Vielleicht wird es ja beim nächsten Bundeskongress eine Steigerung geben: einen „Live-Stream“, also „eine Berichterstattung, die das aktuelle Geschehen fast in Echtzeit in Videoform veröffentlicht.“ Wer weiß?
Verhindert den Naziaufmarsch am 19. Februar!
13. Februar 2011
Mit großer Sorge verfolgen wir das Wiedererstarken des Rechtsradikalismus und insbesondere des Neofaschismus in Deutschland.
Es ist besorgniserregend, dass Neonazis offen und vielfältig ihre menschenverachtenden Ideen und Auffassungen unter dem Mantel der Demokratie zur Schau stellen können, während Antifaschisten, die sich diesem braunen Spuk in den Weg stellen, kriminalisiert werden.
Dass dabei das Gedenken an die barbarischen Bombenangriffe vom 13. Februar 1945 auf Dresden missbraucht wird, macht uns besonders nachdenklich.
Dafür sind Millionen Kameraden nicht in den faschistischen Konzentrationslagern in den Tod gegangen, haben unzählige Widerstandskämpfer während der braunen Barbarei nicht Folter und Tortouren überstanden, ohne ihren Glauben an Demokratie und Menschlichkeit, an eine bessere Zukunft, ein friedliches Miteinander, zu verlieren!
Getreu dem Schwur unserer Kameraden von Buchenwald werden wir nicht eher ruhen, bis der Faschismus mit seinen Wurzeln ausgerottet und eine neue Welt des Friedens und der Freiheit errichtet ist.
Wir rufen deshalb alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich den Neonazis in Dresden entschlossen entgegen zu stellen. Verhindert mit allen demokratisch legitimierten Mitteln den Naziaufmarsch am 19. Februar 2011 durch Dresden! Dresden soll nazifrei werden! Protest ist das Gebot der Stunde. Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!
Prof. Hans Lauter; Ehrenvorsitzender der VVN-BdA, Zuchthaus, Moorsoldat
Andela Dvoráková; Präsidentin CSBS
Frido Seydewitz; Ehrenvorsitzender des VVN-BdA Sachsen, Emigration,GULAG
Libue Nachtmannová; Überlebende KZ Ravensbrück
Ruth Burse; Überlebende KZ Theresienstadt
Vojmir Srdecny; Überlebender KZ Sachsenhausen
Justin Sonder; Überlebender KZ Auschwitz
Antonín Hnilicka; Überlebender KZ Mauthausen
Zusammen Ungehorsam
14. Dezember 2010
Erstmalig ist es im Februar 2010 in Dresden gelungen, den größten Naziaufmarsch Europas erfolgreich zu verhindern.
Wesentliche Grundlage dieses Erfolgs war zum einen die bundesweite Zusammenarbeit und Mobilisierung von antifaschistischen Gruppen und Organisationen verschiedenster Spektren, Jugendverbänden der Gewerkschaften, Parteien sowie Organisationen und lokale Initiativen im Bündnis »Nazifrei – Dresden stellt sich quer!« aber auch die Mobilisierung der Dresdnerinnen und Dresdner. Mittel des gemeinsamen antifaschistischen Protestes war der zivile Ungehorsam. Am Tag des Aufmarsches wurden kollektiv Regeln überschritten und die Routen der Nazis mittels Massenblockaden verhindert. Von Dresden gingen bundesweit Impulse im Kampf gegen Nazi-Aufmärsche aus.
Welche Perspektiven gibt es für den Protest im Februar 2011?
Wird es möglich sein, an den Erfolg der breiten, gesellschaftlich verankerten antifaschistischen Bewegung von 2010 anzuknüpfen?
Welchen Einfluss nehmen Anstrengungen von staatlicher Seite auf die Bewegung, unter anderem um antifaschistisches Engagement zu kriminalisieren, wie zum Beispiel in der neu entfachten »Extremismusdebatte«, die Neujustierung der Extremismusprogramme von Familienministerin Frau Schröder oder die geforderten Auflagen für den Dresdner Demokratiepreis?
Wie können die Erfahrungen aus anderen aktuellen Protesten, in denen breite Bündnisse anhand/mit Hilfe von zivilem Ungehorsam erfolgreich agierten, wie beispielsweise die Castorproteste im Herbst 2010 und die Aktionen um Stuttgart 21, für die Blockaden im Februar 2011 genutzt werden?
