Die Zukunftswerkstatt

3. Juni 2014

Im Zentrum des Kongresses stand eine zweiteilige Zukunftswerkstatt. Es handelt sich dabei um eine basisdemokratische Methode zur Problemanalyse und Problembearbeitung.  Die Delegierten und Gäste wurden zunächst per Los in kleine Gruppen zusammengewürfelt, die sich der Frage widmeten, welche Themen an diesem Tag besprochen werden sollten.

Die Vorschläge wurden gesammelt und von den Anwesenden  „abgepunktet“. In einer zweiten Runde wurden die am stärksten nachgefragten Themen in neuen und diesmal nach Neigung besetzten Gruppen diskutiert. Die Anträge zum Bundeskongress, die sich mit diesen Themen mehr oder weniger deckten, wurden mitdiskutiert.

Diese Methode wurde auf Bundesebene zum ersten mal angewandt. Es stellte sich heraus, dass die Gelegenheit zur intensive Diskussion mit großem Engagement genutzt wurde. Die Teilnehmer_innen konnten sich viel stärker in den Kongress einbringen als früher.

Als Ergebnis entstand eine ad-hoc-Ausstellung der  diskutierten Vorschläge und Ideen.

Heinrich Fink Ehrenvorsitzender

3. Juni 2014

VVN-BuKo-2014-4333Mit starkem Beifall und bewegenden Gesten wurde Prof. Heinrich Fink, der langjährige Bundesvorsitzende der VVN-BdA verabschiedet und gleichzeitig zum Ehrenvorsitzenden bestimmt. Mit Heinrich Fink und Esther Bejarano wird es nun zwei Persönlichkeiten in dieser Ehrenfunktion geben.

Politischer Bericht

geschrieben von Cornelia Kerth

1. Juni 2014

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6.000 Menschen nahmen im August 2012 an einer Demonstration zur Erinnerung an das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen von 1992 teil. Von der autonomen Antifa über die SPD bis zu Kindern aus dem Viertel reichte die Breite der Bewegung. Aus mehreren Bundesländern waren Kameradinnen in Bussen angereist, einzelne waren aus fast jedem Bundesland dabei. Vor der Demo war ein Duplikat der Tafel am Rostocker Rathaus angebracht worden war, die Beate Klarsfeld zusammen mit rund 30 weiteren aus Paris angereisten Nachkommen jüdischer Deportierter direkt nach dem Pogrom dort anbringen wollten. Die Tafel weist darauf hin, dass sich das Pogrom damals zunächst gegen Roma gerichtet hatte, die ihrerseits Nachkommen von Holocaust-Opfern waren. 1992 waren die angereisten französischen Demonstrant_innen festgenommen worden. 2012 waren sämtliche Medien dabei, als die Tafel angebracht wurde und die Bilder schafften es bis in die „Tagesschau“.

VVN-BuKo-2014-4146Wir stellen die Erinnerung an diesen „Aktionstag“ an den Anfang des Berichts, weil er beim „Blick zurück“ besondere Beachtung verdient. Seit 1990 hat keine von uns angestoßene Aktion zu einer solchen bundesweiten Mobilisierung geführt und eine solche öffentliche Aufmerksamkeit erzielt.

Ein Grund dafür liegt in der Sache selbst: Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus sind in dieser Gesellschaft auch 20 Jahre nach dem Pogrom von Rostock, nach Hoyerswerda, Solingen und Mölln eine zentrale Herausforderung für Antifaschist_innen.  Heute heißen die Orte, die die es zu besonders trauriger Berühmtheit bringen, Wolgast, Schneeberg, Berlin-Hellersdorf, Duisburg, Dortmund. Heute wie damals bereiten dort und an 1.000 anderen Orten staatlicher Rassismus und Medien-Hetze organisierten Nazis den Boden in Milieus, in denen der Kampf ums nackte Dasein jede Solidarität und jedes Mitgefühl erstickt haben.

1992 wurde das Pogrom von Lichtenhagen  – zynisch und ganz im Sinne des rassistischen Mobs – zum Vorwand für die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl. 20 Jahre später haben Schengen, Dublin II, Frontex und Eurosur Europa zu einer Festung gemacht, an deren Außengrenzen jedes Jahr Tausende sterben bei dem Versuch, Kriegen, Verfolgung und dem Elend zu entkommen, das die Öffnung der Märkte für Europas Über­produktion und die „Sicherung des Zugangs zu den Rohstoffen“ mit und ohne Militär in weiten Teilen der Welt verursachen.

Die Erinnerung an das Pogrom, verbunden mit der Forderung nach grenzenloser Solidarität bot die Möglichkeit, gemeinsam ein Zeichen gegen die Verrohung zu setzen.

Ein zweiter Grund für den Erfolg des Aktionstags liegt darin, dass wir als Organisation an Kampagnen- und Interventionsfähigkeit gewonnen haben.

Das wurde nicht nur in Rostock deutlich:

– Seit 2007 arbeiten wir an der Kampagne nonpd. Nach dem letzten Bundeskongress haben wir die 3. Etappe entwickelt, in der der Schwerpunkt der Forderung nach dem überfälligen Verbot der NPD auf die Beendigung des unseligen V-Mann-Systems  als Voraussetzung für ein erfolgreiches Verbotsverfahren zielte.

Inzwischen ist der Antrag auf Verbot der NPD vom Bundesrat gestellt und wir sind sicher, dass unsere kontinuierliche Arbeit, das Sammeln von Unterschriften, Argumenten und Bündnispartnern,  das Darstellen von Zusammenhängen und Verbindungen zwischen NPD und Stiefelfaschisten und die Bedeutung des V-Leute-Systems für den Aufbau der rechten Organisationsstrukturen dazu beigetragen haben, den gesellschaftlichen Druck aufzubauen, der für diese Entscheidung notwendig war.

