Auftakt zur neuen VVN-Unterschriftenaktion für ein NPD-Verbot

7. Dezember 2011

Mit einer Mahnwache vor der Tagungsstätte der Innenministerkonferenz in Wiesbaden hat die VVN-BdA am Donnerstag ihre Forderung nach Verbot der NPD und Abschaltung der als V-Leute tätigen Neonazis bekräftigt.

VVN-Landessprecher P.C.Walther begründete die Notwendigkeit der Einleitung des Verbotsverfahrens und der sofortigen Abschaltung der V-Leute, deren Rolle äußerst negativ sei. Walther setzte sich mit den Ausflüchten gegenüber einem Verbotsverfahren auseinander. Er kritisierte das bisherige Verhalten verantwortlicher Politiker und Behörden; insbesondere des Verfassungsschutzes. Hier sei eine umfassende Aufklärung und die Beendigung der bisherigen Praktiken erforderlich.

Mit der Mahnwache eröffnete die VVN-BdA ihre neue Unterschriftensammelaktion für ein NPD-Verbot. In Wiesbaden unterzeichneten die ersten fünfzig Bürgerinnen und Bürger den Verbotsaufruf der VVN.

Als Beauftragter des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, dem hessischen Innenminister Boris Rhein (CDU) , nahm IMK-Sicherheitschef Thomas Rath von VVN-Sprecher Peter Christian Walther die VVN-Dokumentation der Stellungnahmen und Erklärungen von 5.405 Bürgerinnen und Bürger für ein NPD-Verbot entgegen.

Todesstrafe gegen Mumia Abu-Jamal endgültig verhindert

7. Dezember 2011

Im Kampf um das Leben und die Freiheit des Ehrenmitgliedes der VVN-BdA Mumia Abu-Jamal haben Mumia und die weltweite Solidaritätsbewegung einen großen Sieg errungen: die Staatsanwaltschaft in Philadalphia teilte mit, dass sie nicht länger die Todesstrafe fordern wird.

Mumia Abu-Jamal, Foto: freemumia.org

Mumia Abu-Jamal, Foto: freemumia.org

Am Mittwoch, den 7.12.2011, hat Philadelphias Bezirksstaatsanwalt Seth Williams bestätigt, was eigentlich schon lange bekannt ist: die Todesstrafe gegen den afroamerikanischen Journalisten Mumia Abu-Jamal ist verfassungswidrig. Nun verzichtet der Ankläger endgültig darauf, weiter auf eine Hinrichtung des seit 30 Jahren inhaftierten Menschenrechtsaktivisten zu drängen.

Bereits vier Mal hatten US-Bundesgerichte festgestellt, dass das Todesurteil auf Rechtsbrüchen im ursprünglichen Verfahren von 1982 basiert. Zuletzt hat das der Oberste Gerichtshof der USA im Oktober 2011 klargestellt.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat jedoch bereits im Jahr 2000 festgestellt, dass das gesamte Verfahren „einen Bruch internationaler Mindeststandards für die Sicherung fairer Verfahren“ darstelle und deshalb ein neues Verfahren gefordert.

Das Todesurteil ist nun endgültig vom Tisch – ein großer Sieg für Abu-Jamal. Dennoch wird die Internationale Solidaritätsbewegung, unterstützt von zahlreichen Personen des öffentlichen Lebens und verschiedenen Länder- und Kommunalparlamenten, nun erst recht die Freilassung des seit 3 Jahrzehnten inhaftierten Journalisten fordern.

In Philadelphias Constitution Center werden am kommenden Freitag aus Anlass des 30. Haftjahrestages von Abu-Jamal Sprecher und Sprecherinnen aus den gesamten USA die Stimme gegen die anhaltende Inhaftierung erheben. Lebenslänglich ohne Entlassung im Gefängnis ist keine Alternative.

Begleitet wird der Jahrestag von Protesten und Veranstaltungen in Mexiko, Kanada, Frankreich, Großbritanien, der Schweiz, Österreich und der Bundesrepublik: z.B. am Samstag um 16 Uhr vor der Nürnberger Lorenzkirche.

Die Verteidigung von Mumia Abu-Jamal ist im Frühjahr 2011 vom Legal Defense Fund der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP-LDF) übernommen worden, die in dem Fall eines der wichtigsten Bürgerrechtsverfahren in den USA erachten.

NPD-Verbot: Jetzt aber richtig!

5. Dezember 2011

Die VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) veranstaltet vor dem Tagungsgebäude der Innenministerkonferenz eine Mahnwache:Donnerstag, 8.12.2001, ab 10:00 UhrWiesbaden, Wiesbadener Kurhaus, Am Kurhausplatz, Wilhelmstr./Ecke Christian-Zais-StraßeMit dieser Mahnwache fordert die NS-Verfolgtenorganisation ein Verbotsverfahren gegen die NPD und verbindet dies mit dem Ruf nach Abschaltung der als V-Leute tätigen Neonazis.

Mit dieser Mahnwache beginnt die VVN-BdA eine neue bundesweite Unterschriftensammlung für das NPD-Verbot.

Die von NS-Opfern und Widerstandskämpfern gegründete Organisation, die sich als die stärkste Organisation von Antifaschisten in der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet, fordert das Verbot der NPD schon seit mehreren Jahren.

Sie hat dafür unter dem Logo „nonpd“ bundesweit bereits zwei Kampagnen durchgeführt. Bei der ersten Kampagne in 2007 wurde die Verbotsforderung von 175.000 Bürgerinnen und Bürgern mit ihrer Unterschrift unterstützt. Weitere 5.000 Bürgerinnen und Bürger gaben bei einer weiteren Sammelaktion der VVN-BdA persönliche Stellungnahmen und Begründungen für die Verbotsforderung ab.

