VVN-BdA protestiert gegen die Zwangsauflösung von Memorial International
5. Januar 2022
Erklärung, MemorialInternational, Russland
Wir sind entsetzt über die Verfügung des russischen Obersten Gerichtshofs zur Zwangsauflösung der Menschenrechtsorganisation Memorial und fordern die sofortige Rücknahme dieser Entscheidung.
Unsere Vereinigung wurde 1947 von überlebenden Verfolgten und Widerstandskämpfer:innen gegen den Faschismus gegründet. Eine unserer wesentlichen Aufgaben ist die Erinnerung an Verfolgung und Widerstand. Dazu gehört auch das Schicksal tausender deutscher Antifaschistinnen und Antifaschisten, die von sowjetischen Machtorganen in dem Land, in dem sie Schutz gesucht hatten, eingekerkert, gefoltert und oft auch ermordet wurden.
Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung ihrer Schicksale konnte erst nach dem Zerfall der UdSSR und der Auflösung der mit ihr verbündeten Staaten ernsthaft begonnen werden. Die 1989 in Moskau gegründete Menschenrechtsorganisation Memorial International hat dabei mit ihrer sehr konkreten und akribischen Tätigkeit einen unschätzbaren Beitrag zur Anerkennung und Ehrung von in der Sowjetunion verfolgten deutschen Antifaschistinnen und Antifaschisten geleistet.
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V. würdigt auf vielfältige Weise die historische Leistung der UdSSR bei der Befreiung Europas vom deutschen Faschismus, der mehr als 25 Millionen Menschen aus allen Völkern der Sowjetunion das Leben gekostet hat, und wendet sich konsequent gegen jede Art der Relativierung oder Verfälschung dieses Beitrages. Dies betrifft auch die offensive, durch Dokumente und Fakten belegte historische Aufarbeitung des Stalinschen Terrors.
Jegliche Vertuschung oder Verharmlosung begünstigt die Propaganda von Verschwörungstheoretikern oder alten und neuen Nazis.
Bundesvereinigung VVN-BdA
Pressekontakt: Hannah Geiger, presse@vvn-bda.de, Tel.: 0178 278 59 58