Alles, was nach der Entdeckung des terroristischen „Nationalsozialisischen Untergrunds“ über die Verbindungen zwischen Nazi-Szene und Inlands-Geheimdienst zutage befördert wurde – und  bekanntlich ist das ja nur die Spitze des Eisbergs, weil Schreddern, Lügen und Aussage-Verweigerung die Arbeit der Untersuchungsausschüsse massiv behindert haben – macht deutlich, dass der ganze „Verfassungsschutz“ Teil des Problems ist. Die Partei „Die LINKE“ hat in Thüringen und Hessen Anträge zur Auflösung des VS und zur Schaffung zivilgesellschaftlicher Strukturen zur Informationsauswertung gestellt.

Inzwischen versucht der VS sich als Teil der Zivilgesellschaft zu geben, tritt in Netzwerkstrukturen auf, bietet sich als Bildungsträger an – immer streng am Begriff des „politischen Extremismus“ orientiert, versteht sich. Und tatsächlich ist die „Aufarbeitung“ des NSU-Terrors auf den Münchner Prozess reduziert und der Skandal massiv rassistischer Ermittlungen und skandalöser Verquickung von Geheimdiensten und Nazi-Szene schon fast wieder in Vergessenheit geraten. Wir werden in Zusammenhang mit dem Antrag aus Hessen auch auf diesem Kongress darüber sprechen, wie wir die Forderung nach Auflösung des Inlands-Geheimdiensts weiter vorantreiben können.

– Wir haben uns mit der Forderung nach Verbot der NPD eingebracht in die jährlichen Demonstrationen und Blockaden gegen den einstmals größten Nazi-Aufmarsch in Europa, der alljährlich die unsägliche Mär vom „Bomben-Holocaust“ in Dresden durch die Straßen tragen konnte. Wir haben mit dem Motto „Blockieren ist unser Recht“ Stellung bezogen gegen die unerhörte Kriminalisierung von Antifaschist_innen und Aktionsformen, die Nazis tatsächlich aufhalten können.

Unser Kamerad Markus Tervooren, Geschäftsführer der VVN-BdA Berlin, der heute unter uns ist, ist einer der Angeklagten, deren Prozess noch aussteht. Sein Vergehen: unsere Fahne in seiner Hand habe Blockierern den Weg gewiesen.

Solange Nazi-Aufmärsche, solange die Propagierung von Mord und Totschlag als vom Grundgesetz geschützte „Meinung“ nicht verboten werden, so lange müssen und werden wir uns ihnen in den Weg stellen. Das haben insbesondere 2011 und 2012 Kameradinnen und Kameraden aus der ganzen Republik, vor allem aus Sachsen und Berlin sichtbar gemacht. Und gemeinsam mit vielen anderen haben wir es geschafft, dass ihr großer Auftritt in Dresden inzwischen Geschichte ist und es hoffentlich bleibt.

Das geht nur in Bündnissen, in denen das gemeinsame Anliegen wichtiger ist, als unterschiedliche Positionen im Detail und Vorlieben für die eine oder andere Aktionsform. Dafür, dass solche Bündnisse zustande kommen, können wir als Generationen übergreifende Organisation von Antifaschist_innen unterschiedlicher politischer Herkunft aus Ost und West einen wichtigen Beitrag leisten. Das haben wir  in Dresden und an vielen anderen Orten getan und werden es weiter tun.

Für eine Reihe unserer neuen Mitglieder ist genau das –  die Vermittlung der historischen Erfahrung von der Notwendigkeit des einheitlichen Handelns der Antifaschist_innen –  der Grund dafür, dass sie bei uns eingetreten sind. Fast 700 neue Kamerad_innen haben wir seit dem letzten Bundeskongress gewonnen, das sind gut 10 % unserer Mitglieder. Das ist ein tolles Ergebnis, aber es ist dringend notwendig, weiter zu werben. Wir haben nämlich beinahe doppelt so viele, nämlich knapp 1.200 Mitglieder verloren; wenige durch Austritt, die meisten durch den Tod.

Diejenigen Kameradinnen und Kameraden aus der Gründergeneration, die Überlebenden aus Widerstand und Verfolgung, die noch heute aktiv sind, sind uns Vorbild und Stütze zugleich. Wir profitieren von ihren Erfahrungen und den vielfältigen Kontakten, die sie in einem langen politischen Leben entwickelt haben. Sie machen aus unserer Organisation das Besondere, sie stehen bis heute als „Zeitzeug_innen“ zur Verfügung, unterstützen uns als Redner_innen bei Kundgebungen gegen Nazis, für die Rechte von Flüchtlingen, bei Ostermärschen.

Einige von ihnen sind heute als Delegierte unter uns und wir wollen sie an dieser Stelle ganz besonders begrüßen: Steffi Wittenberg aus Hamburg, Rabe aus Rostock und Ernst Grube aus München.

Wo immer unsere „Altvorderen“ auftreten, erhebt sich eine Stimme gegen das Vergessen. Und das ist nicht nur gut, sondern dringend notwendig.

Das Vergessen hat viele Erscheinungsformen. Die Bundesrepublik Deutschland rühmt sich gern ihrer „Aufarbeitung“ und ihrer Erinnerungskultur. Vermutlich gab es noch nie so viele Gedenkstätten und vermutlich wurden noch nie so viele Kränze im Laufe eines Jahres abgelegt wie heutzutage. Noch nie lief so viel „Nazi-Zeit“ im Fernsehen, bei ZDF Info kann man sich täglich seine „Dosis“ holen, wenn man es aushält.

Allein – „was lernt uns das?“ Wir erfahren wenig darüber, wie es „dazu“ kommen konnte. Wir erfahren wenig darüber, wer Faschismus gefördert und von ihm profitiert hat und wer ihn bekämpft hat – schon lange vor 1933 und – unter schrecklichen Opfern – die ganze lange Zeit bis zur Befreiung. Auch Widerstand im Allgemeinen und Arbeiterwiderstand im Besonderen kommen in der öffentlichen Wahrnehmung kaum noch vor.