In Anbetracht der jüngsten Entwicklung sieht die VVN-BdA mehr denn je Veranlassung, nunmehr endlich ein Verbotsverfahren durchzuführen. Ebenso nachdrücklich setzt sich die VVN-BdA für eine Abschaltung der als V-Leute tätigen und vom Verfassungsschutz bezahlten Neonazis ein.

Die V-Leute hätten weder Umtriebe noch Verbrechen verhindert, sie noch nicht einmal aufgedeckt. Stattdessen würden Gewalttaten auch von V-Leuten gefördert. Die Honorargelder des Verfassungsschutzes flössen in Neonaziaktivitäten. Schließlich habe die Existenz der V-Leute das erste Verbotsverfahren blockiert und so zur Bestandssicherung der NPD geführt.

Das alles gebiete die sofortige Beendigung des V-Leute-Unwesens. Es bedürfe keiner Informationen der V-Leute, die ohnehin nicht gerichtsverwertbar seien, um ein NPD-Verbot zu begründen. Dazu genügten die offenen Aktivitäten der NPD, deren Äußerungen und vor allem deren Förderung und Unterstützung von Gewalttaten.

“V-Leute-System abschaffen“ / Vorwurf der Untätigkeit und Verhinderung der Strafverfolgung

geschrieben von Bundesausschuss der VVN-BdA

19. November 2011

Das friedliche Zusammenleben in unserem Land, Demokratie, Solidarität, unser Leben und unsere Zukunft werden von Neonazis und Neofaschismus bedroht.

Die Mordserie der neofaschistischen Terrorgruppe, die sich “Nationalsozialistischer Untergrund“ nennt, belegt auf dramatische Weise: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

Trotz der ungeheuerlichen Dimension und Brutalität dieser Morde sind sie kein Einzelfall. Wir erinnern an das Oktoberfest-Attentat in München und die Brandanschläge, Pogrome und Mordtaten in den 90er Jahren u.a. in Solingen, Mölln, Lichtenhagen und Hoyerswerda. Eine Liste von Todesopfern rechter Gewalt in Deutschland seit 1990 nennt die erschreckende Zahl von 182 Toten.

Das Ausmaß der neonazistischen Gewalt zeigt, dass die totale Missachtung menschlichen Lebens – Gewalt bis zum Mord – immanenter Bestandteil des Denkens und Handelns im Neonazismus ist. Es ist die faschistische Ideologie, die diese Gewalt hervorbringt und fördert. Diese Erfahrung haben wir bereits in der NS-Zeit machen müssen.

Dennoch orientieren Blick und Weltbild der herrschenden Politik, in Staat und den tonangebenden Medien vorrangig auf angebliche “Gefahren von links“ und Gefahren durch “Fremdes“ und “Ausländisches“: Internationaler Terrorismus, Islamismus und “Linksextremismus“ (neuerdings noch gesteigert zum “Linksterrorismus“) beherrschen das Denken und Handeln der staatlichen Kräfte. Für einen konsequenten Kampf gegen rechts bleibt da kein Platz.

Rechte Gewalt und rechter Terror werden bagatellisiert, entpolitisiert, wenn nicht sogar geleugnet. Geburtshelfer mit NS-Vergangenheit bei der Inbetriebnahme der bundesdeutschen Geheimdienste haben da möglicherweise ihre Nachwirkung.

Politik und Staat sind auf dem rechten Auge blind. Als feststand, dass die Mordserie sich ausschließlich gegen Menschen ausländischer Herkunft richtete, wurde dennoch an alles Mögliche gedacht, nur nicht an Neonazis und deren Ausländerhass. Vielmehr wurden sogar die Opfer posthum krimineller Verbindungen verdächtigt.

Das gegen links gerichtete Weltbild verhindert konsequentes Vorgehen gegen Neonazis und Neofaschismus. Mehr noch: Politik, Justiz und Polizei sind folgerichtig primär gegen Nazigegner aktiv. Das zeigt das Beispiel Dresden, ist aber nicht auf Dresden beschränkt.

Die bislang praktizierte Zurückhaltung und Untätigkeit gegen Neonazis – überdeutlich geworden am Beispiel der jahrelang unbehindert morden könnenden Neonazigruppe – leistet dem Neofaschismus Vorschub.

Die vorzeitig eingestellten bzw. unterlassenen Ermittlungen und die Versäumnisse im Vorgehen gegen die bereits erkannten Neonazis der späteren Mörderbande verhinderten in der Konsequenz eine Strafverfolgung.

Deutlich wird die daraus resultierende Hilfestellung für Neonazis auch am System der V-Leute. Das sind vom Verfassungsschutz besoldete Neonazis. Der VS finanziert damit neofaschistische Gruppierungen, Organisationen und auch die NPD.

Wie die nunmehr bekannt gewordenen Vorgänge rund um die Verbrechen der Mördergruppe zeigen, haben als V-Leute bezahlte Neonazis – auch im Umkreis dieser Mörderbande – kein Verbrechen verhindert, nicht einmal aufgedeckt, sondern eher noch die Verbrecher geschützt und unterstützt.

Der Einsatz der V-Leute hat bereits das erste Verbotsverfahren gegen die NPD torpediert und damit die NPD vor dem Verbot gerettet. Das alles verlangt, das V-Leute-Unwesen endgültig zu beenden. V-Leute nützen den Neonazis.

Als größte antifaschistische Organisation Deutschlands, die von Naziopfern, ehemals Verfolgten und Widerstandskämpfer/innen gegründet wurde, fordern wir:

Die Gefahr des Neofaschismus muss endlich ernst genommen und entsprechend bekämpft werden.

Antifaschismus darf nicht länger diskriminiert werden. Dieses Land braucht ein klares Bekenntnis zum Antifaschismus.