Ist die Aktionsform des zivilen Ungehorsams Erfolgsgarantie für jeden Protest?
Samstag, 8. Januar 2011, ab 15.00 Uhr Statthaus Böcklerpark Prinzenstr. 1 10969 Berlin (Kreuzberg) Verkehrsanbindung: U-Bahn: Prinzenstraße
Programm: 15.00 Einlass / Antifa-Café / Infostände
16.00 Blockadetraining (Gruppe FelS)
17.30 Info-Input zum Stand
der Dresden-Mobilisierung
18.00 Podiumsdiskussion
DiskutantInnen: Susanne Willems, Moderation, (Bundessprecherin VVN-BdA) Jörg Wanke, »Zossen zeigt Gesicht« Esther Broß, Mitglied des Bundesausschuss der VVN-BdA Joachim Klimmt, Vertreter „Dresden Nazifrei“ Hans Erxleben, Vorsitzender LaG Antifa der Linken Berlin / Bündnis für Demokratie und Toleranz Treptow Köpenick Fabian Virchow, Leiter des Forschungsschwerpunktes Rechtsextremismus / Neonazismus an der FH Düsseldorf Paul Rothe, Moderator des AK AntiRa beim Jugendausschuss der IG Metall
Faschismus ist keine Meinung – sondern ein Verbrechen!
Veranstalter: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes- Bund der Antifaschisten / VVN-BdA e.V. zusammen mit ver.di Bundesvorstand/Jugend, IG Metall Jugend Ressort Jugendarbeit und -politik, Avanti – Projekt undogmatische Linke (Berlin), FelS / Für eine linke Strömung (Berlin)
Flyer zur Veranstaltung (171 KB)
Verhindern wir am 13.Februar 2011 wieder gemeinsam den Neonaziaufmarsch in Dresden!
9. Dezember 2010
Erneut planen Neonazis aus ganz Deutschland und Europa im Februar 2011 zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens aufzumarschieren.
Seit Jahren versuchen die Neonazis, die Bombardierung Dresdens im Februar 1945 für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Wir werden nicht zu¬lassen, dass Neonazis die Geschichte verfälschen und die Opfer des Naziregimes verhöhnen. Wir wenden uns gegen jede Leugnung und Relativierung deutscher Verantwortung für Vernichtungskrieg und Holocaust.
Neonaziaufmärsche sind kein Mittel demokratischer Meinungsäußerung, sondern Aufrufe zu rassistischer Gewalt und Ausgrenzung. Sie sind eine Beleidigung aller überlebenden Opfer des Naziregimes und aller Opfer neonazistischer Gewalt.
Vergessen wir nicht die 140 Todesopfer durch Neonazigewalt seit 1990. Vergessen wir nicht den brutalen Neonazi-Überfall auf Gewerkschafter nach den antifaschistischen Protesten in Dresden im Jahr 2009. Allein im September 2010 gab es nach Angaben der Bundesregierung 40 Verletzte durch rechte Schläger, im August wurden 1.082 rechte Straftaten gezählt. Im dritten Quartal 2010 kam es zu 200 antisemitischen Straftaten. Das ist ihr „Kampf um die Straße“, die wir den Neonazis auch am 13.Februar* in Dresden nicht überlassen werden.
Naziaufmärsche blockieren ist unser Recht!
2010 ist es vielen tausend Menschen gemeinsam erstmalig gelungen, Europas größten Naziaufmarsch durch Massenblockaden zu verhindern. Wir wünschen uns, dass auch 2011 wieder so viele Menschen unterschiedlicher sozialer und politischer Herkunft zu einer gemeinsamen Aktion zivilen Ungehorsams zusammen finden. Gerade die Entschlossenheit tausender Menschen, sich den Neonazis direkt in den Weg zu stellen, ließ die Blockaden 2010 zu einem überwältigenden Erfolg werden. Alle Versuche, Proteste gegen Neonazis als „extremistisch“ zu diffamieren, sind fehlgeschlagen.
Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich den Neonazis in Dresden entschlossen entgegen zu stellen. Beteiligen Sie sich an den Protestkundgebungen an der Aufmarschstrecke der NeoNeonazis.
Wir erklären: Wenn Neonazis marschieren, werden wir dagegen protestieren! Wenn notwendig, auch mit einer Blockade!
Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!
Aktuelle Informationen zu lokalen Informationsveranstaltungen und Bussen gibt es unter: www.dresden-nazifrei.com
Das braune Amt
11. November 2010
Viele Medien und Experten sagten, das sei nicht neu, was in „Das Amt und die Vergangenheit“ zur Geschichte des Auswärtigen Amtes als Teil des Naziregimes präsentiert wurde.
Es habe doch die „Braunbücher“ der DDR gegeben und andere Veröffentlichungen von dort, die die Fakten, die jetzt hier überraschen, ausbreiteten. Die „Braunbücher“ erschien allerdings erstmals 1965.
Übersehen wird, dass die VVN – damals noch ohne den Zusatz BdA – bereits 1960 das „Weissbuch – In Sachen Demokratie“ und 1962 die Dokumentation „Die unbewältigte Gegenwart“ in Westdeutschland veröffentlichte. Darin war das meiste des jetzt vorliegenden Materials – wenn auch gekürzt – bereits vorhanden.
Die Medien haben dazu geschwiegen, die Bundesregierung hat reagiert: Mit dem Versuch die VVN zum Schweigen zu bringen, ihre Zeitung „Die Tat“ und die Organisation selbst zu verbieten. Das Verbot scheiterte, weil die VVN-BdA nachweisen konnte, dass zumindest einer der Richter im Verbotsprozess Nazi war.
In manchen Fällen, die jetzt eingeräumt werden, hätte doch nicht nur die bundesdeutsche Geschichtsschreibung früher handeln müssen, sondern auch die Justiz, so meinen manche gerecht denkende Leute. Aber die hat ja durchaus gehandelt – gegen die Enthüller. Thomas Harlan zum Beispiel, der Sohn von Veit Harlan, des Nazifilmers von „Jud Süß“, hat 2000 Kriegsverbrecher entlarvt. Er musste das Land verlassen. Er starb kürzlich, ohne rehabilitiert zu werden.
Nazidiplomaten waren Schreibtischtäter, doch gegen sie ging die Justiz nicht vor. Jetzt wäre es eigentlich an der Zeit, dass sich die Regierung für ihre Vorgängerregierungen bei der VVN entschuldigt. Doch die Länder Bayern und Baden-Württemberg halten an der Bewertung der VVN als „verfassungsfeindlich“ fest, eine Bewertung, die noch aus der Zeit des Minister Dr. Gerhard Schröder, SA-Mann und Innen- wie auch Außenminister, stammt.
Die VVN-BdA hat sich nicht einschüchtern lassen – damals nicht und nicht heute. Sie ist am Thema drangeblieben, z.B. an den Kriegsverbrechern aus der Wehrmacht, besonders an den mutmaßlichen Tätern aus der Gebirgstruppe. 196 von ihnen hat sie zusammen mit der Gruppe Angreifbare Traditionspflege angezeigt, einer wurde verurteilt. Sie ist auch an den Enthüllungen drangeblieben. Das „Weissbuch“ wurde 2004 neu herausgebracht.
Einzelnen Branchen und wissenschaftlichen Disziplinen haben in den letzten zwanzig Jahren das aufgearbeitet, was andere, zum Beispiel die 68er schon früher sagten. Es sei erinnert an die Geschichtskonferenzen der Ärzte, der Psychiater, der Justiz, an die Wehrmachtsausstellung, an die Historikerkonfenzen. Nur die Diplomaten hielten sich zurück – und damit ist nun Schluss -, und auch die Manager, die Männer der ökonomischen Eliten. Die aber sind bis heute verschont worden. Dagegen setzt die VVN-BdA ihre Aktion in NRW „Verbrechen der Wirtschaft 1933 – 1945“.