Es ist gut, dass mit der Aktion „Verbrechen der Wirtschaft von 1933 bis 1945“ an die Verantwortung der Eliten erinnert wird.

Die Widerstandskämpfer_innen, denen wir verdanken, dass es auch für uns, die nachwachsenden Generationen in Deutschland, positive Vorbilder gibt, verschwinden nach und nach aus Ausstellungen. Sie werden von handelnden Menschen, die eine  Haltung eingenommen, eine Wahl getroffen haben, die gegen die Barbarei gekämpft haben, zu einer „Opfergruppe“ und aus Opfern des Faschismus werden immer häufiger Opfer „von Willkürherrschaft“ oder „totalitärer Herrschaft“.

Nicht nur der Opfer zu gedenken, sondern das Vermächtnis der Kämpfenden weiter zu tragen und zum Tragen zu bringen, ist unser Auftrag jetzt und in der Zukunft. Schon gibt es Kreise und ganze Landesverbände, in denen es keine „Zeitzeuginnen“ mehr gibt.

Dort, wo es keine Überlebenden der faschistischen Terrorherrschaft mehr gibt, müssen wir regelmäßig um unsere Position als ihre Interessenvertretung in den Gremien kämpfen, die wesentliche Entscheidungen über die Ausstellungen der Gedenkstätten und die inhaltliche Ausrichtung der Erinnerung treffen.

Zum Glück gibt es die „Kinder des Widerstands“, die in ganz besonderer Weise als „Zeugen der Zeugen“ die Erfahrungen ihrer Eltern weitertragen können, und die uns auch weiterhin dazu befähigen werden dies als Organisation zu tun. Zum Glück haben uns viele unserer Kameradinnen Bücher, Filme, Aufzeichnungen hinterlassen, zum Glück haben die Historiker_innen unter uns und hat der Studienkreis vieles davon aufgearbeitet. Es ist nun an uns, die Formen des Erinnerns und Gedenkens zu entwickeln, die vor allem junge Menschen erreichen und berühren können.

Dabei stehen wir nicht  ganz am Anfang. An vielen Orten sind vielfältige Veranstaltungskonzepte entwickelt worden, von „bebilderten“ Lesungen über Filme und Filmsequenzen bis zu „interaktiven“ Stadtteilrundgängen oder „Wer nicht feiert, hat verloren“ zum 8. Mai in Berlin. Was fehlt, ist der organisierte Austausch darüber. Dazu wird im vorliegenden Antrag ein Vorschlag unterbreitet.

So wie wir mit Homepage und unserer Konferenz „Lizenz zum Terror – das Jahr 1933“ im zurückliegenden Gedenkjahr der Behauptung, „Extremismus von links und rechts“ hätten die Weimarer Republik zerstört, Fakten und Argumente entgegen gesetzt haben, so müssen wir uns schon jetzt auf den 8. Mai 2015 vorbereiten.

Wir müssen deutlich machen, dass mit der bedingungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands nicht nur der Krieg zu Ende war und „die Lager“ befreit wurden – die Häftlinge befanden sich ja bei der Befreiung meist auf  den Todesmärschen, das meinen diejenigen, die es so formulieren aber natürlich gar nicht.

Am 8. Mai wurde ganz Europa von der Geisel des Faschismus befreit, in Deutschland natürlich zunächst die überlebenden Verfolgten und Widerstandskämpfer_innen, aber wir alle, die wir heute leben, verdanken die Grundlagen eines Lebens in Freiheit und Vielfalt, das wir genießen können, den Siegern des 8. Mai. Sie sind und bleiben auch unsere Befreier. Lasst uns schnellstens daran gehen, überall mit möglichst vielen Bündnispartnern vorzubereiten, dass am 70. Jahrestag „kein Weg daran vorbei führt“, an den 8. Mai 1945 als die „Morgenröte der Menschheit“ zu erinnern, wie es Peter Gingold ausgedrückt hat.

Wir wissen, dass die Früchte des 8. Mai stets gefährdet sind. Rassismus, Chauvinismus, Antismitismus und Antiziganismus, Islamfeindlichkeit – alle möglichen Theorien zur Begründung sozialer Ungleichheit und gesellschaftlicher Ausgrenzung haben Konjunktur. Die „Mitte“-Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung belegen das immer wieder in schrecklicher Deutlichkeit. Wir wissen, die soziale Spaltung der Gesellschaft hat ein Ausmaß erreicht, in dem die Angst vor dem Abstieg in die Sphäre des Prekären Anpassungsdruck und Ausgrenzungsbereitschaft erhöht. Wir erleben, dass Grundrechte immer weiter eingeschränkt werden und wir unsere Privatsphäre kaum noch schützen können. 

Mit der AfD ist eine Partei geschaffen worden, die alle diese Ressentiments und Ängste gezielt anspricht und verstärkt. Eine Partei, die mit den vielen anderen rechtspopulistischen, teilweise neofaschistischen Parteien in Europa kooperiert. Wir wollen hier nicht lange über die AfD sprechen, Ihr habt in Euren Unterlagen unseren Flyer dazu. Viele von Euch haben mitgemacht innerhalb von weniger als 4 Wochen die 20.000 Exemplare der ersten Auflage im Vorfeld der Europa-Wahlen zu verteilen. Das Wahlergebnis zeigt, wir müssen uns auch weiterhin darauf einstellen, dass hier eine durchaus dramatische Veränderung der politischen Landschaft nach rechts droht. Es ist auch unser Auftrag, dem entgegenzuwirken.