Erforderlich sind:

Durchsetzung des im Grundgesetz und in den Strafgesetzen verankerten Faschismusverbots;

konsequentes Vorgehen gegen Neonazis und Neofaschismus. Unterbindung und Verbot neofaschistischer Umtriebe, Organisationen und Gruppierungen;

das Verbot der NPD, die Knotenpunkt, organisatorische Plattform, Ideologiegeber und Reservoir für neonazistische Gewalttäter ist – und zu der auch die Mörderbande Verbindung gehalten hat;

umfassende Aufklärung über das dubiose Verhalten von Justiz, Polizei und Verfassungsschutz bei neonazistischen Gewalttaten und gegenüber den Tätern;

Abschaffung des V-Leute-Unwesens – auch um damit den Weg zum Verbotsverfahren gegen die NPD freizmachen.

Die den Neonazismus fördernde Gleichsetzung von “Links- und Rechtsextremismus“ ist zu beenden.

Projekte gegen rechts dürfen nicht länger eingeschränkt oder behindert werden, sie müssen ohne Einschränkung gefördert werden. Die “Extremismusklausel“ ist zu streichen.

Antifaschistischer und zivilgesellschaftlicher Protest und Widerstand gegen Umtriebe und Aufmärsche von Neonazis dürfen nicht länger behindert und kriminalisiert werden. Sie sind ein aktiver Beitrag zur Verteidigung der Demokratie.

Wir wenden uns gegen alle Versuche, die Mordtaten der Neonazis, die wegen staatlicher Untätigkeit jahrelang fortgesetzt werden konnten, nunmehr zum Vorwand zu nehmen, erneut eine Einschränkung demokratischer Grundrechte und Freiheiten durchzusetzen und den allgemeinen Überwachungsapparat, alle Bürgerinnen und Bürger betreffend, auszubauen.

Die VVN-BdA wird ihre Aktivitäten im Rahmen der „nonpd“-Kampagne verstärken.

Bundesausschuss der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten in der Bundesrepublik Deutschland (VVN-BdA), Mageburg, 20.11.2011

NPD – Verbot Jetzt!

12. November 2011

Die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschisten fordert angesichts der neuen Informationen über die vermutlich von einer Neonazi- Gruppierung innerhalb eines längeren Zeitraumes verübten Morde und Anschläge eine umfassende Aufklärung über das Versagen von Polizei und Verfassungsschutz sowie einen sofortigen neuen Anlauf zu einem NPD-Verbot.

Die Berliner VVN erklärt weiter:

Unabhängig davon, ob sich alle Informationen bestätigen werden, steht doch eins fest: Die Überwachung und Kontrolle von Neonazis mit oder ohne NPD-Parteibuch durch Gewährsleute des Verfassungsschutzes hat sich einmal mehr als wirkungslos erwiesen. Schon die Antworten auf Anfragen an die Bundesregierung oder Landesregierungen ließen oftmals Unkenntnis über Umfang und Ausmaß rechter Aktivitäten vermuten. So verwundert es auch nicht, dass sich keine/r der vermeintlichen TäterInnen im Visier von staatlichen Behörden befand oder mögliche TäterInnenkreise und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Verbrechen scheinbar ausgeschlossen wurden.

Während VertreterInnen staatlicher Sicherheitsbehörden aber auch aus Politik und Medien die Gefahr eines wachsenden „Linksextremismus“ und sogar eines „Linksterrorismus“ beschwörten, konnten Neonazis jahrelang unentdeckt morden. Stattdessen wird antifaschistischer und zivilgesellschaftlicher Protest gegen Naziaufmärsche kriminalisiert und führte in Dresden zu einer verdachtsunabhängigen Massenüberwachung von Handydaten und weiteren Repressionen sowie Einschüchterungsversuchen. Die Morde aber auch die Zunahme von Brandanschlägen auf linke Projekte, wie auf das Anton-Schmauss-Haus der Falken in Britz, die Übergriffe auf Menschen, die nicht in das Weltbild von Neonazis und Rassisten passen, verlangen ein Umdenken in der Auseinandersetzung mit der Neonaziszene. Die absurde realitätsfremde Gleichsetzung von „Links- und Rechtsextremismus“ gehört ebenso auf den Prüfstand wie die von der Bundesregierung (geschönte) Statistik über Opfer rassistischer und neonazistischer Übergriffe, da sie in keinem Verhältnis zu Erhebungen von Opferberatungsstellen,und von Medien steht.

Die Berliner VVN fordert deshalb die Bundesregierung und verantwortliche staatliche Behörden zu einer Kurskorrektur auf. Die wirkliche Gefahr für eine Demokratie und für Menschenleben geht nach wie vor von der menschenverachtenden Ideologie der Neonazis und Rassisten aus. Eine Kriminalisierung von Zivilcourage über einen Generalverdacht durch die Extremismusklausel ist zu beenden und Projekte gegen Rechts sind wieder verstärkt zu fördern.

Nach dem Schweigen Erinnerungsorte, Gedenkbücher, Opferlisten des sowjetischen Exils

18. Oktober 2011

Internationale Konferenz,veranstaltet von Helle Panke e.V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin in Kooperation mit der Berliner VVN/BdA e.V. und der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte e.V. am 28. und 29. Oktober 2011 im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Robert-Havemann-Saal

Programm

Freitag, 28. Oktober 2011, 17.00-20.00 Uhr

17.00 Begrüßung Dr. Hans Coppi (Vorsitzender der Berliner VVN-BdA)

17.15-19.00 Filmvorführung „Im Schatten des Gulag – als Deutsche unter Stalin geboren“

90 Min., D 2011, Regie: Loretta Walz, Buch: Annette Leo und Loretta Walz

Acht Frauen und Männer erinnern sich ihrer Kindheit in der Sowjetunion und der frühen DDR. Es sind Töchter und Söhne deutscher Politemigranten. Ihre Eltern wurden in den 1930er bis 1950er Jahren Opfer der stalinistischen „Säuberungen“. Bis zum Ende der DDR waren alle von Verfolgung Betroffenen zum Schweigen verurteilt, danach bedurfte es interessierter Forscher und Publizisten, sie zum Reden zu bewegen.