Zahlreiche Täter wurden schon beim Namen genannt. Es wurde gefordert, dass sie in der örtlichen Geschichtsschreibung benannt werden und dass die Stätten ihres Wirkens gekennzeichnet werden. So wie die Villa des Barons von Schröder am Stadtwaldgürtel in Köln, wo Hitler und die Wirtschaft im Januar 1933 die Regierungsbildung perfekt machten. Dort befindet sich eine Erinnerungstafel. So sollte es überall sein. Zum Beispiel auch bei Bayer/IG Farben. Dort haben der unvergessene, leider so früh verstorbene Manni Demmer und die VVN-BdA eine Tafel angebracht, sie musste allerdings dort wieder weg, sie steht nun auf Privatgelände: Am Tor der Karl-Liebknecht-Schule in Leverkusen. Auf der Web Site der VVN-BdA können weitere Aktionen zur Kenntnis genommen werden.
Auf der Web Site der VVN-BdA NRW wurde auch von den Bemühungen der VVN-BdA um Bekanntmachung des Falls Achenbach berichtet. Kurz darauf wurde das Buch „Das Amt“ u.a. zu diesem Fall vorgelegt. Aber damit hat sich die die Aktion nicht erledigt. Die Antifaschisten verlangen, dass Ernst Achenbach (1909 – 1991) aus Essen, der Mann der – so wird in dem Buch berichtet – das Geld der Wirtschaft sowohl für die Nazis wie für die FDP sammelte und an der Judenvernichtung als Diplomat in Paris mitwirkte, endlich in der Öffentlichkeit als Verbrecher wahrgenommen wird.
Jahrzehnte lang war er Politiker und er hat mitgeholfen, dass die Strafverfolgung der Nazis unterblieb. Als die Verjährung für Mord endlich aufgehoben wurde, hat Achenbach zusammen mit seinen Reichssicherheitshauptamtkumpanen Prof. Six und Dr. Werner Best dafür gesorgt, dass Totschlag und Hilfestellung bei Mord durch NS-Täter unbestraft blieben. Die FDP hat nicht nur durch ihre Außenminister die Verbrecher gedeckt, sie hat auch in ihren eigenen Parteireihen nie aufgeräumt.
Das alte Auswärtige Amt wurde jetzt von den Forschern als „verbrecherische Organisation“ gekennzeichnet und Josef Fischer hat diese Formulierung übernommen. Dies geschah aber nur, hinsichtlich der Judenvernichtung, nicht hinsichtlich des Krieges. Das Buch „Das Amt“ macht deutlich, dass das NS-Auswärtige-Amt am Holocaust beteiligt war und dass Mordgehilfen nach 1945 auf Botschafterposten zurückkehrten. Es macht aber auch deutlich, dass die Verbrechen dieser Diplomaten auch in der Vorbereitung, Propagierung und Führung des Angriffskrieges bestanden, denn schließlich hat der oberste Diplomat Hitlers, Jochim von Ribbentrop, wegen dieses Krieges in Nürnberg am Galgen gehangen.
In der öffentlichen Wahrnehmung des Buches – einer Wahrnehmung, die von Josef Fischer und Guido Westerwelle stark mitgeprägt wird – bleibt das Hauptverbrechen Krieg ausgeblendet. Das liegt daran, dass Fischer ab 1999 Kriegsverursacher war und die Parteien SPD, Grüne und FDP, CDU/CSU an der Kriegspolitik festgehalten haben.
Zur politischen Kultur muss endlich wieder gehören, dass nicht nur der deutsche Faschismus, sondern auch die deutschen Kriege geächtet und künftige unterbunden werden.
Gedenkt der Pogromnacht vor 72 Jahren, am 9. November 1938!
10. November 2010
Aufruf anlässlich der Veranstaltung des Auschwitz-Komitees zum Gedenken an die Pogromnacht 1938 am 11. November 2010 in Hamburg
„Wir, die letzten Zeugen des faschistischen Terrors, rufen auf: Gedenkt der Pogromnacht vor 72 Jahren, am 9. November 1938!
Damals wurden in ganz Deutschland durch die SA-Sturmkolonnen die Synagogen demoliert,geplündert und in Brand gesetzt. Unter Berufung der „kochenden Volksseele“ wurden die Wohnungen tausender jüdischer Familien zertrümmert und ausgeraubt, wurden dreißigtausend jüdische Menschen in Konzentrationslager verschleppt.