Das ist allerdings allein schon deshalb nicht einfach, weil die AfD sich zwar „Alternative“ nennt, aber tatsächlich vielfältige Anknüpfungspunkte an Politik und Propaganda der Großen Koalition gegeben sind:

– Mit der Interpretation der europäischen Bankenrettungsprogramme als „Rettungsschirme“ für Länder, die angeblich – genauso wie die arbeitenden und arbeitslosen Menschen hier – „über ihre Verhältnisse“ gelebt haben und nun am deutschen Wesen genesen sollen,

– mit Parolen von massiver „Einwanderung in unsere Sozialsysteme“ durch Rumänen und Bulgaren – in dieser Wahnvorstellung ein Synonym für Roma -,

– mit dem menschenverachtenden Umgang mit Flüchtlingen unter Berufung auf Recht und Rechtsstaat,

hat die herrschende Politik der AfD ebenso das Feld bereitet wie sie viele Nazi-Parolen als radikalisierten common sense erscheinen lässt.

Wir haben uns gestern Abend mit unseren Kameradinnen und Kameraden aus der FIR darüber ausgetauscht, dass Geschichtsrevisionismus und Rechtsentwicklung europäische Probleme sind. Wir müssen und wollen unsere internationale Zusammenarbeit vertiefen, die internationale antifaschistische Solidarität stärken. Auch durch gemeinsame Aktion. Zum ersten Mal seit 1990 hat die FIR eine solche gemeinsame Aktion beschlossen, um die Antifaschist_innen in Lettland zu unterstützen. In der letzten antifa konnten alle, die nicht mit nach Riga gefahren sind, in Bildern und Berichten einen Eindruck von der Situation dort und dem Stellenwert unserer „Delegation“ gewinnen.

Das ist der Moment, in dem wir Danke sagen wollen. Dank an Thomas, der als „Fels in der Brandung“ alle unsere kleinen und großen Aktivitäten koordiniert, Bündnispartner_innen kontaktiert, Misslichkeiten aus dem Weg räumt, letzte – und oft genug auch schon erste – Hand an Flugblätter, Broschüren, Plakate legt. Besonderen Dank auch an Terra. Ohne die Kooperation der Bundes- und der Berliner Geschäftsstelle hätte es weder Rostock noch Riga geben können und auch der bevorstehende Aktionstag in Riesa wäre ohne die Mitarbeit von Terra kaum denkbar; das ist natürlich auch ein Dank an den Berliner Landesverband und an alle Mitarbeiter_innen der Geschäftsstellen, die beiden zur Seite stehen. Dank auch an die Kameradinnen und Kameraden, die dabei waren und sind, wenn ein Bus oder Zug bestiegen werden muss, um „machtvoll“ zu demonstrieren.

Kampagnen- und Interventionsfähigkeit setzt ein organisierendes Team voraus, der Erfolg ist aber genauso abhängig von den vielen, die mitmachen, einen Tag, eine Wochenende oder mehr dort verbringen, wo wir gebraucht werden.

Unser Dank geht auch an die Redaktion der antifa, die stets dafür sorgt, dass alle Leser_innen rechtzeitig und umfassend über die politischen Projekte der Bundesvereinigung informiert werden.

Kameradinnen und Kameraden,

nach der Befreiung von Faschismus und Krieg sollte Faschismus nie wieder eine Chance haben und es sollte nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen.

Heute ist Deutschland bereits seit 15 Jahren ein Krieg führendes Land. Von der Zerschlagung der Bundesrepublik Jugoslawien über Afghanistan bis Mali sind deutsche Truppen an Militär-Einsätzen in unterschiedlicher Trägerschaft beteiligt. Die Bundeswehr wirbt für ihr blutiges Geschäft in Schulen und bei Ausbildungsmessen. Die Kriegsministerin möchte die Bundeswehr zu einem „vorbildlichen Arbeitgeber“ machen. Gibt’s bald den „Hort vor Ort“, wenn Mama in den Krieg zieht?

An die Spitze der Kriegsbereiten hat sich bei der „Sicherheitskonferenz“ in München der pfäffische Bundespräsident  gesetzt. Der Mann, der von Sant‘ Anna über Oradour bis Lyngiades den Opfern der deutschen Wehrmacht „Versöhnung“ anbietet und schamlos die letzten Überlebenden an sich drückt, nachdem er ihnen erklärt hat, dass es auf keinen Fall noch irgendwelche noch so symbolische Entschädigung geben wird, redet von „Verantwortung“ und meint Kriegsbereitschaft.

Im gleichen Atemzug verleumdet er all‘ jene, die aus der Geschichte des deutschen Militarismus, aus Vernichtungskrieg und Holocaust den Schluss gezogen haben, dass die Verantwortung Deutschlands aus seiner Geschichte nur Zurückhaltung sein kann, ganz besonders militärische.

Nach kurzem Medien-Interesse ist es um die neue deutsche Kriegsbereitschaft ruhig geworden. Das kann für uns kein Grund zur Beruhigung sein, denn die nächste „Krise“, die eine Intervention „erfordert“, kommt bestimmt und wenn der Bundespräsident an solch prominenter Stelle quasi feierlich verkündet: „Wir sind bereit!“ und Außenminister und Kriegsministerin sekundieren, dann werden Taten folgen. Darauf müssen wir uns zusammen mit der Friedensbewegung vorbereiten.

Eine „Krise“ beherrscht heute die Nachrichtensendungen und Schlagzeilen der Zeitungen und birgt tatsächlich die Gefahr eines neuen Krieges in Europa.

Die Krise in der Ukraine hat viele Dimensionen, von der Aneignung des Volksvermögens durch „Oligarchen“ und ihre Folgen über die Förderung jeder Art von Nationalismus durch sämtliche Regierungen der Region seit Ende der Sowjetunion bis hin zum politischen Vorstoß von EU und NATO bis an die Grenzen Russlands.

Und auch hier nimmt die Bundesregierung eine „besondere Verantwortung“ in Gauck’scher Lesart wahr: Damit ist keineswegs die Erinnerung an die Patronage der deutschen Besatzer für das Wüten der ukrainischen Faschisten gemeint, die eine besondere Verantwortung für die Nachkommen von deren Opfern begründet. Vielmehr sind es die bewaffneten Aufständischen des Maidan, die Bilder des für die Ermordung tausender Juden, Sinti und Roma und Kommunisten in der Ukraine verantwortlichen Stepan Bandera vor sich hertrugen, die unter den Schutz der europäischen Demokratien gestellt wurden.

