Dem Rechtsruck entgegentreten

geschrieben von Netzwerk der Lagergemeinschaften

29. August 2017

 

Erklärung des Netzwerks der Lagergemeinschaften

aus Anlass der Bundestagswahl am 24. September 2017

 

Mit überaus großer Besorgnis nehmen wir, die Vertreter der von den ehemaligen Häftlingen der Konzentrationslager gegründeten Interessenverbände, den weltweiten Rechtsruck und die Erfolge der Rechtspopulisten in Europa und Deutschland zur Kenntnis.

 

Vor dem Hintergrund des ungebremsten globalen Kapitalismus haben sich Armut und soziale Ungerechtigkeit sowie die damit einhergehenden gesellschaftlichen Konflikte in den letzten Jahren erheblich verschärft. Armut, anhaltende Kriege und religiös begründete Radikalisierung führen weltweit zu instabilen Verhältnissen und großen Flüchtlingsbewegungen.

 

Eine allgemeine Verunsicherung äußert sich momentan europaweit in dem Wieder-aufleben nationalistischer und völkischer Ideologien, die sich nicht nur gegen alles vermeintlich Fremde und Andersartige und ein geeintes Europa richten, sondern auch gegen die über Jahrzehnte erkämpften Errungenschaften der demokratischen Zivilgesellschaft. Diese Werte und Errungenschaften, Offenheit und Akzeptanz, Solidarität und Mitbestimmung, Emanzipation und Schutz von Minderheiten, nicht zuletzt die Freiheit der Presse und von Wissenschaft, Kunst und Kultur, gilt es mit allen Kräften zu verteidigen und den reaktionären Tendenzen entgegenzutreten.

 

In einigen Ländern Europas sind Rechtspopulisten schon an der Regierung, in anderen konnte dies nur durch den Zusammenschluss aller demokratischen, antifaschistischen Kräfte verhindert werden. Besonders unerträglich für uns ist der Erfolg der AfD in Deutschland, die mit Islam- und Fremdenfeindlichkeit sowie weiteren rechten Positionen ein bedrohlich großes Wählerpotential erreichen kann. Ihre Vertreter bezeichnen die Gedenkkultur an die nationalsozialistischen Verbre-chen als Zeichen der Schande und fordern ein Ende der „politischen Korrektheit“.

 

Dies geschieht in einer Zeit, in der nur noch wenige Überlebende der Konzen-trationslager aus eigenem Erleiden Auskunft über die Verbrechen des Nationalsozialismus geben können.

 

Im „Vermächtnis der Überlebenden“ erklärten 2009 die Vertreter von zehn internationalen Häftlingsverbänden:

 

„ (…) Aber auch Europa hat seine Aufgabe: Anstatt unsere Ideale für Demokratie, Frieden, Toleranz, Selbstbestimmung und Menschenrechte durchzusetzen, wird Geschichte nicht selten benutzt, um zwischen Menschen, Gruppen und Völkern Zwietracht zu säen. (…) Die letzten Augenzeugen wenden sich an Deutschland, an alle europäischen Staaten und die internationale Gemeinschaft, die menschliche Gabe der Erinnerung und des Gedenkens auch in der Zukunft zu bewahren und zu würdigen. Wir bitten die jungen Menschen, unseren Kampf gegen die Nazi-Ideologie und für eine gerechte, friedliche und tolerante Welt fortzuführen, eine Welt, in der Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus keinen Platz haben sollen.“

Wir, die wir dieses Vermächtnis fortführen, wenden uns deutlich gegen jegliche Form rechter, menschen- und demokratiefeindlicher Ideologien und Tendenzen und stellen uns dieser wachsenden Bedrohung, gemeinsam mit allen demokratisch Gesinnten, nach Kräften entgegen.

 

Nach dem sich abzeichnenden Ende der Zeitzeugenschaft kommt den KZ-Gedenkstätten und den Gedenkstätten und Museen zum NS-Terror eine noch größere Bedeutung in der Vermittlung der Geschichte zu. Daher fordern wir von der  Bundesregierung und den Landesregierungen eine intensivere Förderung dieser Gedenkstätten und Museen. Ebenso fordern wir alle Vertreter der demokratischen Parteien auf, dies zu unterstützen und sich für eine bessere Ausstattung der Gedenkstätten einzusetzen, insbesondere im Bereich der pädagogischen Arbeit. Junge Menschen müssen die Möglichkeit erhalten, sich qualifiziert und differenziert mit diesem Teil der Geschichte zu beschäftigen, um sich kritisch mit den Inhalten des Rechtspopulismus auseinandersetzen zu können.

 

 

 

Unterzeichnende Verbände:

 

Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer e.V.

 

Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V.

 

Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V.

 

Deutsches Mauthausenkomitee Ost e.V.

 

Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e.V.

 

Lagergemeinschaft Ravensbrück / Freundeskreis e.V.

 

Lagerarbeitsgemeinschaft KZ Sachsenburg e.V.

 

Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V.

 

Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e.V.

 

Unterstützer:

 

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen

und Antifaschisten e.V. ( VVN -BdA )

 

6000 Neonazis treffen sich in Themar – und keiner ist verantwortlich

geschrieben von Dr. Ulrich Schneider

18. Juli 2017

Scharfer Protest der antifaschistischen Vereinigung VVN-BdA:

Die VVN-BdA hat mit Empörung und Erschrecken die Vorgänge um das wohl größte Rechtsrock-Konzert an diesem Wochenende im thüringischen Themar verfolgt. Unter dem Schutz von 1000 Polizisten traten auf Einladung offen neofaschistischer Organisatoren Musikgruppen auf, die mit ihren menschenverachtenden Texten und Musikstücken Rassismus und Fremdenfeindlichkeit propagieren und die wie die Gruppe „Stahlgewitter“ Verbindungen zum verbotenen Netzwerk „Blood and Honor“ haben. Dieses Konzert wurde zu einem Anziehungspunkt für Neonazis nicht nur aus Thüringen, sondern aus Deutschland und dem europäischen Ausland.

Wir fragen die politisch Verantwortlichen in Thüringen:
Wie kann es sein, dass der Bürgermeister der Gemeinde, der sich klar gegen dieses Treffen ausgesprochen hat, und die Kreisverwaltung von der thüringischen Kommunalaufsicht alleine gelassen worden sind bei der gerichtsfesten Vorlage eines Widerspruchsbescheids? War man dort überhaupt nicht an einem gerichtlichen Verbot interessiert?
Welche Rolle spielt der thüringische Verfassungsschutz, der zwar über Russland-Kontakte Thüringer Neonazis Bescheid weiß, aber keine verbotsrelevanten Fakten zu diesem Treffen zusammentragen konnte? Hat sich – trotz neuer Leitung – die „kooperative“ Haltung gegen über der extremen Rechten, die sich so unsäglich bei den NSU-Morden gezeigt hat, nicht geändert?
Was ist von einem Thüringischen Innenminister zu halten, der keine Anstalten unternimmt, ein solches Treffen zu verhindern und sich stattdessen vom Verwaltungsgericht ermächtigen lässt, mit seiner Polizeitruppe den „ruhigen Ablauf“ zu gewährleisten, so wie eine Woche zuvor beim G20 – Treffen in Hamburg?

Wir erwarten von den politischen Kräften in Thüringen, dass sie dieses skandalöse Vorgehen nicht verdrängen („Schön, dass es vorbei ist!“), sondern politische und juristische Handlungsstrategien entwickeln, die eine Wiederholung eines solchen Neonazi-Konzertes ausschließen.
Die VVN-BdA wird mit ihren Kräften weiterhin den gesellschaftlichen Widerstand gegen solche neofaschistischen Provokationen unterstützen.