Dieser Tag war eine Station auf dem Weg zur Vernichtung der europäischen Juden. Der Rauch der brennenden Synagogen ging dem Rauch von verbrannten Menschen aus dem Krematorium von Auschwitz voraus.
Dieser Tag kündete aber auch den kommenden barbarischen Vernichtungskrieg an. Mit ihm sollte getestet werden, inwieweit die Bevölkerung kriegsbereit ist, indem sie mitten im Frieden Gewalt, Raub, Brandschatzung und Mord hinnimmt. Es geschah unter aller Augen. Deshalb lasst uns immer wieder die Frage stellen: Wo blieb der millionenstimmige Aufschrei: das dürfen wir nicht zulassen? Warum läuteten nicht die Kirchenglocken zum Protest? Was hat die Menschen so gleichgültig oder passiv und teilnahmslos gemacht?
Wie tief war doch dieser Antisemitismus in der Bevölkerung verwurzelt. Auschwitz darf sich nie mehr wiederholen – das muss unsere Verpflichtung für die Zukunft sein! An diesem Jahrestag der Pogromnacht haben wir, die Überlebenden des faschistischen Terrors, viele Gründe alarmiert zu sein!
Der Antisemitismus, der nach 1945 das Tageslicht scheute, ist wieder gesellschaftsfähig geworden. Parolen werden zu Taten. Jüdische Grabstätten und Einrichtungen werden fortwährend geschändet. Die Nazis marschieren wieder, und oberste Richter geben dafür die Straße frei. Tagtäglich erleben wir rassistische Gewalt.
Erschreckend ist die gesellschaftliche Zustimmung zur Ausgrenzung, Diskriminierung und Entrechtung von Menschen, die als „Ausländer“ wahrgenommen werden. Damals waren es jüdische Menschen, die ausgegrenzt, diskriminiert, entrechtet und schließlich ermordet wurden.
Aus der Erfahrung unseres Lebens sagen wir: Nie mehr schweigen, wegsehen, wie und wo auch immer. Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit hervortreten! Erinnern heißt handeln!“
NS-Verfolgte für Wiederaufnahme der Ermittlungen zum Oktoberfestattentat
28. September 2010
Die mitgliederstärkste deutsche Organisation von ehemaligen NS-Verfolgten und deren Angehörigen engagiert sich dafür, dass – 30 Jahre nach dem größten Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik, der 13 Todesopfer und über 200 Verletzte forderte – die Ermittlungen zum Oktoberfestattentat 1980 wieder aufgenommen werden.
Bis heute wird offiziell die These vertreten, es habe sich bei dem Rechtsextremisten Gundolf Köhler, der selbst bei dem Bombenanschlag umkam, um einen „Einzeltäter“ gehandelt. Der Bundesausschuss der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) beschloss bei seiner Tagung am 26. September, dem 30. Jahrestag des Bombenattentats, einstimmig, einen von Gewerkschaftern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Bayern verfassten Offenen Brief an Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger zu unterstützen.
„Wir ersuchen Sie“, heißt es in diesem Schreiben, „die Bundesanwaltschaft zu beauftragen, dass die Ermittlungen zu Täterschaft und politischen Hintergründen des Anschlags auf das Oktoberfest am 26. September 1980 in München wieder aufgenommen werden, und dass bei diesen Ermittlungen neue beweisrelevante Erkenntnisse Berücksichtigung finden sowie bereits vorliegende Spuren und Hinweise einer neuen und unvoreingenommenen Würdigung unterzogen werden.