Gleich zwei deutsche Außenminister haben mit ihrer Päsenz auf dem Maidan in einen innenpolitischen Konflikt eines anderen Landes eingegriffen. Walter Steinmeier hat dabei durch gemeinsame Auftritte mit dem Vorsitzenden der Partei „Swoboda“ – ehemals Gesprächspartner der NPD – dazu beigetragen, dieser Truppe den Weg in die Putsch-Regierung zu ebnen, und damit auch der quasi-Beteiligung des militant-faschistischen „Rechten Sektors“, der nun wichtige Positionen im Sicherheitsapparat der Ukraine besetzt.

Durch die bedingungslose Anerkennung dieser Regierung wurde zugleich anerkannt, dass die Regierungsbeteiligung von Faschisten – anders noch mit Fini in Italien und Haider in Österreich – in Europa als akzeptabel gilt.

Die andere Seite der Medaille ist die unerträgliche anti-russische Hetze in nahezu allen Medien. Nur selten erinnern einzelne Journalistinnen daran, dass der Bruch des Völkerrechts bei der Abspaltung der Krim der gleiche ist wie bei der von EU und NATO geförderten Auflösung Jugoslawiens.

Auch wenn es aktuell so aussieht, als ob die Bundesregierung – anders als etwa der Generalsekretär der NATO – nun doch Verhandlungen den Vorzug vor militärischen Drohungen gibt, ist weiter Wachsamkeit geboten.

Eines ist auf alle Fälle klar: Nachdem „Nie wieder Krieg“ schon 1999 aus der „besonderen deutschen Verantwortung“ verschwunden ist, ist ganz deutlich geworden, dass „Nie wieder Faschismus“ zumindest keine außenpolitische Priorität genießt.

Das ist ein denkbar schlechtes Signal.

Gut ist, dass sich überall in Europa Widerstand gegen die  erstarkende Rechte regt und organisiert. Wir – in der Bundesrepublik die VVN-BdA, in Europa die FIR – sind ein organisierender Teil dieses Widerstands. Um diese Rolle gut auszufüllen, müssen wir stärker werden, und wir müssen unsere Zusammenarbeit verstärken. Damit Faschismus in Europa ein für alle Mal Geschichte wird, damit die neue Welt des Friedens und der Freiheit, für die so viele gestorben sind, gelitten, vor allem aber gekämpft haben, eines Tages Wirklichkeit werden kann.

In ihrem Sinne tragen wir das Vermächtnis weiter.

 

 

 

Die Delegierten

1. Juni 2014

Am Kongress nahmen 158 Delegierte teil. Das waren 16 mehr als beim letzten Bundeskongress. Sie waren von ihren Kreisvereinigungen bzw. Mitgliedsvereinigungen gewählt worden. Von ihnen waren 68 (44%)  weiblich und 90 (56%) männlich. 55 Delegierten, d.h. jeder dritte, war zum ersten mal auf einem Bundeskongress. Der Kongress ist damit weiblicher und jünger geworden.

Die Dauer der Zugehörigkeit zur Organisation reichte von weniger als 3 Jahren (12 Delegierte) bis zu über 20 Jahren (54) Delegierte. 97 und damit etwa 2/3 haben Funktionen innerhalb des Verbandes inne. Das arithmetische Mittel ihres Mitgliedsbeitrages beträgt 11 €. Unter den Delegierten gab es Schüler/Studenten/Azubis (7), Berufstätige (59), Erwerbslose (11) und Rentner (58).

6 Delegierte waren während der Nazizeit verfolgt, eingesperrt oder emigriert. Nach 1945 erlitten 11 Delegierte politische Verfolgung.

Insgesamt nahmen etwa 200 Mitglieder und Gäste der VVN-BdA am Bundeskongress teil.

21. Juni 2014 Aktionstag gegen die „Deutsche Stimme“ der NPD in Riesa

28. Mai 2014

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Deutsche Stimme“ verstummen lassen!

Keine Ruhe für Nazis & Rassisten!

Deutsche Stimme“ zumachen!

Riesa_Plakat_fertigAktionstag gegen die „Deutsche Stimme“ 10 Uhr – 12 Uhr „Neofaschismus in Deutschland“ – Die Ausstellung wandert! Mit Musik durch die Fußgängerzone / Start: Stadtmuseum Riesa, Poppitzer Platz 3, Riesa-Göhlis

10 Uhr – 18 Uhr nonpd – Wir informieren – Infostände und Ausstellung zum Thema Neofaschismus vor dem Capitol-Kino / Hauptstr. 72a

12 Uhr Antifaschistische Demonstration Auftaktkundgebung – Rostocker Straße/Riesapark (Weida)

13 Uhr – 15 Uhr Bis vor die Haustür! Demonstration bis zur Geschwister- Scholl-Straße – Direkt vor die Haustür der NPD!

 

Nazi-Propaganda stoppen!

Neonazi-Zeitungen an Kiosken sind eine Art Körperverletzung. Ihr Ziel ist die Verletzung der Würde, Freiheit und körperlichen Unversehrtheit anderer Menschen. Die „Deutsche Stimme“, die Parteizeitung der NPD, ist eines dieser Produkte. Der herausragende Verlag gehört dem NPD-Parteivorstand und dem NPD-Landesverband Sachsen und gibt außer der Zeitung zahlreiche weitere neofaschistische Schriften heraus und vertreibt auch sonst alles, was das Neonazi-Herz begehrt.

 

Deutsche Stimme“ zumachen!

