„Antifaschismus in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“
26. September 2011
Aus Anlass des 75. Jahrestages der Gründung der Interbrigaden lädt die VVN-BdA Brandenburg zu einer antifaschistischen Konferenz im Potsdamer Treffpunkt Freizeit (ehemaliges Pionierhaus) ein.
In mehreren Workshops soll über geschichtspolitische Auseinandersetzungen, aber auch über Neofaschismus heute und den Kampf dagegen diskutiert werden. Daneben besteht ausreichend Zeit und Platz um sich gegenseitig kennenzulernen, zu diskutieren, Kontakte zu knüpfen…
Samstag, 08. Oktober 2011, ab 11 Uhr
Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64, Potsdam
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Kontakt und Information: VVN-BdA Land Brandenburg, Jägerstraße 36, 14467 Potsdam, vvn-bbg@gmx.de
Veranstalter: VVN-BdA Brandenburg e.V.
Programm:
11.00 Uhr: Gedenkpolitik in Osteuropa (Hannes Püschel)
In vielen Staaten Mittelosteuropas wird das Erinnern an die stalinistischen Repressionen gegen das Erinnern an den Holocaust ausgespielt, um die ideologischen Vorgänger heutiger nationalistischer Parteien und Bewegungen, die als Kollaborateure Anteil an den deutschen Verbrechen hatten, zu entlasten. Über europäische Gremien beeinflusst diese Politik auch den Umgang mit Gedenkstätten in Deutschland. In diesem Workshop soll über die aktuellen Entwicklungen und darüber wie die Kritik daran geschärft werden kann diskutiert werden.
13.00 Uhr: Neonazismus in Brandenburg (Christoph Kopke)
Christoph Kopke forscht seit mehreren Jahren zu Neonazismus im Land Brandenburg und ist Mitherausgeber des Buches „Rechtsextremismus in Brandenburg“.
13.00 Uhr: Klänge des Verschweigens (Klaus Stanjek)
Der Potsdamer Regisseur Klaus Stanjek wird sein Projekt „Klänge des Verschweigens“ (http://www.klaenge-des-verschweigens.de) vorstellen. Im Mittelpunkt des Projektes steht die Biographie des Sängers und Pianisten Wilhelm Heckmann. Er war ausgebildeter Konzertsänger und trat seit 1923 bis in die Sechziger Jahre hin in ganz Deutschland und der Schweiz auf. In seiner eigenen Familie wurde er allerdings als das „schwarze Schaf“ behandelt. Seine bisexuelle Orientierung wurde ihm in der Zeit der verschärften Homosexuellenverfolgung (1936 + 1937) zum Verhängnis. Nach Denunziation und Verhaftung wurde er (unter bisher ungeklärten Umständen) 1937 ins KZ – Dachau deportiert, später von da ins KZ Mauthausen. Trotz der extrem harten Umstände (langjährige Arbeit im Steinbruch, Bunkerhaft, Rosa-Winkel-Kennzeichnung) konnte er bis zum Kriegsende und der Befreiung überleben. Vermutlich hat seine besondere Musikalität sein Leben gerettet, als Musiker eines Lagertrios und späterer Mitwirkender des Gefangenenorchesters wurde er als Funktionshäftling behandelt und hat leichtere Aufgaben übertragen bekommen.
15.00 Uhr: Workshop: Rechte Strömungen und Neofaschismus in Russland
Den Schwerpunkt der Veranstaltung bildet das Phänomen des russischen Neofaschismus. Dieser wird anhand einiger aktuell bedeutender bzw. bekannter rechtsextremer Organisationen und deren Versuchen beleuchtet, sich in der Gesellschaft zu verankern, sowie am Beispiel der Gewalt durch Neonaziskin-Gruppierungen, der jedes Jahr viele Migrant_innen und Alternative zum Opfer fallen. Zum besseren Verständnis der Herkunft des russischen Neofaschismus bietet der Workshop zudem einen kurzen Überblick über die Erscheinungsformen russischen Nationalismus von der Perestroika bis heute und zeigt die Vereinnahmungsversuche patriotischer Einstellungen sowohl durch rechte Gruppierungen als auch durch die staatliche Politik auf.
Nach Wunsch kann zudem ein Überblick über die russische zivilgesellschaftliche, subkulturelle und antifaschistische Bewegung gegeben werden, die verschiedenen Formen von Bedrohung und Repression, denen Aktive ausgesetzt sind sowie deren Handlungsstrategien im Kampf gegen rechte Propaganda und Gewalt.
Die Referentin stammt aus Russland und befasst sich seit mehreren Jahren mit russischem Nationalismus und antifaschistischen Widerstand. Als Verteterin des „Siempre Antifascista“-Bündnisses Berlin steht sie in Austausch mit antifaschistischen Aktivist_innen in Russland, mit dem Ziel, durch Informations- und gegenseitigen Austausch die Vernetzung mit Deutschland und Europa, sowie eine grenzenlose antifaschistische Solidarität zu fördern.
www.siempre-antifa.tk
17.00 Geschichtspolitik in Spanien (Initiative „Umkämpfte Vergangenheit“)
In den letzten Jahren wird in Spanien verstärkt um die Bewertung der frankistischen Vergangenheit gestritten. Endlich wird auch der lange verschwiegenen Opfer der Franco-Diktatur öffentlich gedacht. Überall im Land wird nach den verscharrten Opfern der Franco-Diktatur gesucht während gleichzeitig die Franco-Denkmäler, die noch vor einigen Jahren in weiten Teilen Spaniens zu finden waren beseitigt werden. Dies passiert nicht ohne Widerstand rechter und konservativer Kreise. Die Initiative „Umkämpfte Vergangenheit“ informiert über die gedenkpolitischen Auseinandersetzungen in Spanien und zeigt die Ausstellung „Umkämpfte Vergangenheit“.
http://umkaempftevergangenheit.blogsport.de/
18.30 Uhr Podiumsdiskussion „Zukunft der Gedenkstätten in Brandenburg“
In den letzten 20 Jahren sind die Neben- und Außenlager von Ravensbrück und Sachsenhausen, mit erhöhter Aufmerksamkeit bedacht worden. Teilweise werden dort heute zum ersten Mal Gedenkstätten am authentischen Ort errichtet, bzw. werden von Überlebenden und jüngeren AntifaschistInnen entsprechende Forderungen artikuliert. Über die damit verbundenen Probleme diskutieren Mitglieder und AktivistInnen verschiedener geschichtspolitisch aktiver Gruppen und Organisationen. Mit Adam König, Überlebender des KZ Auschwitz und Klinkerwerk, einer Vertreterin der Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark, Herta Venter, forscht zum NS-Frauenzuchthaus Cottbus und Vereter/innen der VVN-BdA Brandenburg.
Konzert
Anschließend Konzert mit Atze Wellblech (Straßenmusik trifft Kneipenjazz trifft sorbischen Befreiungspunk trifft Chanson etc.pp.)
Ausstellungen
Während der Konferenz werden im Treffpunkt Freizeit die Ausstellungen „Umkämpfte Vergangenheit“ zur spanischen Geschichtspolitik von der gleichnamigen Initiative und Neofaschismus in Deutschland vom Bundesverband der VVN-BdA gezeigt.
Zudem ist die Ausstellung „Frauen im Widerstand gegen die Nazi-Herrschaft. Das Frauenzuchthaus Cottbus 1939-1945“ zu sehen. VVN-BdA Brandenburg