Zur Missachtung von Versammlungsfreiheit und Gewaltenteilung durch die Hamburger Innenbehörde

geschrieben von Dr. Axel Holz und Cornelia Kerth

5. Juli 2017

 

 

 Beim Treffen der G 20 in Hamburg treffen sich die Repräsentanten von 80 % der weltweiten Wirtschaftskraft. Die 174 dort nicht vertretenen UN-Mitgliedsstaaten müssen sich den Rest teilen.

Bei den Gipfeltreffen werden Verabredungen getroffen, die vor allem dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Dafür wird die Stadt Hamburg über die „Gipfel-Tage“ in Belagerungszustand versetzt.

– Wer die Legitimität der geballten Wirtschaftsmacht infrage stellt,

– wer eine Weltordnung infrage stellt, die Tag für Tag mehr als 20.000 Kinder an Hunger und vermeidbaren Infektionskrankheiten sterben lässt,

– wer seinen Protest auch mit Formen zivilen Ungehorsams zum Ausdruck bringen will,

ist in Hamburg nicht willkommen.

Seit Wochen wird von Senat, Polizei und Teilen der Medien Bürgerkriegsstimmung verbreitet. Organisatoren von Demonstrationen werden mit „Steckbriefen“ des Verfassungsschutzes kriminalisiert. Nun werden Anwälte unter den Verdacht der „Rädelsführerschaft“ gestellt, weil sie gegen behördliche Willkür den Rechtsweg beschreiten.

Senat, Innenbehörde und Polizei stehen auf Kriegsfuß mit verfassungsmäßig garantierten Grundrechten, und mit der Missachtung von Gerichtsentscheidungen durch die Polizei wird die Gewaltenteilung als eine der Säulen der rechtsstaatlichen Verfassung faktisch außer Kraft gesetzt.

Wir protestieren gegen diese Maßnahmen und rufen dazu auf, sich den Demonstrationen der nächsten Tage anzuschließen und sie zu einem sichtbaren Zeichen zivilgesellschaftlichen  Protests werden zu lassen.

Broschüre zum Bundeskongress

geschrieben von Cornelia Kerth, Axel Holz

15. Juni 2017

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„Deutsche Großmachtträume platzen lassen. Rechtsentwicklung stoppen. Menschenrechte verteidigen.“ Unter diesem  Motto fand am 1. und 2. April 2017 im Frankfurter Haus Gallus der 6. Bundeskongress der VVN-BdA statt. Damit ist das Ziel unserer notwendigen Interventionen in den nächsten drei Jahren abgesteckt.   P_01_Umschlag_Brosch_VVN-BdA_Referate_Bundeskongress_1Vielfältige Auseinandersetzungen, die es in den vergangenen Jahren in unserem Bündnisumfeld gegeben hat, machen es notwendig, dass wir nicht nur an traditionellen Forderungen und Losungen festhalten, sondern dass wir uns mit den sich rasant verändernden gesellschaftlichen und politischen Bedingungen auseinandersetzen und immer wieder neu positionieren. Deshalb haben wir uns entschieden in diesem Jahr nicht nur auf unsere eigene Kompetenz zu vertrauen, sondern haben uns Referenten zu entscheidenden Themen eingeladen, die unseren Debatten eine aktuelle und fundierte Grundlage liefern können.   Wir konnten dafür Lühr Henken, einen der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag für das Thema „Deutschland rüstet auf“ gewinnen. Helmut Kellershohn, Mitarbeiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung hat sich kritisch mit dem Thema „Die Mitte radikalisiert sich“ befasst und Prof. Fabian Virchow vom Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus und Neofaschismus der FH Düsseldorf beleuchtete das Themenfeld „Die extreme Rechte gruppiert sich neu“.   Alle drei Referate stießen bei den Delegierten auf großes Interesse und boten viele neue Informationen und Diskussionsansätze – leider fehlte die Zeit für die notwendige Vertiefung durch Diskussionen. Deshalb wurde von vielen Delegierten der Wunsch nach einer Veröffentlichung der Referate schon während des Kongresses geäußert. Erfreulicherweise haben alle Referenten dem zugestimmt, im Fall des Referats von Fabian Virchow auch Herausgeber und Verlag der „Neuen Kriminalpolitik“ in der der abgedruckte Beitrag zuerst publiziert wurde. Dafür herzlichen Dank an alle.   Wir freuen uns, mit dieser Broschüre drei Beiträge zu notwendigen Diskussionen vorlegen zu können und wünschen uns eine rege Debatte in der VVN-BdA und gern darüber hinaus.

W_Broschuere_VVN-BdA_Referate_Bundeskongress_2017

Festveranstaltung zum 70. Geburtstag der VVN

geschrieben von Gerhard Hallermayer

9. Mai 2017

Unsere Festveranstaltung zum 70. Geburtstag der VVN am Vorabend des Bundeskongresses wurde von Gerhard Hallermayer filmisch dokumentiert.

1. Eröffnung durch die Bundesvorsitzende Cornelia Kerth.

2. Emil Mangelsdorff

3. Grußwort von Vilmos Hanti (FIR)

4. Grußwort vom Russischen Veteranenverband

5. Grußrede von Beate Klarsfeld

6. Grußwort von Romani Rose

7. Sinti und Roma Philharmoniker

8. Grußwort von Peter Feldmann OB der Stadt Frankfurt/Main

9. Grußwort von Stephan Körzell DGB-Bundesvorstand

10. Frankfurter DGB-Chor

11. Dr. Ulrich Schneider Historischer Rückblick auf 70 Jahre VVN

12. Talk der Generationen

13. Berliner Reggae und Hiphop-Künstler Filou und Schluss

Aufruf zum Ostermarsch 2017

geschrieben von Bundessprecherkreis der VVN-BdA

4. April 2017

 

Deutsche Großmachtträume platzen lassen

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten ruft auf:  Beteiligt Euch an den Ostermärschen 2017 für Frieden und Abrüstung!

Die politische Entwicklung muss uns alle zum Handeln, zum Widerstand gegen Kriegsbeteiligung und weitere Aufrüstung veranlassen.

Bundesregierung und Bundespräsident erzählen der Öffentlichkeit, dass die Politik des amerikanischen Präsidenten Trump größere Anstrengungen Europas – und besonders Deutschlands – für die “Sicherheit” erfordert. Trump indessen will zwar die militärische Dominanz der USA erhalten, zugleich kündigt er eine Konzentration der Truppen und Ressourcen im pazifischen Raum an. Für die militärische Sicherung der „westlichen“ Interessen rund um den Atlantik sollen die europäischen NATO-Verbündeten sorgen.

Damit liefert Trump eine Steilvorlage, die bereitsim 2016 vorgestellten „Weißbuch“ der Bundeswehr umfassenden Aufrüstungsprojekte der Großen Koalition offensiv umzusetzen und damit der vom scheidenden Bundespräsidenten Gauck eingeforderten „größeren Verantwortung Deutschlands“ in der Welt die materielle Grundlage zu schaffen.

