Aufruf an die Verantwortlichen in Wolgast

1. November 2012

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Anlässlich des von der NPD angekündigten Fackelmarsches am 9. November in Wolgast wendet sich die VVN-BdA mit einem Aufruf an den Bürgermeister von Wolgast, die Landrätin, den Innenminister und den Ministerpräsidenten von MV.

„Verbieten Sie den geplanten Fackelmarsch der NPD in Wolgast am 9. November 2012, dem 74. Jahrestag der Reichspogromnacht! Stoppen sie die NS-Verherrlichung durch die neonazistische NPD! Schützen Sie die Menschenwürde der angegriffenen Flüchtlinge!Die Pogrome vom November 1938 bildeten den Auftakt zur Shoa, der fast vollständigen Vernichtung der Juden in Europa. Zum 74. Jahrestag plant die neonazistische NPD am 9. November 2012 in Wolgast einen Fackelmarsch vom Bahnhof zur der Flüchtlingsunterkunft in Wolgast-Nord. Dies ist eine unerträgliche Drohung an die dort lebenden Flüchtlinge. Schützen Sie sie vor den Pogromisten der NPD.

Es ist aber auch eine schmerzhafte Erinnerung und erneute Demütigung, ein ganz direkter Angriff auf alle überlebenden Opfer des Naziregimes und die Verhöhnung des Andenkens der Millionen ermordeten Opfer der Nazidiktatur und des deutschen Vernichtungskriegs. Lassen Sie diese zynische Bezugnahme auf den Beginn des Menschheitsverbrechens Holocaust nicht als erlaubte Meinungsäußerung einer (noch) legalen Neonazipartei durchgehen.

Viele Verfolgte und Überlebende des Naziregimes haben Flucht und Exil, Ablehnung und Ausgrenzung in ihren Zufluchtsländern erlebt. Sie fühlen mit den bedrohten Flüchtlingen und messen unsere Gesellschaft und unsere Demokratie heute an ihrem Vermögen zu Empathie und Solidarität. Sie werden immer wieder enttäuscht.

Wir fordern Sie als verantwortliche und zuständige Politiker_innen und Behörden auf, alles Nötige für ein Verbot dieses „Marsches“ in die Wege zu leiten. Machen Sie sich nicht mitschuldig an der Verharmlosung von Neonazismus und Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus. Die Mordserie der NSU hat gezeigt wohin das führt.

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen! Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus gehören zu den Voraussetzungen, die Auschwitz möglich gemacht haben! Setzen Sie sich weiter für das Verbot der NPD ein! nonpd – NPD-Verbot jetzt!“

2. November 2012

Überlebende des NS-Regimes: Ludwig Baumann (Bremen, Opfer der NS-Militärjustiz) Esther Bejarano (Hamburg, KZ Auschwitz und KZ Ravensbrück) Ruth Burse (Leipzig, KZ Theresienstadt) Ruth Czichon (Berlin, Exil) Alice Czyborra, geb. Gingold (Essen, als Kind in Frankreich versteckt überlebt) Gerhard Dehnert (Berlin, KZ Kalkbergwerk Miltitz) Henny Dreifuss (Düsseldorf, Mitglied der Résistance) Prof. Günter Glaser (Berlin, Nationalkomitee Freies Deutschland) Kurt Gutmann (Exil, Kindertransport nach England) Volkmar Harnisch (politischer Häftling) Elisabeth Jäger (Berlin, KZ Ravensbrück) Werner Knapp (Berlin, Exil) Lorenz Knorr (Frankfurt/Main, Jugendwiderstand im Sudetenland) Gisela Lindenberg (Exil, Kindertransport nach England) Günter Pappenheim (KZ Buchenwald) Ulrich Raabe (Dierhagen, rassistisch verfolgt) Barbara Reimann (Berlin, KZ Ravensbrück) Brigitte Schauss (Berlin, Exil) Frido Seydewitz (Dresden, Exil ,Gulag-Häftling) Justiz Sonder (Chemnitz, KZ Auschwitz) Hanna Tomkins (Berlin, Exil) Marianne Wilke (Wedel, rassistisch verfolgt) Steffie Wittenberg (Hamburg, Exil in Uruguay)

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Cornelia Kerth (Vorsitzende) Prof. Heinrich Fink (Vorsitzender) Dr. Axel Holz (Landesvorsitzender) Ida Schillen (Kreisvorsitzende Rostock)

Es schließen sich dem Protest an: Flüchtlingsrat MV Antirassistische Initiative Rostock (antira) Initiative Stop it – Rassismus bekämpfen alle Lager abschaffen, Robert Weiß, 1. Vorsitzender LV der Sinti in Hamburg