Standort Köln

In Köln befindet sich das Hartmut-Meyer-Archiv, das zentrale Neofaschismus- und Revanchismus-Archiv der Bundesvereinigung der VVN-BdA. Dazu gehört das Georg-Herde-Archiv (beinhaltet die Sammlung zu Revanchismus) und das Archiv der VVN-BdA.

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Nach einem Umzug und der Restrukturierung des Archivs im September 2023, bestehen für Wissenschaftler*innen und antifaschistisch Tätige nun wesentlich bessere Arbeitsbedingungen. In Zusammenarbeit mit der Kölner Kreisvereinigung der VVN-BdA konnte so ein Ort geschaffen werden, der zu einem wichtigen bundesweiten Anlaufpunkt für antifaschistische Politik und Forschung werden soll.

Das Hartmut-Meyer-Archiv/Georg-Herde-Archiv der VVN-BdA stellt sich vor

Neben einer regelmäßigen Auswertung extrem rechter Publikationen, die der VVN-BdA zur Verfügung gestellt wird, veröffentlichen die Mitarbeiter*innen des Archivs regelmäßig ihre Rechercheergebnisse als hma-Meldungen auf den Internetseiten der VVN-BdA. Diese erscheinen als „Antifa-News“ auch auf unseren Social-Media-Kanälen. Auch die Erstellung der Ausstellung „Keine Alternative! Eine kritische Auseinandersetzung mit der AfD“ und die regelmäßige Aktualisierung der Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ der VVN-BdA wird vom Hartmut-Meyer-Archiv aktiv unterstützt.

Das Hartmut-Meyer-Archiv ist auf Spenden und Recherchehonorare angewiesen, dazu wurde ein Förderkreis eingerichtet, über den regelmäßige Spenden für das Archiv geleistet werden können. Über neue UnterstützerInnen würden wir uns freuen. Das Archiv und die Bibliothek steht insbesondere den Mitgliedern der VVN-BdA für Besuche offen.

Kontakt
Anfragen werden im Regelfall per E-Mail oder postalisch beantwortet: E-Mail: hm_archiv(at)yahoo.de
Spendenkonto: VVN-BdA, IBAN: DE29 3601 0043 0330 7204 35, BIC: PBNKDEFF

Archivarbeit

Die Bestände des Hartmut-Meyer-Archivs gehen bis in die 1950er Jahre zurück. Gesammelt und ausgewertet werden Flugblätter, Zeitungen und Zeitschriften neofaschistischer und anderer extrem rechter Gruppierungen, Organisationen, Parteien und Verlage sowie Bücher aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Zudem gibt es eine monatliche Presseauswertung und eine (fast) vollständige Sammlung antifaschistischer Publikationen aus dieser Zeit. Darüber hinaus findet man eine Auswahl von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern aus der NS-Zeit.

Genutzt wird das Archiv auf vielfältige Weise: Für die Recherche nach einschlägig rechten Organisationen und Personen mit Lokal- oder Regionalbezug, für Berichterstattungen in den Medien, für die Erstellung von Flugblättern, Broschüren und Büchern, für Arbeiten im wissenschaftlichen Bereich wie auch für die Suche nach Quellen im Rahmen von juristischen Auseinandersetzungen.

Zusätzlich werten wir regelmäßig mehrere Dutzend einschlägig rechte Internetportale aus, um ideologische order organisatorische Veränderungen im Spektrum der extremen Rechten möglichst frühzeitig zu erkennen. Im Gegensatz zum sog. „Verfassungsschutz“ beobachten wir dabei auch sehr genau die personellen und ideologischen Verbindungen der extremen Rechten zur sog, „Mitte der Gesellschaft“.