Verlag und Vertrieb nehmen deshalb eine zentrale Stelle im Geflecht aus NPD und militanten Neonazis ein,

Der „Deutsche Stimme Verlag“ (DS) gibt monatlich die Parteizeitung der NPD und zahlreiche weitere neofaschistische Schriften heraus. Zudem beherbergt sein Sitz in der Riesaer Geschwister-Scholl-Straße mehrere NPD-Parteibüros, neben der Landesgeschäftstelle der NPD Sachsen, die Bundesgeschäftsstelle der Jungen Nationaldemokraten (JN), die Geschäftstelle des  NPD-Kreisverband Meißen, das „Bürgerbüro“ des neonazistischen NPD Multifunktionärs Jürgen Gansel, MdL Sachsen, Pressesprecher des NPD-Landesverbandes Sachsen,  Kreisrat des Kreises Meißen und Stadtrat in Riesa. Die Geschäftsführer des DS-Verlag sind Peter Schreiber, Vorsitzender der NPD im Kreistag Meißen, Europa-Kandididat der NPD Meißen und noch MdL Andreas Storr , der aus der militanten neonazistischen Kameradschaftstszene stammt und zuvor Mitglied des mittlerweile verbotenen „Bundes Heimattreuer Jugend“ war.

 Der Standort in der Geschwister-Schollstraße 4, in einem ruhigen Wohn- und Gewerbegebiet muss also als ein neonazistisches „Kraftzentrum“ bezeichnet werden. Mit den Parteibüros an dieser Stelle ist es auch ein öffentlicher Anlaufpunkt der Parteifunktionäre, Gansel, Beier, Schreiber usw..

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Keine Ruhe für Nazis & Rassisten!

Für Rassist_innen, Antisemit_innen und Neonazis darf es keine „ruhigen“ Rückzugsräume geben. Mit unserer Demonstration  „direkt vor die Haustüre“ wollen wir die vermeintliche „Normalität“ der Neonazis in Riesa aufbrechen. Es kann keine friedliche Koexistenz mit den geistigen Brandstiftern geben. Auch das ist Ziel und Inhalt unserer Demonstration.

 

In Riesa glaubt die NPD einen ruhigen Platz gefunden zu haben, um von dort aus Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus verbreiten zu können. Dazu gehört auch, dass zahlreiche NPD-Kader nach Riesa gezogen sind. Im Zuge der „Normalisierungsstrategie“ der NPD, also dem Versuch Neonazis und neonazistische Ideologie als ganz normale Bürger_innen und Faschismus als eine legitime Meinung im demokratischen Meinungsstreit zu etablieren, benehmen sich die Neonazis im Alltag in Riesa relativ „gesittet“. Große Teile der  Stadt(-gesellschaft) spielen da leider mit. So wurde auf Intervention des  NPD z.B. im vergangenen Jahr die „Punkband „Feine Sahne Fischfilet“, die auf Einladung der Jugendbühne, organisiert von Jugendlichen des örtlichen Jugendzentrums „OT“, dort spielen sollten und wollten wieder ausgeladen. Eine Veranstaltung der VVN-BdA unter dem Titel „Keine (Deutsche) Stimme für Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus“ Parteienvertreter_innen von SPD, LINKE und Grünen eingeladen hatte, um über „Die deutsche Stimme (DS)“ und neonazistische Umtriebe in Sachsen zu diskutieren, musste nach einer Intervention der NPD (im Internet) vom Stadtmuseum Riesa in ein Hotel verlegt werden, da „Parteiveranstaltungen“ in Riesa in öffentlichen Räumen nicht erlaubt seien – eine ungute defensive Praxis in vielen deutschen Kommunen gegen über neonazistischen Parteien insbesondere der NPD: demokratischen Parteien und Vereinen wird der Zugang zu öffentlichen Räumen versagt, um dies auch der NPD verweigern zu können.

 

Um dieser Tatsache abzuhelfen, hat sich ein auch Aktionsbündnis aus Verbänden, Gewerkschaften und politischen Parteien gegründet. Ziel ist die Durchführung eines gemeinsamen Aktionstages am 21. Juni2014, der den Protest vor die Haustür der NPD bringen wird. Möglichst viele Bürgerinnen und Bürger Riesas, aber auch darüber hinaus, sollen ermutigt werden, sich gegen den DS-Verlag auszusprechen.

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In Riesa glaubt die NPD einen ruhigen Platz gefunden zu haben, um von dort aus Rassismus,

Antisemitismus und Nationalismus verbreiten zu können.

 

Davon kann aber keine Rede sein. Wir bringen unseren Protest vor die Haustür der NPD.

 

 

Ab 18 Uhr

Antifa-Konzert im U-Punkt mit „Feine Sahne Fischfilet“

Punkrock aus Mecklenburg-Vorpommern

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Die Rostocker Punkband „Feine Sahne Fischfilet“

wurde 2013 in Riesa ausgeladen. Wir holen sie zurück!

(Greizer Straße 2, Riesa)

 

www.feinesahnefischfilet.de

 

Veranstaltungen im Vorfeld

 

Die neue Fassung der bundesweit für Aufsehen sorgenden Neofa- Ausstellung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes- Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten wird in Riesa erstmalig präsentiert.

 

8. 20. Juni 2014,

Stadtmuseum Riesa, Poppitzer Platz 3, Riesa-Göhlis

AVVN_Ausstellungstitelusstellung „Neofaschismus in

Deutschland“,

Veranstalter: IG Metall Riesa;

Stadtmuseum Riesa, Poppitzer

Platz 3, Riesa

 

Dienstag, 10. Juni 2014, 18 Uhr

Stadtmuseum Riesa

Offene Führung durch

die Ausstellung mit

Thomas Willms, Kurator

der Ausstellung Banner zum Aktionstag: Riesa_Plakat_fertig_banner Flyer zum Aktionstag: Riesa_Flyer3_mit Plakat zum Aktionstag: Riesa_Plakat3_mit

Dank an Jacob Appelbaum

geschrieben von Cornelia Kerth, Heinrich Fink

27. Mai 2014

Mit Freude und Dankbarkeit haben wir erfahren, dass  Jacob Appellbaum, einer der diesjährigen Träger des Henri-Nannen-Preises, diesen an die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten VVN-BdA und das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum „apabiz“ weiterreichen will.