Das ehrgeizige Ziel, die Militärausgaben im Bundeshaushalt zu verdoppeln und auf 2 % des Brutto-Inlandsproduktes zu erhöhen, geht einher mit neuen Debatten über die Notwendigkeit zur Schaffung einer EU als „Europäische Verteidigungsgemeinschaft“. So wie heute schon immer mehr bi- oder multinationale NATO-Verbände unter deutscher Führung stehen, sollen nun laut Verteidigungsministerin drei „tief integrierte“ europäische Großverbände in Divisionsstärke geschaffen werden. Dazu sollen gemeinsame neue gemeinsame Rüstungsprojekte entwickelt werden.

Wir wollen keine weitere Aufrüstung, keine weiteren Auslandseinsätze deutscher Soldaten, keine weiteren Kriege. Wir wollen bezahlbare Wohnungen, gute Bildung und Gesundheitsversorgung für alle!

Wir fordern das Einfrieren des Rüstungshaushalts und die Beendigung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr!

Mehr als 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Die meisten von ihnen leben unter menschenunwürdigen Umständen ohne jede Perspektive in Lagern, für die der Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen kaum ein Bruchteil der benötigten Mittel zur Verfügung steht. 80 Milliarden Euro jährlich soll die militärische „Verantwortung“ kosten, die Deutschland übernehmen soll.

Wir meinen: Deutschland soll mehr humanitäre Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass die Versorgung der Menschen auf der Flucht sichergestellt ist, dass Kriege enden und dass die Lösung der Probleme vorangetrieben wird, die Flucht zwingen:  die rücksichtslose Überausbeutung von Mensch und Natur, die politische Befeuerung regionaler Konflikte Regierungen und gigantische Profite durch Waffenexporte.

 

Wir fordern: Schluss mit den Waffenexporten

Rüstung und Militär tragen zur Lösung der realen Menschheitsprobleme nichts bei, im Gegenteil: jeder Euro, Dollar, Rubel oder Yüan, der in die Aufrüstung investiert wird, fehlt dort, wo noch immer Tag für Tag 30.000 Kinder an Hunger und vermeidbaren Infektionskrankheitensterben.

Trotzdem werden derzeit die atomaren Arsenale modernisiert, in Deutschland wird die eigene atomare Option erneut in die Debatte gebracht. Amerikanische Killerdrohnen, die von Deutschland aus gesteuert werden, töten weltweit Tausende; auf dem Beschaffungsprogramm der Bundeswehr stehen eigene Drohnen. Wir sagen dazu NEIN!

 

Wir fordern weiterhin die völkerrechtliche Ächtung von Atomwaffen und die Beendigung des Drohnenkriegs.

r unserer Forderungen gehen wir zu Ostern auf die Straße und rufen dazu auf, gemeinsam deutlich zu machen:

NEIN zum deutschen Streben nach militärischer Führung –

Deutsche Großmachtträume platzen lassen!

 

 

Beschlüsse des 6. Bundeskongresses

2. April 2017

Der 6. Bundeskongress fasste 8 Beschlüsse zu folgenden Themen:

 

Leitantrag: Deutsche Großmachtträume platzen lassen. Rechtentwicklung stoppen. Menschenrechte verteidigen.

 

2: Artikel 129 Grundgesetz: Faschismus war und ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

 

3: Gerechtigkeit für die Opfer

 

4: Kennzeichnung der Tatorte der Industrie 1933

 

5. VVN-BdA weist Angriffe des Verfassungsschutzes zurück

 

6.: Uneingeschränkte Solidarität mit den in der Türkei inhaftierten HDP-Mitgliedern

 

7: Solidarität mit angezeigten antifaschistischen Gewerkschaftern

 

8: Kampf gegen Neofaschismus ist notwendiger denn je

 

Alle Beschlüsse gibt es hier als pdf-Dokument: Beschlüsse des 6. Buko: Beschlüsse des 6. Buko 17_05_31

Politischer Bericht an den 6. Bundeskongress

geschrieben von Axel Holz und Cornelia Kerth

1. April 2017

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Liebe Kameradinnen und Kameraden,

Seit unserem letzten Bundeskongress 2014 hat sich die politische Situation, in der wir uns positionieren und bewegen müssen, dramatisch verändert.

 

Vor drei Jahren haben wir Euch die neueste Version unserer Ausstellung  „Neofaschismus in Deutschland“ vorgestellt, in der die AfD nur als Randnotiz vorkam. Es gab noch keine PEGIDA-Aufmärsche und brennende Unterkünfte von Geflüchteten schienen der Vergangenheit anzugehören.

 

Im Februar wurden in der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion für das Jahr 2016 3.500 Angriffe auf Geflüchtete gemeldet.   988 mal richtete sich die Gewalt gegen Unterkünfte. 2.545 mal wurden Menschen angegriffen. 560 von ihnen wurden verletzt, darunter 43 Kinder. Hinzu kommen 217 Angriffe auf Hilfsorganisationen und Unterstützer_innen. Das sind im Schnitt fast 10 Angriffe an jedem einzelnen Tag. Es ist so alltäglich geworden in Deutschland, dass es kaum noch in der Zeitung steht – ganz im Gegensatz zu nahezu jedem Delikt, das Geflüchteten zur Last gelegt wird.

 

Das ist nur eines unter vielen Indizien, wie die rassisitischen Mobilisierungen und die AfD die politische Achse der Republik bereits nach rechts verschoben haben. Bis Silvester 2015 galt nämlich, dass die Nationalität von Verdächtigen grundsätzlich nicht veröffentlicht werden sollte. Erst nach den massenhaften sexuellen Belästigungen junger Frauen in Köln und anderen Städten durch Männer, die als“Nordafrikaner”beschrieben wurden, änderte sich das unter dem Einfluss einer verheerenden öffentlichen Debatte, die wochen- und teilweise monatelang die Schlagzeilen dominierte.

 

In dieser Kampagne – so muss man es nennen – wurde die rechte Hetze von der “Lügenpresse”, die unliebsame Nachrichten unter den Tisch kehrt, bis zum “Kartell einer kleinen Gruppe von Politikern“, die der „gesellschaftsschädlichen Political Correctness“ verpflichtet ist, wirkmächtig.

 

Gerade noch war die „deutsche Willkommenskultur“ gefeiert worden. Zehntausende freiwillige Helferinnen und Helfer leisteten großartige Unterstützung, wo der Staat sich überfordert gab und noch in ihrer Ansprache zum Jahreswechsel hatte Angela Merkel „Wir schaffen das“ gesagt.

 

Als sei ein Hebel umgelegt worden, war diese Stimmung von einem auf den anderen Tag aus dem öffentlichen Leben verschwunden. Betrachtungen über angeblich kulturell bedingte Frauenverachtung nordafrikanischer, orientalischer oder muslimischer Männer, über steigende „Ausländerkriminalität“, über empörende „Anspruchshaltung“ von Menschen, die nach nach Monaten in Lagerhallen endlich eine menschenwürdige Unterkunft verlangten, um nach der langen Flucht unter katasrophalen Bedingungen nun endlich zur Ruhe kommen zu können, waren täglich in allen Medien zu finden. Und natürlich die ungezählten Talkrunden auf allen Kanälen zum Thema „Können wir das wirklich schaffen?“, in denen nun endlich regelmäßig auch die AfD zu Wort kam.

 

Es ist vermutlich nicht allzuweit hergeholt, anzunehmen, dass die Erfolge der AfD bei den Wahlen im März 2016 auch diesem Klima zuzuschreiben sind, in dem sie sich als diejenigen darstellen konnten, die das, was nun flächendeckend problematisiert wurde, von Anfang an kritisiert hatten. Inzwischen wird über Burka-Verbote diskutiert, Menschen selbst nach Afghanistan abgeschoben, weil Politiker glauben, damit Wahlen gewinnen zu können.

