Demokratische Politikwissenschaft

25. September 2011

Zur Erinnerung an das Werk des marxistischen Sozialwissenschaftlers und Faschismusforschers Reinhard Opitz (1934-1986)mit: Phillip Becher – Daniel Bratanovic – Ludwig Elm – Georg Fülberth – Richard Gebhardt – Kurt Heiler – Jörg Kronauer – Tom van de Leut – Jürgen Lloyd – Rainer Rilling

Eine Veranstaltung der Marx-Engels-Stiftung e.V. und der VVN-BdA NRW.

19. / 20. November 2011 Alte Feuerwache, Köln

„Demokratische Politikwissenschaft – oder einfach, was dasselbe ist, exakte“ erklärte Reinhard Opitz im Vorwort seiner Dissertation als Anspruch seiner Arbeit. Opitz beschrieb auch, worauf sich diese demokratische – also exakte – Wissenschaft aufbaut: Sie zeichnet sich aus durch das inhaltliche Begreifen der politischen Erscheinungen, d.h. durch das Wahrnehmen der in den Erscheinungen zur Geltung kommenden Klasseninteressen.

Reinhard Opitz wurde am 2. Juli 1934 geboren. Nach Studium von Germanistik und Philosophie, später Sozialphilosophie, Politikwissenschaft und Geschichte promovierte er 1973 in Marburg bei Hans Heinz Holz über „Ideologie und Praxis des deutschen Sozialliberalismus 1917-1933“. Die Entstehung und Verhinderung von Faschismus war sein zentrales Forschungsanliegen; der Widerstand gegen Militarismus und Demokratieabbau die praktische politische Konsequenz. Bereits Ende der 50er Jahre trat Opitz in den >Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS)< ein und wurde Redakteur des Studenten-Kuriers, bzw. der >konkretKommunistische Partei Deutschlands (KPD)Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi)< und wurde 1972 Mitglied im Herausgeberkreis der >Blätter für deutsche und internationale Politik< sowie ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift >Das Argumente In den 1980er Jahren war er Mitglied der >Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsgegnerInnen (DFG-VK)< und betätigte sich im Arbeitskreis Neofaschismus der >Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA)

Eine Einordnung von Opitz‘ Werk ist nicht einfach. Er gilt als Faschismusforscher, Ideologiekritiker, Politikwissenschaftler oder Historiker. Seine Arbeiten strahlten aus bis in den Bereich der Psychologie. Opitz war aber auch ein Literaturkenner, Kunst- und Musikliebhaber mit überdies enzyklopädischen Interessen. Ihm selbst waren disziplinäre Zuordnungen immer fremd.

Trotz der 1999 im BdWi-Verlag erfolgten Herausgabe einer 3-bändigen Edition unter dem Titel „Liberalismus o Faschismus o Integration“ blieb Opitz‘ wissenschaftliches Werk bis heute wenig rezipiert und oft umstritten. Die spezifische Art, wie Opitz das Verhältnis und den Zusammenhang von Ökonomie, Politik und Ideologie gedacht hat ist nur von wenigen fortgeführt worden. Er selbst nannte sein Herangehen kämpferisch „Demokratische Politikwissenschaft“. Ziel unserer Konferenz ist es, Impulse zu geben, dieses Herangehen von Opitz für uns heute wieder nutzbar zu machen.

Reinhard Opitz starb vor 25 Jahren am 3. April 1986 an Lungenkrebs. Er ist nur 51 Jahre alt geworden.

Die geplanten Referate:

Phillip Becher:

„Arbeitsteilung rechtsaußen? Die Entwicklung der Pole ‚NPD‘ und ‚pro-Bewegung‘ als eine mögliche Ausdifferenzierung der Funktionsbestimmungen des Neofaschismus nach Opitz“

Daniel Bratanovic:

„Ludwig Erhards „Formierte Gesellschaft““

Prof. Ludwig Elm:

„Die Leidensgeschichte der Freiheit in Deutschland. – R. Opitz über Liberalismus und Konservatismus“

Prof. Georg Fülberth:

„Zu R. Opitz‘ Kritik des Sozialliberalismus“

Richard Gebhardt:

„“Feindfreier Herrschaftsraum“? – Anmerkungen zur Analyse des Antisemitismus bei R. Opitz“

Kurt Heiler:

„Der angebliche linke Flügel des Faschismus“

Jörg Kronauer:

„Tradition verpflichtet – Zur Aktualität von Opitz‘ „Europastrategien““

Tom van de Leut:

„Das monopolkapitalistische Integrationsproblem“

Jürgen Lloyd:

„Opitz‘ Begriffe „Demokratie“ und „demokratisches Potential““

Prof. Rainer Rilliing:

„Notizen zur Analyse der herrschenden Klasse(n)“

(Das Programm kann sich noch ändern – den aktuellen Stand bitte bei www.marx-engels-stiftung.de nachschauen.)

Die Konferenz findet am Samstag, 19. November 2011 von 11 Uhr bis ca. 18 Uhr und am Sonntag, 20. November von 9:30 Uhr bis 15 Uhr statt.

Zur Finanzierung der Veranstaltung bitten wir um einen Beitrag von 10,- € (ermäßigt 5,- €) / Person.

Bitte anmelden per Mail an termin@marx-engels-stiftung.de oder info-ac@vvn-bda.de oder telefonisch unter 02 02 / 45 65 04.

Veranstaltungsadresse: Alte Feuerwache o Melchiorstr. 3 o 50670 Köln http://www.altefeuerwachekoeln.de

20110926_1_flyer_opitz_tagung.pdf (824 KB)