafgefangenenlagern, Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht sowie Außenlager des KZ Neuengamme erinnerte.

Ohne die kontinuierliche Arbeit dieses Dokumentations- und Informationszentrums, das wesentliche Unterstützung von ehemaligen Häftlingen und ihren Angehörigen erfuhr, wäre die politische Debatte, die 2008 zur Gründung der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen führte, gar nicht in Gang gekommen. Dem DIZ kommt damit der Verdienst zu, die Grundlage für die Einrichtung der Gedenkstätte am historischen Ort gelegt zu haben.

Nachdem das DIZ 2011 auf Einladung des Landkreises seinen Sitz von Papenburg in die neu eröffnete Gedenkstätte verlegt hatte und wiederum deren Arbeit nicht nur maßgeblich aufbaute, sondern bis heute auch durchführt, kam es nun kurzfristig zur Kündigung zum 15. Juni durch ebenjene Stiftung, die ihre Existenz dem DIZ verdankt. Die Verantwortung dafür trägt der 2019 ins Amt gewählte Landrat Marc-André Burgdorf, der der Stiftung vorsteht.

Dagegen protestieren wir mit aller gebotenen Schärfe!

Zu Recht bewertet der Vorsitzende des Aktionskomitees für ein DIZ Emslandlager, Prof. Dr. Habbo Knoch, die Kündigung als eine „gravierende Missachtung des Vertrauensschutzes für einen bürgerschaftlichen Verein“ und einen „offensichtlichen Wortbruch durch die kommunalen Verantwortungsträger für die Gedenkstätte“.

Vorausgegangen war von Seiten der Stiftung die Forderung nach einer Selbstauflösung der DIZ, obwohl noch im Dezember 2019 vereinbart wurde, dass das DIZ auch zukünftig mit eigenem Personal die Arbeit der Gedenkstätte mitgestalten wird. Dieses Personal wird durch die Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten finanziert, die das DIZ als förderungswürdige Einrichtung eingestuft hat.

Einen Akteur, der für die Gedenkstätte konstitutiv ist und der für bürgerschaftliches Engagement einschließlich des Engagements ehemaliger Verfolgter und ihrer Nachkommen steht, in solcher Weise zu brüskieren, ist völlig unverständlich. Insbesondere in einer Zeit, in der die Zeitzeugengeneration im Schwinden begriffen ist und geschichtsrevisionistische Ansätze durch die Präsenz einer Partei wie der AfD in den Parlamenten inzwischen alltäglich sind, ist ein solch skandalöses Vorgehen fatal.

Wir fordern mit dem DIZ und dem Aktionskomitee die Rücknahme der Kündigung und die Fortführung der Arbeit auf den zuletzt 2019 erneuerten Kooperationsgrundlagen und versichern dem DIZ unsere Unterstützung auch darüber hinaus.