19.00-19.15 Pause

19.15-20.00 Podiumsdiskussion mit Dr. Günter Agde, Alex Glesel, Dr. Annette Leo, Dr. Andrej Reder und Loretta Walz; Moderation Dr. Wladislaw Hedeler

Sonnabend, 29. Oktober 2011, 10.00-20.00 Uhr

10.00 Begrüßung: Dr. Hans Coppi

Einführung: Dr. Inge Münz-Koenen: Arbeit gegen das Vergessen

10.30 -12.00 Erinnerungsarbeit 70 Jahre danach. Die Suche nach namenlosen Opfern des „Großen Terrors“ unter Russen und Deutschen

10.30 Dr. Wladislaw Hedeler: Dreitausend Namen. Arbeit an einer Datenbank bisher unbekannter deutscher Emigranten, die in der Sowjetunion Opfer staatlicher Verfolgung wurden.

11.00 Dr. Anatolij Razumov (Zentrum „Wiedergegebene Namen“ Petersburg): „Wir wollen die Wahrheit wissen!“ Zur Arbeit an den Leningrader Gedenkbüchern

11.40 Anja Schindler: Emigrantenkinder zwischen Stalins Terror und Hitlers Krieg. Ein Foto und seine Geschichte

12.00-13.00 Diskussion

Moderation: Dr. Carola Tischler

13.00-14.00 Mittagspause

14.00-15.00 Fundort Archiv: unbekannte Schicksale deutscher Emigranten in der UdSSR

14.00 Prof. Dr. Alexander Vatlin (Staatliche Universität Moskau): Strafakten deutscher Bürger aus dem Archiv der Moskauer Bezirksverwaltung des NKWD 14.30 Dr. Gerd Kaiser: Recherchen zu deutschen Facharbeitern in der UdSSR

14.50 Dr. Carola Tischler: Glasnost in der DDR. Die Arbeitsgruppe „Opfer des Stalinismus“ am IML/IfGA (1989 -1991) und ihr Archivbestand

15.10-16.00 Diskussion

Moderation: Anja Schindler

16.00-16.30 Kaffeepause

16.30-18.00 Versiegelte Vergangenheit. Internationale Erfahrungen mit gesperrten Archiven und die Notwendigkeit ihrer Öffnung

Gesprächsrunde mit Bernd-Rainer Barth, Dr. Hans Coppi, Prof. Dr. Alexander Vatlin

Gesprächsleitung: Dr. Inge Münz-Koenen

18.15-19.00 FILMVORFÜHRUNG: Und die Kiefern neigten sich über die Gräber

Als wären es die Seelen der Toten, Regie: Vitalij Pozdnjakov (Russland 2008)

Kosten: Freitag 1,50 Euro, Sonnabend 5,00 Euro

Anmeldungen bitte unter info@helle-panke.de

oder unter http://www.helle-panke.de/topic/3.html?id=766 oder telefonisch unter 030 47538724

Veranstaltungsort Hans der Demokratie und Menschenrechte Robert-Havemann-Saal Greifswalder Str. 4 10405 Berlin

nach-dem-schweigen (179 KB)

Antifaschistische Arbeit in Rheinland-Pfalz nicht mehr gemeinnützig?

geschrieben von VVN-BdA, Landesvereinigung Rheinland-Pfalz

17. Oktober 2011

Anfang September dieses Jahres verweigerte das Finanzamt Mainz – nach mehr als anderthalb Jahren Bearbeitungszeit seit Antragsstellung im Februar 2010 – dem Landesverband Rheinland-Pfalz der VVN/BdA, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, die Verlängerung der Gemeinnützigkeit.

Einzig aufgeführte Begründung ist die Erwähnung „der VVN / BdA in einigen Verfassungsschutzberichten der Länder“ (dies ist in Bayern, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg der Fall). Damit sei u.a. davon auszugehen, dass dem Gedanken der Völkerverständigung zuwider gehandelt und die Voraussetzungen für die Zuerkennung der Gemeinnützigkeit nicht erfüllt seien.

Unsere Vereinigung wurde 1947 von den Überlebenden der Konzentrationslager und Mitgliedern des Widerstandes gegen Faschismus und Krieg gegründet, um im Sinne des Schwurs der überlebenden Häftlinge von Buchenwald zu wirken („Die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“). Eine aus der Geschichte gezogene Lehre war und ist für unsere Organisation, überparteilich und konfessionell ungebunden, einen antifaschistischen Grundkonsens zu verteidigen.

In Artikel 139 Grundgesetz sind die alliierten Bestimmungen zum Verbot der NSDAP und möglicher Nachfolgeorganisationen und -parteien eindeutig bestätigt. In diesem Sinne tritt die VVN-BdA entschieden ein für das Verbot der NPD und der in ihrem Sog sich bewegenden Gruppen, Organisationen und Kameradschaften. Für dieses und andere Ziele, insbesondere im Sinne des Gedankens der Völkerverständigung, setzt sich die VVN seit ihrer Gründung unermüdlich ein.

Die VVN-BdA Rheinland-Pfalz kann auf Jahrzehnte der kontinuierlich geleisteten Erinnerungs- und Gedenkarbeit, die Durchführung unzähliger antifaschistischer Veranstaltungen sowie Demonstrationen gegen neofaschistische Aufmärsche und Aktionen und die aktive Beteiligung an der Friedensbewegung zurückblicken. So zählt unsere Organisation beispielsweise zu den Gründungsmitgliedern des „Fördervereins für die Gedenkstätte Osthofen“.