 

Anders als häufig dargestellt, hat der Aufstieg der AfD allerdings nicht erst begonnen, nachdem die Bundeskanzlerin die Öffnung der Grenzen für Hunderttausende verzweifelte Menschen anwies, die auf der Flucht vor Kriegen, Verfolgung und Elend versuchten über die „Balkanroute“ den reichen (Nord-)Westen Europas zu erreichen und dort auf Ablehnung, Verweigerung von Schutz und Hilfe und teilweise offene Pogromstimmung gestoßen waren.

 

Schon ein knappes Jahr vorher hatten Ende 2014 die ersten PEGIDA-Märsche in Dresden stattgefunden und die Zahl derer, die dort und anderswo gegen „Merkel“ und die „Lügenpresse“ demonstrierten und beide offensichtlich mit der halluzinierten „Islamisierung des Abendlandes“ in Verbindung brachten, war auf 20- bis 30.000 an jedem Montag gestiegen.

 

Auch der Sieg des völkisch-nationalen Teils der AfD über die „Euro-Kritiker“ hatte schon im Sommer 2015 den Weg für Gauland, Höcke und Co. geebnet. Insofern stellt die weit verbreitete Interpretation der rasanten Entwickung einer extrem rechten Partei als parlamentarischer Arm einer ebensolchen Bewegung als Folge einer „Flüchtlingskrise“ eher eine Verharmlosung des Phänomens dar als eine Erklärung, auf deren Grundlage wirksame Gegenstrategien entwickelt werden können.

 

Inzwischen sitzt die AfD im Europaparlament und in 11 von 16 Landesparlamenten und nimmt Kurs auf den Bundestag. Dass ihre Umfragewerte aktuell sinken, spitzt die Auseinandersetzung um Inhalte und Personal vor ihrem Kölner Parteitag zu. So wie in ihrem öffentliche gewordenen „vertraulichen“ Papier zur Wahlkampf-Strategie eine anzustrebene Öffnung zur „politischen Mitte“ der Orientierung auf die bisherigen Wählerinnen und Wähler untergeordnet wird, dürfte diese Auseinandersetzung zur Stärkung des völkisch-nationalistischen Flügels und der Position Höckes und seiner „neurechten“ Freunde führen.

 

Unbestreitbar bilden die politisch herbeigeführte Erosion des Sozialstaats zugunsten verallgemeinerter Konkurrenz in der „Ellbogen-Gesellschaft“ in allen westlich-kapitalistischen Staaten eine wesentliche Voraussetzung für die Abkehr vieler Menschen von einem parlamentarischen System, das sein Versprechen – einen gewissen Ausgleich der widerstreitenden sozialen Interessen zu organisieren – nicht mehr einlöst.

 

Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass z. B. Trump seiner Anhängerschaft  die Schaffung von Arbeitsplätzen als Folge ultranationalistischer Politik verspricht und mit „Obama-Care“ eines der wenigen sozialstaatlichen Elemente in der amerikanischen Gesellschaft wieder abschaffen will. Auch Programm und Propaganda der AfD lassen eher eine Verächtlichmachung derjenigen erkennen, die auf die sozialen Sicherungssysteme angewiesen sind, als dass sich die AfD auch nur verbal zu deren Anwältin machen würde.

 

Kurz: die seit der Sinus-Studie in den 1980er Jahren bekannte „latente“ Zustimmung zu extrem rechten Positionen liegt nun offen zutage und die darauf basierende Bewegung und ihre Partei sind zu einer wesentlichen Bedrohung für alles geworden, was wir als die antifaschistischen Grundlagen dieses Staates ansehen und für alle, die in ihrer völkischen Weltsicht keinen Platz haben. Und diesen Kräften ist es in kurzer Zeit gelungen, das politische Klima im Land bereits deutlich nach rechts zu verschieben.

 

Das ist für uns Grund genung, uns ihr mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln und gemeinsam mit allen, die unsere Sorge teilen, entgegenzustellen.

 

Das tun wir mehr als einem Jahr mit der Kampagne „Aufstehen gegen Rassismus“, zu deren Trägerkreis wir gehören. Ziel der Kampagne ist, der Afd bei den 2017 anstehenden Landtagswahlen und bei der Bundestagswahl „klein“ zu kriegen.

 

Ein Ziel ist die Ausbildung von 10.000 „Stammtischkämpfer_innen“, die ermutigt und befähigt werden sollen, sich rechten Parolen entgegenzustellen, wo immer sie auftauchen: in der Familie, in Schule, Uni oder Betrieb, im Bus oder beim Bäcker nebenan und, das ist besonders wichtig, wo immer die AfD sich zeigt. Zum Beispiel an Infotischen oder bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum.

 

Die Kampagne wurde vor ziemlich genau einem Jahr bundesweit gestartet und hat sich inzwischen in vielen Gegenden regionalisiert. In vielen Bundesländern gibt es regionale Trägerkreise, aber jede Gruppe, jeder Freundeskreis, auf einzelne Personen können mitmachen. Damit das möglich wird, gibt es „Aktions-Kits“, die alles enthalten, was man braucht, um einen Infostand der AfD angemessen zu begleiten – sogar eine „Gebrauchsanleitung“. Ihr könnt das heute Nachmittag alles selbst kennenlernen.

 

„Aufstehen gegen Rassismus“ findet in unserer Bundesgeschäftsstelle statt, wir haben einen zusätzlichen Raum angemietet und unser Freiwilliger Gerd und unserer beiden Praktikantinnen Tini und Gini unterstützen die beiden Frauen, die die Kampagne hauptamtlich koordinieren. Unser Geschäftsführer Thomas hat wesentlich an dem Konzept für die Stammtischkämpfer_innen-Ausbildung mitgearbeitet und mehrere Kameraden arbeiten als Trainer und Teamer mit.

 

Das ist eine gigantische Anstrengung, die wir hier gemeinsam mit der Interventionistischen Linken, mit Jungsozialisten und Naturfreunden, mit der Partei die LINKE und Attac, mit lokalen und regionalen antifaschistischen Bündnissen und mit einer zunehmenden Zahl von Gewerkschaftsgliederungen, besonders aus ver.di und IGM unternehmen. Und das Beste ist, dass sich immer mehr Menschen, die vorher politisch nicht aktiv waren, sich an der Kampagne beteiligen und dass es sehr viele Menschen gibt, denen es ein Bedürfnis ist, sich an Protesten gegen eine demokratie- und emanzipationsfeindliche, rassistische, völkisch-nationalistische, antisoziale und – nicht zu vernachlässigen – militaristische Partei zu beteiligen.

 

Unser originärer Beitrag zur Bekämpfung der AfD ist die neue Ausstellung «Der Arm der Bewegung», die die Neofa-Kommission erarbeitet hat und die hier heute vorgestellt wird. Mit ihr wollen wir den Charakter der AfD, ihre vielfältigen Verbindungen in unterschiedliche rechte Milieus darstellen und auf politische Bedingungen verweisen, die ihr entgegenkommen.

 

 

Kameradinnen und Kameraden,

 

die erste Losung für unseren Kongress heißt  „Deutsche Großmachtträume zum Platzen bringen“ und weist darauf hin, dass die Rechtsentwicklung in unserer Gesellschaft durchaus auch von den aktuell Regierenden vorangetrieben wird.