Schon immer haben begründete Zweifel bestanden, ob das offizielle Ermittlungsergebnis des Bayerischen Landeskriminalamts und des Generalbundesanwalts die Wahrheit wiedergibt. Zu groß sind die Ungereimtheiten und Unzulänglichkeiten bei den Ermittlungen, zu zahlreich die Spuren und Indizien, die nicht berücksichtigt wurden. Bei der Suche nach der wirklichen Täterschaft des Anschlags sind auch die neuen Erkenntnisse, die sich aus der Auswertung der Akten der Staatssicherheit der DDR ergeben können, einzubeziehen.“
Es sei, so die Verfasser des Schreibens „ein Skandal, dass die anlässlich der Tat gesicherten Asservate bereits 1997 vernichtet wurden. Hier handelte es sich um Mord, der schon 1980 keiner Verjährung unterlag. Der Öffentlichkeit sowie den Opfern des Anschlags und ihren Angehörigen wurde die Wahrheit in einer Weise vorenthalten, die eines Rechtsstaats unwürdig ist.“
Deshalb sei es „endlich an der Zeit, dieses Verbrechen in seiner Gesamtheit und all seinen Hintergründen aufzuklären und dabei gegebenenfalls auch die Verbindungen vorbehaltlos zu klären, die Verfassungsschutzämter und Bundesnachrichtendienst mit der rechtsextremistischen Szene unterhielten, aus der heraus vermutlich der Anschlag verübt wurde.“
Der Offene Brief an die Bundesjustizministerin hat bereits beachtliche Resonanz gefunden. Unter den bisher rund 700 Unterzeichnern finden sich Ignaz Platzer, Vater von zwei beim Oktoberfestattentat ermordeten Kindern, der langjährige Verfassungsrichter in Bayern Dr. Klaus Hahnzog, Matthias Jena, Vorsitzender des bayerischen DGB und zahlreiche Mitglieder der Landtagsfraktionen von SPD und Bündnisgrünen im Freistaat.
Erika Steinbach beleidigt Friedenspreisträger Wladislaw Bartoszewski
16. September 2010
Der Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V.verurteilt auf das Schärfste die Beleidigung des Auschwitz-Überlebenden und polnischen Beauftragten für die polnisch-deutschen Beziehungen Wladislaw Bartoszewski durch die deutsche Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach.
Frau Steinbach hat sich durch die Aussage, Bartoszewski habe einen schlechten Charakter, erneut persönlich disqualifiziert. Bartoszewski ist nicht nur Träger hoher und höchster internationaler Auszeichnungen wie des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, er hat sich auch wie kein Zweiter um die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen verdient gemacht. Diesem Menschen “ohne Wenn und Aber“ einen schlechten Charakter zu unterstellen, fällt auf denjenigen zurück, der eine solche Unterstellung ausspricht.
Wir erwarten, dass sich die Bundeskanzlerin, auch in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der CDU, von diesem unerträglichen Vorgang distanziert. Weiterhin erwarten wir, dass die Fraktion der CDU/CSU im Deutschen Bundestag Frau Steinbach von ihrer Funktion als Sprecherin für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe entbindet – Frau Steinbach ist offensichtlich ungeeignet für eine solche Position und nichts weiter als ein ewiggestriger Störenfried der deutsch-polnischen Versöhnung.
Michel Vanderborght verstorben
14. September 2010
Mit tiefer Trauer müssen wir den Tod des Präsidenten der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten, Michel Vanderborght, vermelden.
Am 12.September 2010 verstarb er im Alter von 85 Jahren.Schon als Jugendlicher schloss er sich dem Widerstand an und kämpfte aktiv in der Partisanen-Armee in der Region Leuven (Louvain). Die Partisanenarmee leistete einen wichtigen Beitrag zur Befreiung des Landes von der faschistischen Okkupation.
Nach der Befreiung Belgiens wurde Michel Vanderborght aktiv in der kommunistischen Jugendorganisation Belgiens und war der belgische Vertreter im Weltbund demokratischer Jugend (WBDJ). Seit 1947 nahm er an allen „Weltfestspielen der Jugend und Studenten“ als Delegierter und später als Gast teil.
In den 50er und 60er Jahren arbeitete er für die Kommunistische Partei Belgiens und unterstützte die antikoloniale demokratische MNC (Mouvement National Congolais) von Patrice Lumumba. Im Rahmen dieser internationalen Kontakte kam er auch mit Fidel Castro und anderen Repräsentanten der antikolonialen Befreiungsbewegungen zusammen.
1960 organisierte er in Belgien den ersten Marsch gegen Atomraketen zum Stationierungsort amerikanischer Atomwaffen. Seit dieser Zeit war Michel Vanderborght aktiv in der belgischen Friedensbewegung. Er war Vorsitzender der Gruppe „Vrede“ und Herausgeber der gleichnamigen Zeitschrift. Überregional und in seinem Umfeld organisierte er verschiedene Friedensaktionen.