Viele Mitglieder der VVN Rheinland-Pfalz waren später als Zeitzeugen in Schulen, bei Veranstaltungen und auf Kundgebungen gegen Neonazi-Aufmärsche zu hören. Wie beispielsweise Philipp Wahl, der jahrelang als Landesvorsitzender arbeitete und für sein antifaschistisches Engagement u. A. das Bundesverdienstkreuz bekam. Oder Horst Symanowski, ebenfalls für lange Zeit Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Landesverbandes der VVN/BdA, der 2003 für sein Lebenswerk von Yad-Vashem offiziell als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt wurde.

In den einzelnen Kreisverbänden wurde und wird von Überlebenden, in Zusammenarbeit mit Antifaschisten der nachfolgenden Generationen, die Auseinandersetzung mit den Ursachen von Faschismus und Krieg geführt, Aufklärung über neofaschistische Strukturen und Aktivitäten betrieben, werden Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Faschismus abgehalten; wird im Sinne der Losung ‚Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg’ wertvolle ehrenamtliche Arbeit, auch in örtlichen wie landesweiten Bündnissen, geleistet.

Dies ist nun der erste Vorstoß staatlicher Stellen, die Gemeinnützigkeit unseres Landesverbandes abzuerkennen und geschieht mittels einer fadenscheinigen und mehr als dürftig zu nennenden Begründung.

Wir fordern die unverzügliche Wiederherstellung der Gemeinnützigkeit der VVN/BdA Rheinland-Pfalz!

Unterschriftenliste (14 KB)

Kinder des Widerstandes laden zu einem Treffen in Solingen

29. September 2011

Nachdem kaum noch Zeitzeugen an unserer Gedenk- und Erinnerungsarbeit wie auch an der antifaschistischen Aufklärungsarbeit mitwirken können, haben Kinder und Enkel der Widerstandsgenerationen sich zu Wort gemeldet. Sie wollen helfen, den Anforderungen an die Zeitzeugen heute gerecht zu werden.

Das lebendige Bewahren der großen antifaschistischen Traditionen ist eine zunehmende Herausforderung für unseren Verband. Dies hat nicht zuletzt Auswirkungen auf die Erweiterung unseres Einflusses in der antifaschistischen Bewegung.

Wir laden ein zum Seminar

22.-23. Oktober 2011

Naturfreundehaus

Holzerbachtal

Solingen-Wald

Als Referenten haben wir den Historiker Dr. Dieter Nelles aus Wuppertal gewonnen, der mit einem Autorenkollektiv wertvolle Arbeiten zum Thema .Kinder des Widerstands und Politik nach 1945. veröffentlicht hat.

Die Töchter von antifaschistischen Widerstandskämpfern Alice Czyborra (Gingold), Traute Sander (Burmester), Inge Trambowsky (Kutz) und Klara Tuchscherer (Schabrod) haben sich mit folgendem Text an die Öffentlichkeit gewendet. Die VVN-BdA-Landeskonferenz NRW und der Bundeskongress der VVN-BdA unterstützten ihr Anliegen. Es wird darum gebeten, ebenfalls zuzustimmen, wenn das Anliegen unterstützt wird. Geplant ist ein Offener Brief, mit dem auf die Probleme der 2. und 3. Opfergeneration hingewiesen werden soll:

„Hinterbliebene von NS-Opfern fordern ihr Recht!

Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Beschluss vom 4. November 2009 erklärt: „Angesichts des einzigartigen Unrechts und des Schreckens, die die nationalsozialistische Herrschaft über Europa und weite Teile der Welt gebracht hat“, sind das Grundgesetz und die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland „geradezu als Gegenentwurf“ zum nationalsozialistischen Regime zu verstehen.“ „Das bewusste Absetzen von der Unrechtsherrschaft des Nationalsozialismus war historisch zentrales Anliegen aller an der Entstehung wie Inkraftsetzung des Grundgesetzes beteiligten Kräfte.“ (Aus den Leitsätzen zum Beschluss des Ersten Senats vom 04.11.2009 – 1 BvR 2150/08).

Die Gegnerschaft zur Naziherrschaft ist demnach Verfassungsgebot und Staatsdoktrin. Dem sieht sich auch die VVN-BdA verpflichtet. Unsere Organisation ist eine Organisation der Opfer und Hinterbliebenen sowie der nachgewachsenen Generationen von Antifaschistinnen und Antifaschisten. Diesen Opfern wurde in der genannten Gerichtsentscheidung das Recht auf besonderen Schutz – ihrer Würde und ihrer Unversehrtheit – zugesprochen:

Eine „Verletzung der Würde der Opfer der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft“ wird in besonderem Maße verurteilt. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes wurde nach 1945 von Überlebenden des Holocaust, von NS-Opfern und Teilnehmern am Antinazi-Widerstandskampf gegründet. Ihre heutigen Mitglieder erklären: Wir, die wir Krieg und Faschismus noch durchlitten haben, aber auch die zweite und dritte Generation und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter, fühlen uns dem Auftrag der Gründer der VVN-BdA und des Grundgesetzes verpflichtet.

Seit jüngster Zeit gibt es eine Reihe von Dokumentationen, die belegen, was die VVN seit den 60er Jahren nachgewiesen hat: In der Bundesrepublik konnten Eliten der Nazizeit aus Wirtschaft, Militär und dem Staats- und Terrorapparat des Naziregimes, darunter Justiz, Gesundheitswesen, Polizei und Geheimdienste wieder tätig werden, Einfluss nehmen und dabei weiterhin gegen Antifaschisten vorgehen.

Gerichte verfolgten Teilnehmer des Arbeiterwiderstandes, vornehmlich des kommunistischen Widerstandes, um sie – auch unter Hinweis auf Vorstrafen aus politischen Prozessen von 1933 bis 1945 – wegen ihrer politischen Tätigkeit erneut einzusperren und ihnen die Rechte auf Entschädigung abzusprechen.