 

Schon 2014 haben wir die eindeutige und massive Parteinahme der Bundesregierung für die auch von Faschisten befeuerte und gesteuerte Maidan-Revolte in Kiew kritisiert und in die Bestrebungen zur Ausweitung der deutschen Vormachtstellung in Europa eingeordnet. Inzwischen ist die Bundeskanzlerin zur „Patin“ des türkischen Diktators Erdogan geworden, der mit den Milliarden, die er aus Europa für Türsteher-Dienste gegen Flüchtende kassiert, seine Anhängerschaft alimentiert und Gegner mit Willkür und Terror verfolgt.

 

Diesem Modell folgend verhandelt Deutschland mit weiteren Diktatoren, wie sie aufgerüstet werden können, um diejenigen, die vor ihnen fliehen wollen, daran zu hindern sich auf den Weg in Richtung Europa zu machen, z. B. mit dem vom Internationalen Gerichtshof als Kriegsverbrecher ausgeschriebenen Präsidenten des Sudan, Omar Bashir. Auch der Versuch des damaligen Außenministers Steinmeier auf – buchstäblich – Teufel komm raus eine libysche „Einheitsregierung“ zu präsentieren, diente wesentlich dem Zweck mit ihr Verträge über die Kontrolle der libyschen Küste abschließen zu können.

 

Einstweilen patroulliert die Bundesmarine im Mittelmeer, um „Menschenschmuggel“ und „Schleuserbanden“ zu bekämpfen, das heißt, aufgebrachte Flüchtlingsboote  unter Wegnahme von Essen, Wasser und Benzin zur Umkehr zu zwingen. Nur bereits in Seenot geratene Schiffspassagiere werden gerettet, was mit jenen geschieht, die ohne Reserven auf den Rückweg geschickt werden, interessiert niemand.

 

Unterdessen hat die Gauck’sche Ansage von der größeren militärischen „Verantwortung“ Deuschlands, die seiner gewachsenen politischen Bedeutug folgen müsse, materielle Gestalt angenommen. Bis 2030 soll sich der Rüstungsanteil im Bundeshaushalt verdoppeln, die Bundeswehr soll personell deutlich verstärkt und mit neuen Waffensystemen ausgerüstet werden, um an immer mehr Kriegsschauplätzen „deutsche Interessen“ zu vertreten.

 

Einer der neuen Einsatzorte der Bundeswehr ist Mali, wo sich die Bundeswehr am „Krieg gegen den Terror“ beteiligt und ganz nebenbei z. B. in Gao die afrikanischen Migranten, die aus Marokko durch die Wüste abgeschoben wurden, in Empfang nehmen, erkennungsdienstlich behandeln und im Knast abliefern.

 

Der Wahlsieg des ultrareaktionären Hasadeurs Trump in den USA, der mit dem Schlachtruf „America first“ den eigenen Führungsanspruch mit der Forderung nach einem „Lastenausgleich“ verbindet, liefert den willkommenen Vorwand dafür, das Projekt einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft mit Nachdruck voranzutreiben. Gleichzeitig werden Pläne für den möglichen Einsatz der Bundeswehr im Inneren vorangetrieben. Um das notwendige Personal für die Truppe zu rekrutieren, wird an Schulen, bei Ausbildungsmessen und in der Berufsberatung der Arbeitsämter und Jobcentern geworben; die Plakatwerbung ist an Zynismus kaum zu überbieten. Beispiel : „Hier geht es um meine Patienten, nicht um den Profit.“

 

Nun steht die deutsche Aufrüstung natürlich nicht allein. Wir sind mitten in einer Auseinandersetzung um die Neuaufteilung der Welt, um die Kontrolle über Ressourcen, über Öl, Wasser, Boden und Bodenschätze und natürlich um Märkte. Sämtliche Waffenarsenale werden modernisiert, neue atomare Bedrohungen entstehen und der Drohnenkrieg hat längst begonnen. Militärische Machtdemonstrationen sind allgegenwärtig und das südchinesischen Meer könnte der Ort sein, an dem der nächste große Krieg beginnt.

 

Das alles erfordert eine starke Friedensbewegung – oder besser: Antikriegsbewegung. Leider ist dort aber die Mobilisierungsfähigkeit weit von den Notwendigkeiten entfernt und das liegt auch daran, dass in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um den Charakter der „Montags-Mahnwachen“ in den traditionellen Bündnissen das gemeinsame Verständnis von Bündnisarbeit stark gelitten hat.

 

Es gibt zarte neue Pflänzchen in Form neuer regionaler Netzwerkstrukturen, der „Aufschrei“-Initiative gegen Rüstungsexporte oder Bildung ohne Bundeswehr, aber eine gemeinsame Zuspitzung, die Grundlage einer erfolgreichen Kampagne sein könnte, fehlt. Leider sind auch unsere eigenen Strukturen bisher zu wenig entwickelt, um gestaltenden Einfluss nehmen zu können. Zwar haben wir inzwischen eine Bundeskommission „Frieden und Antimilitarismus“, die regelmäßig diskutiert und Material erstellt, aber zum einen sind etliche Landesvereinigungen dort noch nicht vertreten, zum andern ist nicht in jedem Fall die Rückkoppelung mit den Diskussionen und Planungen in den Landesvereinigungen sichergestellt. Da haben wir noch viel zu tun.

 

Liebe Kameradinnen und Kameraden,

 

seit 2007, also volle 10 Jahre haben wir mit der Kampagne nonpd einen Schwerpunkt unserer Arbeit dem Verbot der NPD gewidmet. Ihr alle habt daran mitgewirkt und mit Sicherheit war nonpd in Hinblick auf die Verbreitung und Wirkung eine unserer erfolgreichsten Aktivitäten in den letzten 27 Jahren.

 

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, eine dem Faschismus wesensverwandte Partei, die aggressiv-kämpferisch auf die Beseitigung der verfassungsmäßigen Ordnung hinarbeitet, nicht zu verbieten, weil sie zu schwach sei, ihr Ziel zu erreichen, ist nicht nur eine enttäuschende politische Niederlage, sondern ein Skandal. Noch wissen wir nicht, wie sich das extrem rechte Spektrum neu sortieren wird, welche Rolle die NPD in diesem Spektrum einnehmen wird. Wir werden uns heute Nachmittag auch mit diesem Thema befassen und müssen uns eine Strategie erarbeiten, mit der wir angemessen offensiv auf die neue Situation reagieren.

 

In enger Verbindung mit der Weigerung Faschisten aus dem öffentlichen Leben zu verbannen, steht die nach wie vor in 12 von 16 Bundesländern übliche Beobachtung unserer Vereinigung durch den Inlandsgeheimdienst mit dem irreführenden Namen „Verfassungsschutz“. Ob – wie in Bayern – die Nennung der VVN-BdA im jährlichen Bericht kriminalisierend wirken soll und zugleich mit dem Verlust der Gemeinnützigkeit droht, oder ob der VS uns und einzelne Mitglieder „still“ im Visier hat, Daten speichert um sie bei gegebenem Anlass zu verwenden – beides ist nicht hinnehmbar.

 

Insbesondere in dem Verfahren, das Silvia Gingold zur Zeit gegen den hessischen VS führt, wurde deutlich, das in der Zwischenzeit die elementare inhaltlich Grundlage unserer Arbeit, der Schwur der befreiten Häftlinge von Buchenwald selbst, als verfassungsfeindlich denunziert wird. Die „Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln“ stellt nach Schlapphut-Lesart einen Verweis auf die immer wieder zitierte „orthodox-kommunistische Faschismus-Definition“ dar, derzufolge jede nicht-kommunistische Gesellschaftsform zum Faschismus führe.