2013-12-29_30C3_-_Jacob_Appelbaum_3329-cropAppelbaum hat seine Entscheidung aufgrund der Geschichte  Henri Nannens gefällt. Während Nannen als Mitglied der Propagandakompanien den Endsieg herbeizuschreiben versuchte, saßen Antifaschistinnen und Antifaschisten, die nach 1945 die VVN gründeten, in Lagern und Gefängnissen oder waren im Exil.

Wir werten Appelbaums Geste als wichtiges historisch-politisches Statement und als Anerkennung unserer Vereinigung, deren Mitglieder über Jahrzehnte im Gegensatz zu unzähligen Ex-Nazis in der Bundesrepublik diffamiert und verfolgt wurden.

Lieber Jacob Appelbaum, vielen Dank!

Im Andenken an den 8. Mai: Verantwortung für eine friedliche Lösung in der Ukraine übernehmen

geschrieben von Cornelia Kerth, Heinrich Fink

7. Mai 2014

Das fordern wir in einem offenen Brief an Außenminister Steinmeier

Die Situation in der Ukraine ist alarmierend und gibt jeden Tag mehr Grund zur Sorge.

Die Beteiligung der langjährigen NPD-Partnerorganisation „Swoboda“ und des mit ihr verbandelten militant-faschistischen „Rechten Sektors“ an der amtierenden Regierung in Kiew und deren Anerkennung durch EU und Bundesregierung haben das Land an den Rand des Abgrunds gebracht.

Durch die Regierungsbeteiligung sind Kräfte mit Macht ausgestattet und staatlich legitimiert, die sich offen und aktiv auf die faschistischen Kollaborateure des Vernichtungskriegs beziehen. Das mobilisiert bei allen Gruppen, die historisch den Faschisten zum Opfer fielen, insbesondere bei der jüdischen Minderheit, bei Antifaschist_innen und russisch-sprachigen Bürger_innen der Ukraine berechtigte Ängste. Diese Ängste ernst zu nehmen, ist eine notwendige Schlussfolgerung aus der deutschen und europäischen Geschichte.

Dass nicht nur von Seiten der Regierung in Kiew, sondern auch aus Russland, an nationalistische Haltungen und Gefühle appelliert und entsprechende Kräfte von beiden Seiten unterstützt werden, ist unübersehbar.

In einer solchen Situation wäre es Aufgabe der „Friedenspreisträgerin“ EU und der Bundesregierung für De-Eskalierung zu sorgen. Stattdessen wird über buchstäblich alle Kanäle das anti-russische Ressentiment gepflegt und verstärkt. Während die offene Gewalt der Demonstrant_innen auf dem Maidan nicht nur als legitimer Volksaufstand unterstützt wurde, sondern auch die Regierung davor gewarnt wurde, mit Gewalt zu antworten, bleibt der Einsatz von Militär in der Ost-Ukraine ohne öffentliche Reaktion.

Der Tod von 42 Menschen im brennenden Gewerkschaftshaus von Odessa hat die Situation dramatisch zugespitzt. Auch wenn sich nach wie vor nicht feststellen lässt, wie es dazu gekommen ist, so schreibt doch der „Vorwärts“ zutreffend:

“Die Bilder sind schrecklich genug: Flammen schlagen aus dem Haus. Menschen versuchen sich aus den Fenstern zu retten. Männer auf dem Platz davor, in Tarnanzügen, jubeln, schießen auf die Fassade, schleudern Brandsätze auf die pro-russischen Aktivisten, die aus dem Inferno fliehen wollen. Wieder einmal greifen die Sicherheitskräfte nicht ein.“

Wir fordern von der Bundesregierung, dass sie ihren – offenbar in beide Richtungen vorhandenen – Einfluss nutzt, um die Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Damit würde sie tatsächlich einer „besonderen deutschen Verantwortung“ gerecht werden.

8. Mai 1945 – Tag der Befreiung

geschrieben von Cornelia Kerth

6. Mai 2014

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Genau 40 Jahre hat es gedauert, bis ein Bundespräsident an einem 8. Mai von Befreiung gesprochen und damit einen Perspektivenwechsel eingeleitet hat. Bis dahin hatte die Sicht der Nazis, der Deutsch-Nationalen, der „Frontkämpfer“, der Profiteure und Mitläufer das offizielle Vokabular geprägt: Zusammenbruch, Kapitulation, Besatzer. Mit Weizsäckers Rede wurde die Perspektive der Verfolgten des Nazi-Regimes „gesellschaftsfähig“, der 8. Mai wurde im bundesdeutschen Geschichtsdiskurs zum Tag der Befreiung. Und wo es Befreiung gibt, gibt es auch Befreier. Nach der „Wehrmachtsausstellung“ war dann auch klar, dass jeder Tag, an dem die Ostfront hielt,den Betrieb der Krematorien in Auschwitz verlängerte.