Ärzte aus der NS-Zeit wurden als Gutachter eingesetzt, um die Entschädigungsrechte der oft schwer geschädigten politisch, rassisch und religiös Verfolgten in Zweifel zu ziehen. Ehemalige Gestapobeamte fanden in der Polizei der BRD wieder Verwendung, und man setzte sie auch ein, um die demokratischen Rechte der Verfolgten erneut anzutasten. Organisationsverbote führten zur Bestrafung der Widerstandskämpferinnen und -kämpfer, während Naziorganisationen wie die NPD sich ungehindert entfalten konnten. Berufsverbote wurden gegen die Kinder von Antifaschisten ausgesprochen. Das Versammlungsrecht von Antifaschisten wurde eingeschränkt.

Die VVN-BdA setzt sich dafür ein, dass eine Wiedergutmachung für die so Benachteiligten erfolgen muss. Vor allem geht es um die Rehabilitierung der Opfer. Ende der sechziger Jahre gab es zwar ein Strafrechtsänderungsgesetz, das zahlreichen Verfolgungen ein Ende setzte, eine Rehabilitierung der Betroffenen erfolgte jedoch nicht. Auch die Kinder und Enkel der Betroffenen hatten – infolge der Leiden ihrer Verwandten – mitzuleiden: Denn die Familien der Opfer litten oft materielle Not, die Kinder und Enkel, also die aus der 2. und 3. Generation, waren betroffen von psychischen Schäden und Traumatisierungen, sie waren im Bildungswesen, in Schule und Gesellschaft Diskriminierungen bis hin zu Berufsverboten ausgesetzt. Sie galten als Kinder von „Vorbestraften“. Die jetzt bekannt gewordenen personellen Kontinuitäten aus der Zeit vor und nach 1945 müssen zu Konsequenzen führen. Doch die Gelegenheiten, die sich dazu bieten, werden nicht genutzt. Der Umgang des Deutschen Bundestages mit dem Antrag „Widerstand von Kommunistinnen und Kommunisten gegen das NS-Regime“ (Drucksache 17/2201), eingebracht von der Fraktion DIE LINKE am 16. 6. 2010, ist ein Skandal, ja ein Schlag ins Gesicht der NS-Opfer. Ohne mündliche Aussprache, nur mit schriftlichen Wortbeiträgen, die seitens der CDU, CSU und FDP, aber auch der SPD den Geist der Restauration und des Kalten Krieges atmeten, wurde der Antrag am 11. November 2010 zu später Stunde beerdigt. Die CDU/CSU-Reaktion ist unfassbar und, ähnlich wie bei den vielen Debatten zum Kriegsverrat, sprachlich und argumentativ stark in der Nähe von rechtsextremen Organisationen.

Auch in der Erinnerungsarbeit der Gedenkstätten für Opfer des NS-Unrechts werden die Vertreter der 2. und 3. Generation oftmals abgewiesen. Man erklärt ihnen ungeschminkt: Euer Anspruch auf Mitsprache in der Gedenkarbeit ist verwirkt. Genugtuung darüber, dass Zeitzeugen sich nicht mehr einmischen können, ist unverkennbar. Doch, wir mischen uns ein.

Die in der VVN-BdA vereinigten Angehörigen der 2. und 3. Generation danken dem Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte dafür, dass er sich ihrer Sorgen und Nöte angenommen hat. Sie danken den Vertretern der LINKEN und der GRÜNEN, die sich in der schriftlichen Debatte des Bundestages vom 11. 11. 10 vorbildlich verhalten haben. Diese Bemühungen sollten fortgesetzt werden.

Es wird darum gebeten, sich dieser Erklärung anzuschließen.“

Ich unterstütze als Betroffene/Betroffener diese Erklärung von Kindern und Enkeln von NS-Verfolgten und Opfern des Kalten Krieges:

Name und Vorname: ___________________

Alter: __________ Beruf: _______________

Verwandt mit oder Hinterbliebene/r von (muß nicht ausgefüllt werden) ______________________

Anschrift: ____________________________

Telefon __________

Mail-Adresse ______________

Bitte senden an:

VVN – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Nordrhein-Westfalen

Gathe 55 • 42107 Wuppertal, nrw[at]vvn-bda[dot]de

„Antifaschismus in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“

26. September 2011

Aus Anlass des 75. Jahrestages der Gründung der Interbrigaden lädt die VVN-BdA Brandenburg zu einer antifaschistischen Konferenz im Potsdamer Treffpunkt Freizeit (ehemaliges Pionierhaus) ein.

In mehreren Workshops soll über geschichtspolitische Auseinandersetzungen, aber auch über Neofaschismus heute und den Kampf dagegen diskutiert werden. Daneben besteht ausreichend Zeit und Platz um sich gegenseitig kennenzulernen, zu diskutieren, Kontakte zu knüpfen…

Samstag, 08. Oktober 2011, ab 11 Uhr

Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64, Potsdam

Die Teilnahme ist kostenfrei.

Kontakt und Information: VVN-BdA Land Brandenburg, Jägerstraße 36, 14467 Potsdam, vvn-bbg@gmx.de

Veranstalter: VVN-BdA Brandenburg e.V.

Programm:

11.00 Uhr: Gedenkpolitik in Osteuropa (Hannes Püschel)

In vielen Staaten Mittelosteuropas wird das Erinnern an die stalinistischen Repressionen gegen das Erinnern an den Holocaust ausgespielt, um die ideologischen Vorgänger heutiger nationalistischer Parteien und Bewegungen, die als Kollaborateure Anteil an den deutschen Verbrechen hatten, zu entlasten. Über europäische Gremien beeinflusst diese Politik auch den Umgang mit Gedenkstätten in Deutschland. In diesem Workshop soll über die aktuellen Entwicklungen und darüber wie die Kritik daran geschärft werden kann diskutiert werden.