 

Das können wir nicht stehen lassen. Wir werden geeignete Initiativen entwickeln müssen, um diesen Angriff zurückzuweisen. Es sollte uns nicht sehr schwer fallen, dafür Bündnispartner zu gewinnen, denn bis heute berufen sich Antifaschistinnen und Antifaschisten aller Art, auch in der SPD und in den Gewerkschaften selbstverständlich auf dieses historische Erbe. Und das Beispiel unserer Bayern zeigt ganz deutlich, dass man auch unter erschwerten Bedingungen mit dieser Auseinandersetzung neue Partner und neue Mitglieder gewinnen kann.

 

Kameradinnen und Kameraden,

 

Ulrich Schneider hat gestern darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass wir uns auf die Zeit ohne „Zeitzeugen“ vorbereiten. Wir haben dazu vor einem knappen Jahr einen ganzen außerordentlichen Bundeskongress veranstaltet. Leider haben dort viele gefehlt, dennoch haben wir dort gute und wegweisende Diskussionen geführt, Gedanken entwickelt und schon existierende gute Beispiele für die Geschichtsarbeit der Zukunft kennengelernt. Einige Kreis- und Landesverbände haben die Konferenz für ihre künftige Arbeit ausgewertet und neue Ideen entwickelt.

 

Wir müssen an diesen Ansätzen dranbleiben und sie weiterentwickeln. Gerade in der Auseinandersetzung mit der erstarkenden Rechten, gewinnt die Erinnerung an den Widerstand an Bedeutung und an Attraktivität vor allem für junge Menschen, die aktiv werden wollen. Das ist das Thema, bei dem niemand mehr zu bieten hat als wir. Das gibt uns die Chance, einen neuen Generationenwechsel einzuleiten, denn die Jungen von 1972 und den Jahren danach sind grau geworden.

Zwei Tage in Riga, Sonne, Spazieren und Proteste gegen die Waffen-SS

geschrieben von Ein Freiwilliger der VVN-BdA

23. März 2017

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  Ein Freiwilliger der VVN-BdA berichtet von der Reise nach Riga zu den Protesten am 16. März   Lettland habe ich ständig verwechselt mit Litauen oder Estland und habe die drei Hauptstädte dem falschen Land zugeordnet. Ansonsten hatte ich einmal gehört, dass es irgendwo im Baltikum einen komischen Aufmarsch gibt, aber in Osteuropa passiert ja so einiges, weshalb ich dem Ganzen kaum je meine Aufmerksamkeit geschenkt habe. In diesem Jahr nun hat sich das geändert. Mit der VVN-BdA bin ich nach Riga gefahren und habe versucht, einige Worte Lettisch zu lernen. Dabei schien zunächst alles nicht so recht zu klappen. Ob wir überhaupt ins Land kommen würden, war bis zuletzt nicht sicher. Im letzten Jahr sind Kamerad*innen der VVN-BdA an einem deutschen Flughafen nicht ins Flugzeug nach Riga gelassen worden, weitere am Flughafen in Riga festgesetzt und einfach abgeschoben worden. In Lettland angekommen, erinnerten uns dicke Eisschollen auf einem Fluss an den Frost, der gerade erst einer frühlingshaften Wärme gewichen war. Die Sonne schien über einem strahlend blauen Himmel und ich hatte die Sonnenbrille vergessen. Durch waldige Landschaften mit Birken und Kiefern fuhren wir nach Riga.

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Johanneskirche, Riga

Die Schatten der Geschichte waren gleichwohl präsent, wir fanden sie sogar, ohne sie gesucht zu haben. Am ersten Abend landeten wir in einer hübschen Kneipe, die von Student*innen hergerichtet worden war. Aufmerksam war sie dekoriert mit allerlei Nippes und militärischen Memorabilien von verschiedenen Armeen; und uns als Deutschen wurde eine Munitionskiste, die nun ein Tisch war, vorgeführt, auf der noch einige deutsche Worte entziffert werden konnten. Einen politischen Hintergrund schien all das nicht zu haben, aber mir kam es schon merkwürdig vor, dass junge Menschen einen gemütlichen Raum ausgerechnet militärisch dekorieren. Immerhin war auch ein Telephon eines sowjetischen Atom-U-Boots darunter. Auf dem Weg nach Riga passierten wir ein Mahnmal für die Opfer des Faschismus, scheinbar noch aus der Zeit der Sowjetunion. Im Wald fanden wir einen einfachen Friedhof mit einem Obelisken, dem oben der rote Stern abgesägt war und wahrscheinlich eine Tafel zur Ehrung der Roten Armee fehlte. Eine übrig gebliebene oder vielleicht auch neue Tafel erklärte, dass hier Tausende Menschen von den faschistischen Okkupanten ermordet worden waren. In Lettland gab es 1941 eine Art Interim. Die sowjetischen Truppen waren nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht schon aus dem Baltikum abgezogen und die deutsche Verwaltung noch nicht fest installiert. In diesem Machtvakuum hatten die lettisch-nationalistischen Gruppen schon mit den Massenmorden begonnen. Im Juli 1941 starben in der größten Synagoge von Riga ungefähr 300 Juden. Lettische Nationalisten hatten sie in die Synagoge getrieben, die Türen mit Brettern vernagelt und anschließend das Gebäude in Brand gesteckt. Als später die Deutschen das Land fest im Griff hatten, wurden Teile dieser Gruppen in die Waffen-SS überführt und haben sich am Krieg gegen die UdSSR beteiligt, die vorher im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes Lettland überfallen hatte. Eine Resistancé gab es gleichwohl in Lettland nicht. Das Land war ein wichtiger Durchgangspunkt für die Deportationen aus Deutschland in die osteuropäischen Vernichtungslager. 70.000 lettische Jüdinnen und Juden wurden ermordet. Diese Verbrechen wurden möglich durch die Beteiligung der lettischen Legionäre und sicherlich auch die weitgehende Kollaboration der Bevölkerung. Damals wie heute scheint der Hass auf „die Russen“ eine wichtige Rolle gespielt zu haben in einem kleinen Land, dass immer unter „Fremdherrschaft“ gestanden hat. Gleichwohl ist das ja nun kein Grund, Kriegsverbrechen vergessen zu wollen und die Waffen-SS zu ehren.   Soweit mit der lettischen Geschichte vertraut, machten wir uns am Donnerstag, dem 16. März, auf den Weg in die Rigaer Innenstadt. Die wimmelte von Polizisten und zahlreichen Zivilpolizisten. Alle Demonstrationen von einheimischen Antifaschist*innen vor der zentral gelegenen Johanneskirche und entlang der Aufzugsroute waren verboten. Und keiner unserer Freundinnen und Freunde vom antifaschistischen Komitee Lettland hat es gewagt, dem zuwider zu handeln. Wir schon, denn als deutsche Staatsbürger*innen im Schengenraum und in der Europäischen Union genießen wir mehr Bürgerrechte als lettische Staatsbürger*innen, besonders solche mit ethnisch-russischem Hintergrund, die in Lettland den offiziellen Status von Bürger*innen zweiter Klasse haben. So fanden wir uns gegen halb elf Uhr auf dem sonnigen Platz vor der Johanneskirche in der Altstadt ein. Der Platz wimmelte von Journalist*innen in gelben Leuchtwesten. Polizisten standen in allen Nebenstraßen und einige Menschen erwarteten den Auszug der Waffen-SS´ler aus der Kirche mit Blumen. Darunter waren zu meiner Überraschung auch junge Frauen und Menschen, die nicht wie Neonazis aussahen. Manche trugen freilich die alten grünen lettischen Uniformen, jedoch nicht die Uniform der lettischen Waffen-SS. An einem Militärmantel war hingegen ein Nazi-Hakenkreuz deutlich erkennbar. Man imaginiert sich die Kollaboration mit Nazideutschland scheinbar als Freiheitskampf eines unabhängigen Lettlands.