Seit Jahrzehnten arbeitete er im Rahmen der Front l’Indépendance (F.I.) für die Erinnerung an den antifaschistischen Kampf und die Bewahrung des historischen Gedächtnisses an die Okkupation Belgiens.
Im Rahmen der antifaschistischen Erinnerungsarbeit trug er viele Jahre die Verantwortung für das „Widerstandsmuseum“ in Brüssel und arbeitet im Aufsichtsrat des „Institut des Vétérans“. Am dem 13. Kongress der FIR in Berlin 2004 wurde er zum Präsidenten der Organisation gewählt.
Trotz seines hohen Alters und gesundheitlicher Probleme füllte er diese Aufgabe mit großem Engagement und Ideenreichtum aus. Auf seine Initiative gingen die Konferenz der FIR in den Räumen des Europäischen Parlaments und die Vorbereitung und Umsetzung des großartigen Internationalen Jugendtreffens 2008 in Buchenwald zurück. Er regte weitere Projekte an, die die Lebendigkeit der Organisation und ihre Verbundenheit mit den heutigen Generationen bewiesen.
Für seine politische und historische Arbeit erhielt er zahlreiche belgische und internationale Auszeichnungen. Wir verlieren mit ihm einen Präsidenten, der sich mit hoher persönlicher Autorität und großem Engagement für die gemeinsame Sache aller antifaschistischen und Veteranenorganisationen einsetzte.
Er verband eine klare politische Überzeugung mit der Fähigkeit, Brücken zu allen demokratischen Kräften zu bauen. Wir verdanken ihm viel und werden ihn sehr vermissen. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau und langjährigen Kampfgenossin Marie-Louise und seiner Familie. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Tag der Erinnerung und Mahnung
10. September 2010
Berlin, Sonntag, den 12. September 2010, 13 bis 18 UhrNEU: AM LUSTGARTEN ZWISCHEN DOM UND NATIONALGALERIEKundgebung, Fahrradkorso, Ausstellungen, Zeitzeugen, Schriftsteller, Diskussionen, Talks, Kinderfest, Straßentheater, Life-Musik, Antifa-Café, 100 Infoständen
Der Tag der Erinnerung und Mahnung gehört seit 20 Jahren zu den größten Veranstaltungen in Berlin, die das Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes und die Auseinandersetzung mit Rassismus und Neonazismus verbinden. Zugleich kehrt der Aktionstag an seinen historischen Veranstaltungsort zurück: Am Lustgarten, diesmal zwischen Dom und der Alten Nationalgalerie, auf der Straße am Lustgarten und der Bodestraße, wo an der Friedrichsbrücke die Bühne steht.
Beginnen wird der Gedenktag mit einer Kundgebung an dem inzwischen privatisierten Gebäude des früheren Reichskriegsgerichts. Es schließt sich ein antifaschistischer Fahrradkorso an, der an Orten von Verfolgung und Widerstand entlang führt und am Lustgarten endet. Dort erwartet die Besucher das Straßentheater Calaca, ein Kulturprogramm mit Musik, Gesprächen mit Zeitzeugen, die in den Armeen der Antihitlerkoalition gekämpft haben, eine Diskussion zur Verfolgung von „Asozialen“ und den aktuellen Folgen der Stigmatisierung sowie eine Podiumsdiskussion „Kippt Europa nach rechts?“ mit ReferentInnen aus Ungarn, Frankreich, Russland und Polen. Ausstellungen dokumentieren u.a das frühe Konzentrationslager Papestraße, Berliner Tatorte rassistischer und antisemitischer Gewalt und Neofaschismus in Deutschland. Eine Hommage widmen wir dem Karikaturisten Manfred Bofinger. An 100 Infoständen stellen sich Berliner und Brandenburger Initiativen vor. Talks u.a. mit der Vorsitzenden des DGB Berlin-Brandenburg, Doro Zinke und dem Sprecher der Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“, Jörg Wanke, und dem Initiator des Bündnisses gegen Rechtspopulismus, Dirk Stegemann ergänzen das vielfältige Programm.
Weitere Informationen zur Geschichte des Gedenktages, zum Programm und zu den Beteiligten unter: www.tag-der-mahnung.de
Faltblatt mit Programm (278 KB)