NS-Vergleiche in der deutschen Debatte um den Krieg in der Ukraine

2. März 2023

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Historische Hintergründe, Funktionen und Motive – eine Online-Veranstaltung der VVN-BdA

Vor einem Jahr griff die Russische Föderation unter Putin die Ukraine an und führt seitdem einen Krieg, der sich auch gegen die Zivilbevölkerung richtet und bislang Zehntausende Tote und Hunderttausende Verletzte zur Folge hat. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Das sind die offensichtlichsten und schrecklichsten Folgen des Krieges.

„Rückkehr des Imperialen“, „Vertrag von Rapallo“, „Münchner Abkommen“, „Hitler-Stalin-Pakt“, „Vernichtungskrieg“, „Genozid“: In den Reaktionen auf den russischen Angriffskrieg wurden in der medialen Debatte zahlreiche historische Vergleiche und begriffliche Analogien bemüht und Gleichsetzungen vollzogen. Aus welchen Motivationen heraus wird verglichen, wann wird gleichgesetzt? Wie ist das aus den Perspektiven der Opfer des Faschismus zu bewerten und wo liegen die Gefahren? Und welche Rolle spielen die historischen Bezugnahmen in aktuellen Diskussionen um Aufrüstung und die außenpolitische Ausrichtung Deutschlands?

Während die russischen Aggressoren ihren Überfall damit begründeten, in der Ukraine Nazis zu bekämpfen, reagierten deren Verteidiger schon bald darauf, indem sie z. B. Putin mit Hitler gleichsetzten und russische Kriegsverbrechen wie in Butscha als Fortsetzung der deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg bezeichneten. Solche Instrumentalisierungen der NS-Geschichte sind folgenreich für die erinnerungspolitische Landschaft Europas. In vergangenen Veranstaltungen beschäftigten wir uns mit dem Missbrauch der Geschichte zur Kriegslegitimation von russischer Seite sowie mit Erinnerungskulturen in der Ukraine (Audiomitschnitte siehe unten). Unter Berücksichtigung der europäischen und globalen Kontexte, in denen sie stattfinden, widmen wir uns nun schwerpunktmäßig den geschichtspolitischen Debatten innerhalb Deutschlands.

Mit verschiedenen Gästen werfen wir in unserer Online-Veranstaltung einen genaueren Blick auf die historischen Hintergründe der NS-Vergleiche und historischen Parallelisierungen und fragen nach ihren Funktionen. Warum ist es problematisch von Vernichtungskrieg zu sprechen? Findet in der Ukraine tatsächlich ein Genozid statt? Und welche (Geschichts-)Politik wird in Deutschland und Europa mit historischen Analogien bis hin zur Gleichsetzung gemacht?

Wann? 27. März 2023 – 19:00 Uhr

Wo? Online über Zoom: https://us06web.zoom.us/j/87819550837?pwd=NFQ3M1Bkb0lJRW8vUHFrdmVzaGN0Zz09

Meeting-ID: 878 1955 0837
Kenncode: 859037

Mit Impulsvorträgen von:

  • Dr. Christoph Dieckmann (Historiker)

Christoph Dieckmann beschäftigt sich als Historiker seit Jahrzehnten mit der NS-Geschichte und insbesondere der deutschen Besatzungspolitik in Osteuropa während des Zweiten Weltkriegs. Für seine Studie „Deutsche Besatzungspolitik in Litauen 1941 – 1944“ wurde er mit dem Yad Vashem International Book Price for Holocaust Research ausgezeichnet.

  • Charlotte Wiedemann (Journalistin)

Charlotte Wiedemann ist freie Auslandsreporterin und Publizistin. In ihrem zuletzt erschienen Buch „Den Schmerz der anderen begreifen – Holocaust und Weltgedächtnis“ plädiert sie für eine solidarische Erinnerungskultur und reflektiert über mögliche Verknüpfungen verschiedener Perspektiven und Erfahrungen.

  • Prof. Dr. Günter Morsch (Historiker)

Günter Morsch leitete 25 Jahre lang die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen und war bis zu seinem Ruhestand 2018 Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Er lehrt seit 1997 am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaften der Freien Universität Berlin und publiziert zu Themen der NS- und BRD/DDR-Geschichte sowie zur Entwicklung von Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in Deutschland und in Europa.

  • Dr. Hannah Peaceman (Philosophin)

Hannah Peaceman ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Geschäftsführerin des Projekts „Wie umgehen mit Rassismus, Sexismus und Antisemitismus in Werken der klassischen Deutschen Philosophie?“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie ist Gründerin und Mitherausgeberin der Zeitschrift „Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart“ und publiziert zu jüdischen Gegenwarten, zum Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus und zu postmigrantischen Erinnerungskulturen.

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