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Spezielle Wollmützen in Riga

An einem kleinen Stand, der scheinbar immer vor der Kirche steht, so auch an diesem Tag, gab es Wollmützen zu kaufen. Es gab verschiedene Muster und auch eine Mütze mit dem rechtwinkligen Nazi-Hakenkreuz. Später habe ich erfahren dürfen, dass das alte lettische Runen seien, die sich die Deutschen angeeignet hätten, und dass das Tragen solcher Mützen keine entsprechende politische Aussage sei. In solchen Momenten hatte ich das Gefühl, dass dieses Land schon sehr weit in die falsche Richtung abgebogen ist.   Aber deshalb waren wir ja gekommen. Kurz vor dem Auszug aus der Kirche überlegten wir noch, wann der Moment gut wäre, unser Transparent auszurollen. Direkt vor der Johanneskirche, inmitten des erwartungsvollen Gewimmels, passierte es dann. Auf dem Transparent war auf Englisch und Lettisch zu lesen: „Eingedenk des Holocaust: Keine Ehrung der Waffen-SS!“ Schnell waren die ersten Journalisten da, noch vor der Polizei, und machten ihre Photos und Filmaufnahmen und umringten schließlich das Transparent und die beiden VVN-BdA´ler*innen. Die gaben Interviews und beantworteten Fragen der Reporter, auch noch während sie schließlich von der Polizei in eine Nebenstraße geleitet worden. Das Abführen vor der Polizei lieferte immerhin auch gute Bilder, und der Geschäftsführer der Berliner VVN-BdA, Markus Tervooren, erklärte lettischen Journalisten, warum er da war und warum der Umzug der Veteranen verkehrt ist. Die Journalisten waren sichtlich erstaunt, dass Gegendemonstrant*innen aus dem Ausland überhaupt vor Ort waren. Wussten sie von einem unausgesprochenen Einreiseverbot? Auch fanden sie es erklärungsbedürftig, dass wir uns in ihre lettischen Angelegenheiten einmischen, als ob sie da ein lokales Volksfest feiern würden.

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Viel Presse vor dem Transparent

Mein Gespräch mit einem Waffen-SS Veteranen verlief ganz anders. Dieser fühlte sich einerseits beleidigt ob der Aussage, dass die lettischen Legionäre für Kriegsverbrechen verantwortlich seien. Zugleich wollte er aber dennoch nicht ganz  verantwortlich sein, und betonte, dass in einem Land unter Besatzung, also der deutschen, er eben zum Militär eingezogen worden wäre. Ich könne mir nicht vorstellen, was das heißt, ein Land unter Besatzung, betonte er. Ich muss sagen, dass der lettische Veteran, im Gegensatz zu den deutlich jüngeren Neonazis, einen zivilisierten und geradezu taktvollen Eindruck auf mich gemacht hat. Ich rief mir in Erinnerung, dass Hannah Ahrendt auch Adolf Eichmann derart beschrieben hat und mancher deutsche Kriegsverbrecher und selbst KZ-Wärter abends nach der Mordarbeit Schumann gespielt und Kleist gelesen hat. Gut möglich, dass dieser Lette an gar keinem Kriegsverbrechen beteiligt gewesen ist. Ich kann es nicht wissen und nicht nachprüfen. Aber durch sein Mitläufertum, besonders wenn er einer der Veteranen mit weißer Weste sein sollte, hat er geholfen, die wirklichen Mörder und Verbrecher zu entlasten. Das müsste er nicht tun, und wenn er mit 17 Jahren zur Waffen-SS eingezogen worden ist, hätte er sich immer noch später davon lossagen können und könnte es selbst heute noch.   An diesem Donnerstag war ich auf jeden Fall froh, als wir uns beim Kaffee aufwärmten und den Tag gut überstanden hatten. Wir spazierten noch durch die Stadt und sonnten uns ein letztes Mal im kalten Norden Europas. Ich war froh, mit meinem deutschen Reisepass bald wieder abreisen zu können und konnte mir nun endlich entspannt noch einmal Riga anschauen, das sicherlich sehr reizvoll sein könnte.

 

Film über den Protest in Riga

Internationale Proteste gegen die Ehrung der Waffen-SS in Riga

geschrieben von Thomas Willms

15. März 2017

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Am 15. März demonstrierten vor den lettischen Botschaften in Berlin, Budapest, Rom, Athen und Brüssel Mitglieder und Freunde der Mitgliedsverbände der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) gegen die Ehrung von Angehörigen der Waffen-SS in der lettischen Hauptstadt Riga und die Unterdrückung antifaschistischer Proteste in Lettland.   Dr. Ulrich Schneider, Generalsekretär der FIR, hatte bereits vorab gegenüber der lettischen Botschafterin in Deutschland, Frau Elita Kuzma, schärfsten Protest erhoben. In seinem Schreiben heißt es u.a.:   „Seit über 25 Jahren veranstalten ehemalige SS-Kollaborateure, Angehörige und politische Anhänger einen Marsch und eine Kundgebung am Freiheitsdenkmal zu Ehren der lettischen Einheiten der Waffen-SS. Nachdem dies anfangs eher geduldet wurde, erlebt man in den letzten Jahren eine offene Unterstützung der Behörden. Wir können den regierungsoffiziellen Erklärungen zum Charakter der baltischen Waffen-SS-Einheiten nicht folgen. Zurecht hat der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg – als Gericht der Völker – in seinem Urteil die SS in allen ihren Untergliederungen – und damit auch die baltischen Waffen-SS Einheiten – als verbrecherische Organisation verurteilt.“   Vilmos Hanti, Präsident der FIR, leitete persönlich den Protest vor der lettischen Botschaft in Budapest. Es wurden, wie auch an allen anderen Orten, Fotodokumente gezeigt, die die Morde lettischer Kollaborateure an Jüdinnen und Juden Lettlands zeigen.