Wer war Hartmut Meyer? Der Ursprung des Archivs

Hartmut Meyer jovofoto/R-mediabase

Den Grundstock für das heutige Archiv bildet der Nachlass des 1992 viel zu früh verstorbenen Diplompädagogen Hartmut Meyer aus Bonn/Wuppertal. Hartmut Meyer, der dem damaligen Bundesausschuss der VVN-BdA angehörte, war ein brillanter Kenner der verschiedenen Spielarten faschistischer Ideologie und des Organisations- und Mediengeflechts der Grau- und Braunzone. Er hatte in den 1980er Jahren einen großen Anteil daran, dass die Einflussversuche von – insbesondere „nationalrevolutionären“ – Neofaschisten auf die Ökologie- und die damalige Friedensbewegung aufgedeckt und bekämpft werden konnten.

Auf Grundlage der Arbeiten des Faschismusforschers Reinhard Opitz (1934-1986) setzte Hartmut die Erforschung der Ideologie der „Neuen Rechten“ fort und klärte in zahlreichen Vorträgen auf Konferenzen und Veranstaltungen über Ziele, Strukturen und Akteure der verschiedenen Spektren der extremen Rechten auf.

Nach dem Tod Hartmut Meyers wurde sein Archiv von der „Neofaschismus-Kommission“ der VVN-BdA in Nordrhein-Westfalen übernommen und die Recherchearbeit fortgeführt. Im laufe der Jahre ergänzten noch weitere Sammlung die Bestände. So zum Beispiel zu Burschenschaften und anderen studentischen Verbindungen sowie zu den religiösen Fundamentalisten. Auch der Nachlass eines ehemaligen Wehrmacht-Offiziers, eines „Artamanen“ aus Hessen, gehört dazu.

Das Georg-Herde-Archiv

Vor einigen Jahren übernahm das Archiv auch die Archivbestände des verstorbenen Frankfurter Journalisten Georg Herde. Georg Herde hatte von 1958 bis 1980 den regelmäßigen Informationsdienst „Neue Kommentare“ herausgegeben und zahlreiche Zeitungsartikel, Broschüren und Bücher verfasst. Bereits 1951 hatte er zu den Gründern des „Westdeutschen Flüchtlingskongresses“ gehört, dessen Ziel es war, dem politischen Einfluss der gerade neu gebildeten Revanchistenverbänden auf die Millionen Umsiedler aus den ehemals deutschen Ostgebieten etwas entgegenzusetzen.

Georg Herde forschte und publizierte über die Einflussnahme der Revanchistenverbände auf die bundesdeutsche Politik und prangerte die NS-Vergangenheit führender Politiker und Funktionäre der „Vertriebenen“-Verbände an. Diese griffen Georg Herde in ihren Medien scharf an und zerrten in mehrfach vor Gericht, was ihn sogar für einige Wochen in ein Untersuchungsgefängnis brachte.

Archiv der Neofaschismus-Abteilung der VVN-BdA

Seit Anfang 2010 befindet sich auch das Archiv der Neofaschismus-Abteilung des Bundesverbandes der VVN-BdA, die bis 1990 tätig war, in unseren Beständen. Dazu gehören u.a. „Dienstalterslisten“ der SS und höherer Polizeioffiziere, Informationen über die verschiedenen SS- und Waffen-SS-Verbände sowie Dossiers über führende NS-Funktionäre. Auch die seit den 1950er Jahren erschienene HIAG-Zeitschrift „Der Freiwillige“ ist hier zu finden.

Archivbestand

Das heutige Archiv umfasst etwa 54 Regale mit Aktenordnern, mehreren tausend Büchern sowie eine große Menge Zeitungen und Zeitschriften aus und über die verschiedensten Spektren der extremen Rechten. Geordnet sind diese nach Themengebieten wie zum Beispiel Revanchismus, Ökologie, Medien, Militaristenverbände, Esoterik/Sekten, Parteien, Bündische Jugend, Völkisch-Religiöse, Völkisch-Kulturelle, Nationalismus, Grauzone, Braunzone usw.

Ein umfangreiches Antiquariat mit antifaschistischen Büchern und Broschüren der letzten Jahrzehnte rundet unsere Aktivitäten ab. Hierzu kann eine Bücherliste auf der alten Webseite der VVN-BdA NRW heruntergeladen werden. So ist es zum Beispiel noch heute möglich, die „Neuen Kommentare“ Georg Herdes im Original zu erwerben.