Inzwischen hatte allerdings der Planungsstab der Bundeswehr  in  den  „Verteidigungspolitischen Richtlinien“ die „Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt“ zum Auftrag der Bundeswehr erklärt. Seit 1998 ist Deutschland wieder ein Krieg führendes Land und ein kriegsbereiter Bundespräsident denunziert „jene (), die Deutschlands historische Schuld benutzen, um dahinter Weltabgewandtheit oder Bequemlichkeit () verstecken.“

Der Versuch, mithilfe der Totalitarismustheorie im Wesen Unvergleichliches gleichzusetzen, wie es Anfang der 1990er Jahre bspw. in den Gedenkstätten Sachsenhausen, Ravensbrück und Buchenwald versucht wurde, war damals noch auf scharfen Protest im Europa-Parlament gestoßen. Mit der EU-Osterweiterung  kommen von dort die heftigsten Vorstöße für ein „neues europäisches Geschichtsverständnis“, gipfelnd im Beschluss, den 23. August zum europäischen Gedenktag an die „Opfer von Faschismus und Stalinismus“ zu machen.

ln Kiew, wo die EU-Osterweiterung ­an Oligarchen und Parlament scheiterte, zeigt sich Außenminister Steinmeier Seit‘ an Seit‘ mit dem Anführer der Partei Swoboda, die sich auf den ukrainischen Nazi-Kollaborateur und Massenmörder Stepan Bandera beruft. Kurz darauf erkennt die Bundesregierung eine Regierung an, in der neben Swoboda auch der militant-faschistische „Rechte Sektor“ eine Rolle spielt. Im folgenden Konflikt zwischen der „neuen“ Ukraine und Russland ist das Feindbild klar: der Russe ist ’s.

Und schon ergreift das „größte Drecksblatt der westlichen Welt“ (H. Gremlitza) zusammen mit der Berliner Schwester aus dem Hause Springer die Initiative für eine Petition: „Die russischen Panzer am Berliner Tiergarten sollen entfernt werden.“ Noch dümpelt die Kampagne dahin, aber das kann sich ändern. Der 8. Mai 1945 ist bereits zum „Tag der Befreiung der Konzentrationslager und des Kriegsendes“ geschrumpft. Wenn die letzten überlebenden Häftlinge gestorben sind, bleibt vermutlich nur das „Kriegsende“. Keine Befreiung – keine Befreier.

Lassen wir es nicht so weit kommen! Nutzen wir den 8. Mai zur öffentlichen Erinnerung an die Befreiung, an die Kämpfe und die Kämpfer_innen, denen wir sie verdanken. Und erinnern wir an das Vermächtnis der befreiten Häftlinge von Buchenwald.

Erneuter Neonazigroßaufmarsch am 7.Juni in Dresden

5. Mai 2014

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Kampagne „Keine Zukunft für Nationalismus“ startet+++VVN BdA erwartet 1000 gewaltbereite Neonazis in Dresden+++

 

 Mit einem Aufruf und Hintergrundinformationen informiert die

Website www.no-tddz.org seit Anfang der Woche über den sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“.

Mit der spektrenübergreifenden Kampagne „Diversity welcome – Keine Zukunft für Nationalismus!“ mobilisiert der VVN BdA als Teil des „Forums gegen rechts“ zum Protest gegen Rassismus und Nationalismus am 7.Juni in Dresden.

Am 07. Juni wollen Rechte aus dem ganzen Bundesgebiet in Dresden ihre Vorstellungen eines völkischen Deutschlands auf der Straße verbreiten“, erklärte Regina Elsner, 1.Sprecherin des VVN BdA, Landesverband Sachsen.

„Wir sehen darin den Versuch, im Europawahljahr im Rahmen einer rassistisch geführten Asyldebatte und auf dem Rücken geflüchteter Menschen politisch fragwürdige Erfolge zu verbuchen. Wir werden das nicht einfach ignorieren und rufen daher zu zivilem Ungehorsam gegen diesen menschenverachtenden Aufmarsch auf“, so Elsner weiter.

Der „Tag der deutschen Zukunft“ findet seit 5 Jahren statt, bislang immer in Norddeutschland. Zur Zielgruppe gehören in erster Linie gewaltbereite Neonazi-Kameradschaften und sogenannte autonome Nationalisten. Unterstützung erhalten sie 2014 in Dresden durch sächsische Neonazis um Maik Müller, dem Anmelder der jährlichen Aufmärsche im Februar. Es werden etwa 1000 Neonazis zum Marsch erwartet.

Durch die Verlegung des „TddZ“ nach Dresden wollen gewaltbereite Neonazis ihre Position in Sachsen stärken. Außerdem soll der in Nordeutschland durch breite Proteste begleitete Aufmarsch im NPD-Kernland Sachsen neuen Schwung holen.

 Der VVN BdA wird sich gemeinsam mit vielen Antifaschstinnen und Antifaschisten am 7.Juni des Neonazis unter dem Motto „Wo wir sind ist kein Platz für Nazis!“ entgegenstellen.

Programm des Bundeskongresses

2. Mai 2014

Am 30. Mai um 19.30 Uhr beginnt der 5. Bundeskongress der VVN-BdA im Haus Gallus in Frankfurt/Main mit einer öffentlichen Abendveranstaltung zum Thema „Neofaschismus und Rechtspopulismus in Europa“. Delegierte und Gäste des Bundeskongresses, die bereits am Nachmittag anreisen, sind eingeladen den „Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945“ von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr an einem Tag des Offenen Archivs zu besuchen (um Anmeldung beim Studienkreis wird gebeten). Am 31. Mai beginnt der eigentliche Kongress um 9.30 Uhr (Anmeldung ab 8.00 Uhr) und endet am Sonntag um 13.00 Uhr.

VVN_AusstellungstitelAuf dem Bundeskongress wird auch erstmalig die neukonzipierte Fassung der Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ vorgestellt. Sie wurde erstellt mit Unterstützung der IG Metall, von ver.di Nord und der GEW Hamburg. Außerdem trägt sie den Hans-Frankenthal-Preis der Stiftung Auschwitz-Komitee 2013.

 

 

 

 

Die wichtigsten Unterlagen zum Kongress können hier heruntergeladen werden:

Einladung zum Tag des Offenen Archivs: Tag der offenen Tür für VVN-BdA

Anfahrtsbeschreibung: Anfahrt-Gallus

Abendveranstaltung: VVN Neofaschismus und Rechtspopulismus 30. Mai 2014

Tagesordnung und Zeitplan: Zeitplan Buko

Rechenschaftsbericht: Ansicht_Flyer_VVN_BuKo_420x297_komplett

Antragsmappe: Alle Anträge Bundeskongress 2014

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