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Vilmos Hanti, Präsident der FIR, Protest von MEASZ

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Fotos von Nazi-Verbrechen im lettischen Liepaja

In Athen protestierten 100 Mitglieder von P.E.A.E.A. vor der lettischen Botschaft und überreichten folgende Resolution an den Präsidenten der Republik Lettland: “RESOLUTION FOR THE RALLY OF PEAEA-DSE IN FRONT OF THE LATVIAN EMBASSY IN ATHENS To the President of the Republic of Latvia Mister President, We vehemently protest in the name of the thousands of our members, Resistance fighters of WW2, their descendants and their friends, against the state support and facilitation you give to the Neo-nazis and their descendants who have the impudence to “honor” the Nazi criminals-murderers and the Latvian Waffen-SS with their rally and march in Riga planned for March 16, 2017. Respect for the Memory of tenths of millions victims of the Nazis and their collaborators makes it necessary to ban and to isolate those who “praise and honor” such beasts in human disguise calling them “liberators” in contrast with the real historical facts. It is evident that whoever identifies himself in any way with those scums, identifies himself, too, with their criminal atrocities and as such they will remain in history. We want to denounce the EU which in the Balkan countries and in other member-states as well, tolerates, reinforces and supports governments that endorse such ideas. The Hitler-fascists, the Nazi, the Waffen-SS and their collaborators have been condemned for ever and irrevocably in the consciousness of the Peoples. We demand that you stop in any possible manner the fascist rally and the march of the eulogists of the Nazi and of the Latvian Waffen-SS. Athens, March 15, 2017“ Griechischer Filmbericht von den Protesten

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Protest von P.E.A.E.A. in Athen

In Lissabon protestierte Marília Villaverde Cabral vom Verband URAP mit folgendem Schreiben: „Excelentíssimo Senhor Embaixador da Letónia em Portugal   A U.R.A.P.- União de Resistentes Antifascistas Portugueses, vem, pelo presente meio, demonstrar o mais vivo repúdio pela cerimónia de homenagem às Waffen-SS prevista para 16 de Março em Riga. A marcha em Riga (Ehrenmarsch) é uma provocação sem precedentes para os familiares e vítimas da polícia letã e das unidades das SS. Assim solicitamos que, junto das autoridades do seu país, dê nota do nosso protesto. Pela Direcção da URAP” In Rom führte der Verband A.N.P.I. einen Protest durch. Italienischer Bericht

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Protest von A.N.P.I. in Rom

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Eva Nickel und Dr. Hans Coppi in Berlin

In Berlin sprachen vor 30 Demonstranten der Landesvorsitzende der VVN-BdA Dr. Hans Coppi, der Bundestagsabgeordneter Volker Beck von Bündnis 90/Grüne und Rita Bock, deren Großmutter nach Riga deportiert und dort ermordet wurde. Rede von Volker Beck Rede von Eva Nickel Rede von Monika Löwenberg (London), verlesen durch Hans Coppi

In Deutschland protestierten zusätzlich deutsche Antifaschist*innen vor den lettischen Honorarkonsulaten in Bremen, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt/Main, München und Künzelsau.

In Bremen demonstrierten bereits am Vormittag 20 Antifaschist*innen aus Bremen und Niedersachsen. Der bremische Landesvorsitzende der VVN-BdA, Raimund Gaebelein, übergab ein Protestschreiben an Herrn Lutz Peper, den lettischen Honorarkonsul, in dem es u.a. heißt: „Da wir davon ausgehen, dass Sie wie wir eine Ehrung von Angehörigen der Waffen-SS egal in welchem Land verurteilen, möchten wir Sie in Ihrer Funktion als Honorarkonsul der Republik Lettland bitten, Ihren Einfluss und Ihre Kontakte in Lettland zu nutzen und sowohl gegen die Ehrung an sich als auch gegen die Behinderung der lettischen Antifaschisten und ihrer Gäste Stellung zu nehmen.“

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Protest der VVN-BdA in Bremen

In München protestierten ebenfalls 20 Antifaschist*innen, darunter Bernd Grube, dessen Onkel und Tante nach Riga deportiert worden waren. Dr. Guido Hoyer, bayrischer Landesgeschäftsführer der VVN-BdA, überreichte ein Protestschreiben an das Sekretariat des Konsulats.

Filmbeitrag über die Kundgebung in München

Tante und Onkel

Bernd Grube vor dem lettischen Honorarkonsulat in München

In Frankfurt/M. eröffnete vor ca. 100 Demonstranten Peter Christian Walther, Landessprecher der VVN-BdA, den Protest mit folgenden Worten: „Wir stehen hier vor dem Konsulat der Republik Lettland und protestieren dagegen, dass in der Hauptstadt von Lettland alljährlich am 16.März, dem „Tag der Legionäre“, Einheiten und Angehörige der lettischen Waffen-SS  mit einem „Ehrenmarsch“ geehrt und als „Freiheitshelden“ gefeiert werden. Wir stehen hier als deutsche und europäische Demokraten und Antifaschisten, weil wir eine solche Verherrlichung der SS und der damit verbundenen Leugnung ihrer Verbrechen nicht dulden. Den Aufruf zu diesem Protest haben über 125 Frankfurter Bürgerinnen und Bürger, darunter mehrere Mandatsträgerinnen und Mandatsträger sowie Vorsitzende von Frankfurter Gewerkschaften, Parteien und Organisationen unterzeichnet. Auch in ihrem Namen stehen wir hier. Wir stehen hier, weil die Regierung und die Behörden von Lettland den Aufmarsch der Veteranen und Anhänger der lettischen SS zwar dulden und akzeptieren, vor einigen Jahren sogar noch unterstützt haben, aber deutsche und europäische Antifaschisten daran hindern, an Ort und Stelle in Riga zu protestieren, um lettische Antifaschisten bei ihrem Protest zu unterstützen. So wurden im vergangenen Jahr deutsche Antifaschisten an der Einreise gehindert bzw. festgenommen und ausgewiesen. Deshalb stehen wir jetzt hier zum Protest vor den Vertretungen der Republik Lettland. Das geschieht heute auch in anderen Städten der Bundesrepublik und Europas. Die lettischen Sonderkommandos und Polizei-Einheiten, die zum Kern der lettischen Waffen-SS-Divisionen gehören, haben über 70.000 Juden,  Frauen, Männer und Kinder, ermordet. Wir stehen hier zum Protest, weil wir das den  Opfern dieser Verbrechen schuldig sind. Zu ihnen gehören auch die 992  Frankfurter Juden, die am 22.November 1941 von Frankfurt nach Riga deportiert und dort umgebracht wurden. In Europa darf es keine Ehrung der Waffen-SS und, damit verbunden, deren Verbrechen geben. Mit der „Ehrung“ von SS-Einheiten und deren Angehörigen wird faschistischer Ideologie und faschistischen Praktiken der Weg geebnet. Das dürfen und das werden wir in  Europa nicht dulden.“ Im weiteren sprachen Jürgen G. Richter, Vorsitzender des Landesausschusses der Jüdischen Gemeinde in Hessen und Ulli Nissen, Frankfurter Bundestagsabgeordnete der SPD, der Frankfurter DGB-Vorsitzende Philipp Jacks, die stellv. Landtagsfraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Martina Feldmayer, und die Landtagsabgeordnete der LINKEN, Gabi Faulhaber.

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VVN-BdA-Landessprecher Peter Christian Walther (am Mikrofon), neben ihm (von rechts nach links): der Vorsitzende des Landesausschusses der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Dr. Jürgen Richter; der Frankfurter DGB-Vorsitzende, Philipp Jacks; die Frankfurter Bundestagsabgeordnete der SPD, Ulli Nissen; die hessische Landtagsabgeordnete der LINKEN, Gabi Faulhaber; die Vizevorsitzende der hessischen GRÜNEN-Landtagsfraktion, Martina Feldmayer


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Protest in Düsseldorf

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Düsseldorfer Kontraste

In Düsseldorf protestierten 20 Antifaschist*innen vor dem Honorarkonsulat, aus dem es keinerlei Regung gab.

 

Vor dem lettischen Honorarkonsulat in Hamburg sprach Cornelia Kerth, Bundesvorsitzende der VVN-BdA, und informierte zahlreiche Passanten über die skandalösen Vorgänge in Riga. Am 16. schließlich protestierte eine Gruppe der VVN-BdA vor dem Honorarkonsulat in Künzelsau (Baden-Württemberg).

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Protest in Hamburg

 

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