13.00 Uhr: Neonazismus in Brandenburg (Christoph Kopke)

Christoph Kopke forscht seit mehreren Jahren zu Neonazismus im Land Brandenburg und ist Mitherausgeber des Buches „Rechtsextremismus in Brandenburg“.

13.00 Uhr: Klänge des Verschweigens (Klaus Stanjek)

Der Potsdamer Regisseur Klaus Stanjek wird sein Projekt „Klänge des Verschweigens“ (http://www.klaenge-des-verschweigens.de) vorstellen. Im Mittelpunkt des Projektes steht die Biographie des Sängers und Pianisten Wilhelm Heckmann. Er war ausgebildeter Konzertsänger und trat seit 1923 bis in die Sechziger Jahre hin in ganz Deutschland und der Schweiz auf. In seiner eigenen Familie wurde er allerdings als das „schwarze Schaf“ behandelt. Seine bisexuelle Orientierung wurde ihm in der Zeit der verschärften Homosexuellenverfolgung (1936 + 1937) zum Verhängnis. Nach Denunziation und Verhaftung wurde er (unter bisher ungeklärten Umständen) 1937 ins KZ – Dachau deportiert, später von da ins KZ Mauthausen. Trotz der extrem harten Umstände (langjährige Arbeit im Steinbruch, Bunkerhaft, Rosa-Winkel-Kennzeichnung) konnte er bis zum Kriegsende und der Befreiung überleben. Vermutlich hat seine besondere Musikalität sein Leben gerettet, als Musiker eines Lagertrios und späterer Mitwirkender des Gefangenenorchesters wurde er als Funktionshäftling behandelt und hat leichtere Aufgaben übertragen bekommen.

15.00 Uhr: Workshop: Rechte Strömungen und Neofaschismus in Russland

Den Schwerpunkt der Veranstaltung bildet das Phänomen des russischen Neofaschismus. Dieser wird anhand einiger aktuell bedeutender bzw. bekannter rechtsextremer Organisationen und deren Versuchen beleuchtet, sich in der Gesellschaft zu verankern, sowie am Beispiel der Gewalt durch Neonaziskin-Gruppierungen, der jedes Jahr viele Migrant_innen und Alternative zum Opfer fallen. Zum besseren Verständnis der Herkunft des russischen Neofaschismus bietet der Workshop zudem einen kurzen Überblick über die Erscheinungsformen russischen Nationalismus von der Perestroika bis heute und zeigt die Vereinnahmungsversuche patriotischer Einstellungen sowohl durch rechte Gruppierungen als auch durch die staatliche Politik auf.

Nach Wunsch kann zudem ein Überblick über die russische zivilgesellschaftliche, subkulturelle und antifaschistische Bewegung gegeben werden, die verschiedenen Formen von Bedrohung und Repression, denen Aktive ausgesetzt sind sowie deren Handlungsstrategien im Kampf gegen rechte Propaganda und Gewalt.

Die Referentin stammt aus Russland und befasst sich seit mehreren Jahren mit russischem Nationalismus und antifaschistischen Widerstand. Als Verteterin des „Siempre Antifascista“-Bündnisses Berlin steht sie in Austausch mit antifaschistischen Aktivist_innen in Russland, mit dem Ziel, durch Informations- und gegenseitigen Austausch die Vernetzung mit Deutschland und Europa, sowie eine grenzenlose antifaschistische Solidarität zu fördern.

www.siempre-antifa.tk

17.00 Geschichtspolitik in Spanien (Initiative „Umkämpfte Vergangenheit“)

In den letzten Jahren wird in Spanien verstärkt um die Bewertung der frankistischen Vergangenheit gestritten. Endlich wird auch der lange verschwiegenen Opfer der Franco-Diktatur öffentlich gedacht. Überall im Land wird nach den verscharrten Opfern der Franco-Diktatur gesucht während gleichzeitig die Franco-Denkmäler, die noch vor einigen Jahren in weiten Teilen Spaniens zu finden waren beseitigt werden. Dies passiert nicht ohne Widerstand rechter und konservativer Kreise. Die Initiative „Umkämpfte Vergangenheit“ informiert über die gedenkpolitischen Auseinandersetzungen in Spanien und zeigt die Ausstellung „Umkämpfte Vergangenheit“.

http://umkaempftevergangenheit.blogsport.de/

18.30 Uhr Podiumsdiskussion „Zukunft der Gedenkstätten in Brandenburg“

In den letzten 20 Jahren sind die Neben- und Außenlager von Ravensbrück und Sachsenhausen, mit erhöhter Aufmerksamkeit bedacht worden. Teilweise werden dort heute zum ersten Mal Gedenkstätten am authentischen Ort errichtet, bzw. werden von Überlebenden und jüngeren AntifaschistInnen entsprechende Forderungen artikuliert. Über die damit verbundenen Probleme diskutieren Mitglieder und AktivistInnen verschiedener geschichtspolitisch aktiver Gruppen und Organisationen. Mit Adam König, Überlebender des KZ Auschwitz und Klinkerwerk, einer Vertreterin der Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark, Herta Venter, forscht zum NS-Frauenzuchthaus Cottbus und Vereter/innen der VVN-BdA Brandenburg.

Konzert

Anschließend Konzert mit Atze Wellblech (Straßenmusik trifft Kneipenjazz trifft sorbischen Befreiungspunk trifft Chanson etc.pp.)

Ausstellungen

Während der Konferenz werden im Treffpunkt Freizeit die Ausstellungen „Umkämpfte Vergangenheit“ zur spanischen Geschichtspolitik von der gleichnamigen Initiative und Neofaschismus in Deutschland vom Bundesverband der VVN-BdA gezeigt.

Zudem ist die Ausstellung „Frauen im Widerstand gegen die Nazi-Herrschaft. Das Frauenzuchthaus Cottbus 1939-1945“ zu sehen. VVN-BdA Brandenburg

Demokratische Politikwissenschaft

25. September 2011

Zur Erinnerung an das Werk des marxistischen Sozialwissenschaftlers und Faschismusforschers Reinhard Opitz (1934-1986)mit: Phillip Becher – Daniel Bratanovic – Ludwig Elm – Georg Fülberth – Richard Gebhardt – Kurt Heiler – Jörg Kronauer – Tom van de Leut – Jürgen Lloyd – Rainer Rilling

Eine Veranstaltung der Marx-Engels-Stiftung e.V. und der VVN-BdA NRW.

19. / 20. November 2011 Alte Feuerwache, Köln

„Demokratische Politikwissenschaft – oder einfach, was dasselbe ist, exakte“ erklärte Reinhard Opitz im Vorwort seiner Dissertation als Anspruch seiner Arbeit. Opitz beschrieb auch, worauf sich diese demokratische – also exakte – Wissenschaft aufbaut: Sie zeichnet sich aus durch das inhaltliche Begreifen der politischen Erscheinungen, d.h. durch das Wahrnehmen der in den Erscheinungen zur Geltung kommenden Klasseninteressen.

Reinhard Opitz wurde am 2. Juli 1934 geboren. Nach Studium von Germanistik und Philosophie, später Sozialphilosophie, Politikwissenschaft und Geschichte promovierte er 1973 in Marburg bei Hans Heinz Holz über „Ideologie und Praxis des deutschen Sozialliberalismus 1917-1933“. Die Entstehung und Verhinderung von Faschismus war sein zentrales Forschungsanliegen; der Widerstand gegen Militarismus und Demokratieabbau die praktische politische Konsequenz. Bereits Ende der 50er Jahre trat Opitz in den >Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS)< ein und wurde Redakteur des Studenten-Kuriers, bzw. der >konkretKommunistische Partei Deutschlands (KPD)Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi)< und wurde 1972 Mitglied im Herausgeberkreis der >Blätter für deutsche und internationale Politik< sowie ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift >Das Argumente In den 1980er Jahren war er Mitglied der >Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsgegnerInnen (DFG-VK)< und betätigte sich im Arbeitskreis Neofaschismus der >Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA)

Eine Einordnung von Opitz‘ Werk ist nicht einfach. Er gilt als Faschismusforscher, Ideologiekritiker, Politikwissenschaftler oder Historiker. Seine Arbeiten strahlten aus bis in den Bereich der Psychologie. Opitz war aber auch ein Literaturkenner, Kunst- und Musikliebhaber mit überdies enzyklopädischen Interessen. Ihm selbst waren disziplinäre Zuordnungen immer fremd.

Trotz der 1999 im BdWi-Verlag erfolgten Herausgabe einer 3-bändigen Edition unter dem Titel „Liberalismus o Faschismus o Integration“ blieb Opitz‘ wissenschaftliches Werk bis heute wenig rezipiert und oft umstritten. Die spezifische Art, wie Opitz das Verhältnis und den Zusammenhang von Ökonomie, Politik und Ideologie gedacht hat ist nur von wenigen fortgeführt worden. Er selbst nannte sein Herangehen kämpferisch „Demokratische Politikwissenschaft“. Ziel unserer Konferenz ist es, Impulse zu geben, dieses Herangehen von Opitz für uns heute wieder nutzbar zu machen.

Reinhard Opitz starb vor 25 Jahren am 3. April 1986 an Lungenkrebs. Er ist nur 51 Jahre alt geworden.

Die geplanten Referate:

Phillip Becher:

„Arbeitsteilung rechtsaußen? Die Entwicklung der Pole ‚NPD‘ und ‚pro-Bewegung‘ als eine mögliche Ausdifferenzierung der Funktionsbestimmungen des Neofaschismus nach Opitz“

Daniel Bratanovic:

„Ludwig Erhards „Formierte Gesellschaft““

Prof. Ludwig Elm:

„Die Leidensgeschichte der Freiheit in Deutschland. – R. Opitz über Liberalismus und Konservatismus“

Prof. Georg Fülberth:

„Zu R. Opitz‘ Kritik des Sozialliberalismus“

Richard Gebhardt:

„“Feindfreier Herrschaftsraum“? – Anmerkungen zur Analyse des Antisemitismus bei R. Opitz“

Kurt Heiler:

„Der angebliche linke Flügel des Faschismus“

Jörg Kronauer:

„Tradition verpflichtet – Zur Aktualität von Opitz‘ „Europastrategien““

Tom van de Leut:

„Das monopolkapitalistische Integrationsproblem“

Jürgen Lloyd:

„Opitz‘ Begriffe „Demokratie“ und „demokratisches Potential““

Prof. Rainer Rilliing:

„Notizen zur Analyse der herrschenden Klasse(n)“

(Das Programm kann sich noch ändern – den aktuellen Stand bitte bei www.marx-engels-stiftung.de nachschauen.)

Die Konferenz findet am Samstag, 19. November 2011 von 11 Uhr bis ca. 18 Uhr und am Sonntag, 20. November von 9:30 Uhr bis 15 Uhr statt.

Zur Finanzierung der Veranstaltung bitten wir um einen Beitrag von 10,- € (ermäßigt 5,- €) / Person.

Bitte anmelden per Mail an termin@marx-engels-stiftung.de oder info-ac@vvn-bda.de oder telefonisch unter 02 02 / 45 65 04.

Veranstaltungsadresse: Alte Feuerwache o Melchiorstr. 3 o 50670 Köln http://www.altefeuerwachekoeln.de

20110926_1_flyer_opitz_tagung.pdf (824 KB)

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